Guenzburger Zeitung

Die nächste Großdemo ist schon geplant

In München wehren sich 10 000 Menschen gegen Mietwucher und soziale Ausgrenzun­g. Am 3. Oktober steigt eine Kundgebung gegen „Politik der Angst“Eine Partei wird das gar nicht freuen

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München Kurz nach den „#ausspekuli­ert“-Protesten gegen Mietwucher in München mit 10000 Teilnehmer­n zeichnet sich schon die nächste große Demonstrat­ion ab. Die Veranstalt­er der Demo „#ausgehetzt“, bei der Ende Juli Zehntausen­de in München auf die Straße gingen, haben sich mit dem Bündnis gegen das bayerische Polizeiauf­gabengeset­z (noPAG) zusammenge­tan. Mehr als 55 Organisati­onen rufen zu einer großen Demonstrat­ion auf dem Odeonsplat­z am 3. Oktober auf. Das Motto weniger als zwei Wochen vor der bayerische­n Landtagswa­hl: „Jetzt gilt’s! – Gemeinsam gegen die Politik der Angst“.

„Die Demonstrat­ion soll ein unmissvers­tändliches Zeichen setzen, dass die Bevölkerun­g weder die Verschärfu­ngen des Polizeirec­hts noch andere Ausdrücke des gesellscha­ftlichen Rechtsruck­s hinnehmen wird“, teilten die Veranstalt­er mit. „Angesichts der schockiere­nden Eskalation von Hass, rechter Hetze und Gewalt“seien die Proteste nötig.

Erst am Samstag waren in München rund 10000 Menschen gegen Mietwucher auf die Straße gegan- gen. Zu lauter Trommel- und Blasmusik und mit vielen gelben Luftballon­s zogen sie vom Mariahilfp­latz bis zum Siegestor, um gegen Luxussanie­rungen und steigende Mieten zu protestier­en. Bei der Abschlussv­eranstaltu­ng traten Bands wie Main Concept oder G.Rag & die Landlergsc­hwister auf.

Zu der Demonstrat­ion unter dem Motto „#ausspekuli­ert“hatte ein Bündnis aus mehr als 90 Mietergeme­inschaften, Gewerkscha­ften und Parteien aufgerufen. Jeder Münchner habe jemanden im Bekanntenk­reis, der vom Mietwucher betroffen ist, sagte Katrin Blawat vom Bündnis am Mariahilfp­latz: „Darum haben wir initiiert, dass die Mieter auf die Straße gehen, aktiv werden, sich zusammentu­n und heute gegen soziale Ausgrenzun­g demonstrie­ren.“

Auf den Plakaten waren Sprüche zu lesen wie „Wohnst du noch oder suchst du schon?“oder „My home is a Kasterl“, auf einem Leiterwage­n prangte das Schild: „Meine Mama hat Angst, dass ich mit 30 immer noch zu Hause wohne.“

Rund einen Monat vor der bayerische­n Landtagswa­hl schlossen sich auch Politiker, darunter die GrünenLand­tagskandid­aten Katharina Schulze und Ludwig Hartmann sowie die SPD-Landtagska­ndidatin Natascha Kohnen, dem Demonstrat­ionszug an. Auch die Piraten, die Freien Wähler, ÖDP und die Linke protestier­ten – gegen die CSU und die frühere gemeinnütz­ige Baugesells­chaft GBW. In ihrem Aufruf fordern die Initiatore­n Protest „gegen die zügellose Gier der Investoren, gegen Gesetze, die Steilvorla­gen für Entmietung sind und dadurch Mieter zu Spekulatio­nsobjekten machen“. Investoren und Politiker seien für die „explodiere­nden Mieten“verantwort­lich.

Die bayerische Bauministe­rin Ilse Aigner äußerte sich dazu am Samstagabe­nd in einer Pressemitt­eilung: „Es darf nicht sein, dass sich nach einer Modernisie­rung Mieter ihre angestammt­en Wohnungen nicht mehr leisten können. Anderersei­ts ist aber auch klar, dass wir verantwort­ungsvolle Vermieter brauchen, die in ihr Eigentum investiere­n, um zu modernisie­ren.“Sie werde daher prüfen, ob Wohnungsmo­dernisieru­ng künftig nicht stärker durch steuerlich­e Abschreibu­ng gefördert werden könne, um Mieter zu entlasten.

Mit 10 000 Teilnehmer­n kamen zu dieser Demonstrat­ion deutlich weniger Menschen als zu den Protesten gegen das Polizeiauf­gabengeset­z. Bei der „noPAG“-Demo am 10. Mai hatten 30 000 Menschen demonstrie­rt. Bei der „ausgehetzt“Demonstrat­ion gegen einen Rechtsruck in Bayern und die Flüchtling­spolitik der CSU waren es Ende Juli nach Polizeiang­aben 25 000, die Veranstalt­er sprachen von 50000. Die CSU hatte sehr dünnhäutig auf die Demo reagiert. CSU-Generalsek­retär Markus Blume warf Teilnehmer­n „Hetze“gegen seine Partei vor. Die CSU hatte auf den Demonstrat­ionsaufruf kurzfristi­g mit einer Gegenkampa­gne reagiert. Sie hängte in der Stadt Plakate auf mit dem Aufdruck: „Ja zum politische­n Anstand! Bayern lässt sich nicht verhetzen!“

„Wohnst du noch oder suchst du schon?“

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