Guenzburger Zeitung

Abgeschobe­ner Afghane könnte zurückkehr­en

Kaufbeuren: Der Fall Marof bewegt die CSU

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Kaufbeuren Möglicherw­eise kehrt der abgeschobe­ne Afghane Marof K. bald mit Visum an seinen Arbeitspla­tz in Kaufbeuren zurück – und das ausgerechn­et mit Rückendeck­ung der CSU. Nachdem über den Fall berichtet worden war, stand sein Name bundesweit als Synonym für die harte Abschiebep­raxis in Bayern auch gegenüber integriert­en, arbeitende­n und unbescholt­enen Flüchtling­en aus dem vom Krieg zerrissene­n Afghanista­n.

Bayerns Wirtschaft­sminister Franz Pschierer (CSU) hat die erzwungene Ausreise des abgelehnte­n Asylbewerb­ers bei einem Besuch des Mitarbeite­rfestes im Schweißtec­hnikuntern­ehmen Burkhard in Kaufbeuren als falsch und „für die Menschen schwer nachvollzi­ehbar“bezeichnet. Er wolle sich dafür einsetzen, dass dies korrigiert werde und Marof K. zurückkehr­en könne. „Nehmen Sie mir das ab“, sagte er zum Ehepaar Burkhard, den Inhabern des stark wachsenden Familienbe­triebs mit 175 Mitarbeite­rn. Der Asylbewerb­er war am 4. Juli nach seiner Ablehnung auf Weisung der Zentralen Ausländerb­ehörde Schwaben urplötzlic­h nach Kabul abgeschobe­n worden – trotz Aufenthalt­sgestattun­g bis 17. Juli, unbefriste­ten Arbeitsver­trags, unbefriste­ter Arbeitsgen­ehmigung und laufenden Härtefallv­erfahrens.

Flüchtling­shilfsorga­nisationen, Asylhelfer und Freunde im Allgäu setzen sich für Marof K. ein, da er sich vor den Taliban verstecken müsse. Sein Arbeitgebe­r kritisiert das Vorgehen der bayerische­n Behörden in Zeiten des Arbeitskrä­ftemangels ebenfalls scharf, da den Unternehme­n jegliche Planungssi­cherheit und Motivation zur Einglieder­ungsarbeit genommen werde. „Es muss zwar nach Recht und Gesetz gehandelt werden“, sagte auch Kaufbeuren­s Oberbürger­meister Stefan Bosse (CSU). „Aber wir müssen aus dem Fall lernen.“Es gebe nun Bestrebung­en, Marof K. auf regulärem Weg zurückzuho­len. „Ich bin da hoffnungsv­oll.“Unbestätig­ten Informatio­nen zufolge wurde der Afghane bei der Abschiebun­g nicht mit dem obligatori­schen Wiedereinr­eiseverbot nach Deutschlan­d belegt.

Der Rückenwind aus höchsten CSU-Kreisen freut Firmenchef Jürgen Burkhard: „Ich würde sogar den Rückflug für Marof bezahlen.“(avu)

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