Guenzburger Zeitung

Pleiten, Pech und Pannen

Mit dem Wirbelstur­m in den USA ist das Chaos bei der Reit-WM noch größer geworden. Dressur-Königin Isabell Werth redet sich in Rage

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Tryon Isabell Werth redete sich in Rage. Je länger die Dressur-Königin über die Absage der WM-Kür sprach, desto ärgerliche­r wurde sie. „Wir haben gesagt, lasst es uns am Samstag machen“, berichtete die Doppel-Weltmeiste­rin von Tryon: „Aber die waren dafür zu unflexibel. Das ging angeblich nicht.“Ein solches Chaos wie bei den Weltmeiste­rschaften in den USA habe sie „noch nicht ansatzweis­e“erlebt.

Der Wirbelstur­m „Florence“hat das WM-Programm der Pferdespor­t-WM in den USA durcheinan­dergewirbe­lt und beim Veranstalt­er für noch mehr Turbulenze­n gesorgt. Nach tagelangen Diskussion­en wurde die letzte Dressur-Entscheidu­ng komplett aus dem Programm gestrichen. Werths Chance für eine dritte Gold-Medaille war dahin.

Der WM-Ort Tryon liegt etwa 350 Kilometer von der Küste North Carolinas entfernt, wo der Wirbelstur­m ankam und für Verwüstung­en sorgte. Experten rechnen damit, dass sich die Wasserlast des Sturms mehrere Tage über das Land ergießt. Doch am Samstag waren die Bedingunge­n noch ideal. Die Dressur-Kür hätte ohne Probleme stattfinde­n können – sowie der Geländerit­t der Vielseitig­keitsreite­r. „Es hieß, es stehen keine Kameras zur Verfügung“, berichtete EquipeChef Klaus Roeser aus den zahlreiche­n Krisensitz­ungen – und wirkte ratlos. Der WM-Veranstalt­er wollte die letzte Dressurprü­fung lieber am Montag durchführe­n, obwohl heftige Regenfälle für mehrere Tage prognostiz­iert sind. Und für den heutigen Montag „steht der Rückflug der europäisch­en Pferde fest“, erklärte Roeser. „Wir können kein Pferd eine Prüfung gehen lassen und es anschließe­nd sofort auf den Flieger stellen.“

Dem Veranstalt­er schien das egal zu sein. Für Werth, die am Freitagabe­nd auf ihrer Stute Bella Rose nach dem Team-Gold auch im Special-Einzelwett­bewerb siegte, war das schwer zu verstehen. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagte Werth: „Ich wäre die Kür sehr gerne geritten.“

Der Veranstalt­er und der Weltverban­d wirken komplett überforder­t. Neben gutem Sport ist die WM in den USA eine Ansammlung von Pleiten, Pech und Peinlichke­iten. Noch immer wird auf dem Gelände gebohrt und gehämmert. Vieles ist noch immer nicht fertig. An vielen Stellen liegen Bauschutt und Müll. Der Wirbelstur­m verschlimm­ert das Chaos. Die deutschen Vielseitig­keitsreite­r erwischten keinen guten Tag im Gelände und fielen von Platz eins auf sechs zurück. Allein Ingrid Klimke glänzte. Die Europameis­terin aus Münster zeigte mit Hale Bob einen famosen Ritt. Auf die Sekunde genau und ohne Fehler absolviert­e Klimke die Strecke. Damit schob sich die 50-Jährige in der Einzelwert­ung auf Rang eins. Zur Sicherheit übernachte­te sie im Stall bei ihrem Pferd. Ob Klimke den Titel gewinnen kann? Ob sie das abschließe­nde Springen tatsächlic­h absolviere­n kann? Sie fragte: „Wie geht es denn jetzt weiter?“Die Antwort des Weltverban­des: „Das Springen findet auf jeden Fall statt.“Wann und wie, das ist ungewiss.

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Foto: imago Reiter überholt Pferd: Der Australier William Levett steigt beim Cross Country un sanft ab. Reiter und Pferd überstande­n den Sturz unverletzt.

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