Der Friedhof ist kein Dorfplatz
Den Gemeinderäten ist ein neuer Hauptweg zwischen den Kleinkötzer Gräbern zu teuer
Kötz Der Kleinkötzer Friedhof soll schöner werden. So weit war man sich im Gemeinderat Kötz einig. Wie das geschehen soll, darüber wurde aber diskutiert. Der von Landschaftsarchitektin Konstanze Stocker erarbeitete Vorschlag passte jedenfalls nicht allen Ratsmitgliedern.
Wer die Diskussion in der Gemeinderatssitzung am Dienstag verfolgt hat – und das hat eine ganze Reihe von Mitgliedern des Kleinkötzer Fördervereins St. Nikolaus mit großer Aufmerksamkeit getan –, der könnte sich auch an vorangegangene Debatten im Kötzer Gemeinderat erinnert fühlen, in denen es ebenfalls um Grüngestaltung ging: Bei der Beratung, wie der Dorfplatz in Großkötz gestaltet werden soll, kamen vor nicht allzu langer Zeit ähnliche Stichworte auf, obenan diese: Pflegeaufwand und Kosten.
Beim Dorfplatz wurde der Entwurf der Landschaftsarchitektin ab- gespeckt. Beim Friedhof in Kleinkötz schlug der Zweite Bürgermeister Reinhard Uhl vor, einen Teil der Grünpflegearbeiten dem Förderverein St. Nikolaus zu übertragen. Der Kötzer Bürgermeister Ernst Walter griff diesen Vorstoß auf und sprach davon, eine Patenschaft des Vereins für Pflegearbeiten zur Voraussetzung dafür zu machen, dass die Gemeinde Sträucher und eine Hecke pflanzt.
Worum geht es bei dem neuen Grün konkret? Es geht um eine Heckenbepflanzung um die zweite Urnenstelen-Reihe, Strauchpflanzung hinter der Madonnen-Figur, die zum Weg hin gedreht werden soll, und um Strauchpflanzung als Sichtschutz vor die „Letzte Ruhestättte“. Das und die Neupflasterung des Hauptwegs sind die wesentlichen Punkte des Maßnahmenkatalogs, der nach einem Treffen mit Landschaftsarchitektin Stocker, dem früheren Kreisgartenfachberater Josef Stocker und der Verwaltung erarbeitet worden ist.
Meinrad Gast, Gemeinderat und Kirchenpfleger von St. Nikolaus in Kleinkötz, lehnte den Vorstoß von Uhl und Walter jedenfalls vehement ab. Zwar verwies er darauf, dass Friedhofsbesucher den Blick auf die Rückseiten zweier landwirtschaftlicher Anwesen hätten und dass es im Kleinkötzer Friedhof an Begrünung fehle, den Förderverein wollte er aber nicht in die Pflicht für Grünpflegearbeiten nehmen lassen. Immerhin, sagte Meinrad Gast, handle es sich ja um einen kommunalen Friedhof und in Großkötz und Ebersbach habe man auch keinen Förderverein, dem man solche Dienste auferlegen könnte.
Letztendlich schwächte Reinhard Uhl dann seinen Vorstoß ab und schlug vor, Bürger anzusprechen, ob sie gewisse Grünpflegearbeiten im Kleinkötzer Friedhof übernehmen würden. Ob das tatsächlich geschehen soll, blieb offen. In ihrem Beschluss, für den es mehrere Anläufe brauchte, weil die Diskussion immer wieder aufflammte, legten die Gemeinderäte nur fest, dass die Pflanzmaßnahmen wie vorgeschlagen in den Jahren 2019 und 2020 vorgenommen werden sollen.
Den Hauptweg, der laut Maßnahmenkatalog hätte gepflastert werden sollen, will die Kommune vorerst so lassen. Immerhin koste ein neuer Weg 13000 Euro, sagte Gemeinderat Richard Lochbrunner. Der vorhandene Weg sei zwar „wellig und nicht der schönste“, aber: „Es ist der Friedhof und nicht der Dorfplatz!“
Unterstützung bekam Lochbrunner von Gemeinderat Michael Mairle, der auf die zahlreichen anderen Auf- und Ausgaben der Gemeinde verwies und deshalb vorschlug, auf einen neuen Weg zu verzichten. Das bekräftigte Gemeinderat Michael Seitz, der die Kosten für den Weg – er sprach von 10 200 Euro – auch im Hinblick auf das mit insgesamt 29000 Euro (inklusive Neugestaltung des Hauptwegs) veranschlagte Gesamtpaket als „fast überzogen“bezeichnete.