Guenzburger Zeitung

Die Mutter aller Fake News

Stern zeigt erstmals die Hitler-Tagebücher

- Stern-Publisher Stern-Fotos Stern-Autor Stern Stern Thomas Moll, epd

Hamburg Mit Humor und einer Spur Selbstiron­ie stellt der erstmals die gefälschte­n Hitler-Tagebücher öffentlich aus. Man könne im Hamburger Verlagshau­s Gruner+Jahr für eine begrenzte Zeit „unsere tiefste Wunde betrachten“, sagte Chefredakt­eur Christian Krug bei der Eröffnung. „Humor ist das Beste, wie man damit umgehen kann“, ergänzte Alexander von Schwerin.

Die angebliche­n „Hitler-Tagebücher“hatten im Mai 1983 einen der größten Skandale der Pressegesc­hichte ausgelöst. Der hatte die Bände von dem Fälscher Konrad Kujau angekauft. Kurz nach Erscheinen der Story wurde die Fälschung durch das BKA enttarnt. Insgesamt 62 Bände wurden vom Verlag für 9,3 Millionen DM erworben. Die gefälschte­n Tagebücher seien die „Mutter aller Fake News“, nannte das Vize-Chefredakt­eur Thomas Ammann. Der Verlag habe die Dokumente wohl auch deshalb über viele Jahre in den Keller gesperrt, um „den Spuk zu bannen“.

Auf schwarzem Filz werden 30 der 50 verlagseig­enen schwarzen Kladden unter Glas präsentier­t. Weil die kleine, krakelige Schrift des Autors kaum zu entziffern ist, sind einige Passagen gedruckt zu lesen. Ergänzt wird die kleine Schau durch

zu dem Thema und dem Siegellack mit dem Reichsadle­r, der den Kladden den Anschein von Echtheit geben sollte. Zu sehen ist auch das kleine Bügeleisen, mit dem Kujau die Tagebuch-Seiten bearbeitet hat, damit sie entspreche­nd alt aussehen.

Erst im Nachhinein wurde deutlich, wie plump die Fälschunge­n eigentlich waren. Kujau sei damals als Fälscher polizeibek­annt gewesen, sagte Michael Seufert. Sein Name habe auf dem gleichen Klingelsch­ild gestanden wie Kujaus Pseudonym „Conny Fischer“. Ein Anruf bei der Polizei hätte also genügt, den Schwindel auffliegen zu lassen.

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