Millionenschweres Projekt in Burtenbach
Für die Dorferneuerung im Ortszentrum hat das Planungsbüro umfangreiche Pläne vorgestellt. Sie sind in drei Bereiche unterteilt – und würden das Bild der Gemeinde deutlich verändern
Burtenbach Ein Betrag, bei dem einem schwindlig werden könnte: Wenn alles so umgesetzt würde, wie geplant, kämen am Ende etwa zehn Millionen Euro zusammen. Von dieser Summe war im Gemeinderat die Rede, als es um das Konzept der Dorferneuerung im Ortszentrum von Burtenbach ging. Doch so weit ist es noch nicht.
Das vom Krumbacher Ingenieurbüro Kling Consult vorgestellte Konzept wurde vom Gemeinderat zwar einstimmig akzeptiert. Einen konkreten Zeitplan für die umfangreiche Dorferneuerung gib es aber noch nicht. Mit dem ersten Projekt des in drei Bereiche aufgeteilten Vorhabens will sich der Gemeinderat in einer der nächsten Sitzungen befassen.
In vier Workshops beziehungsweise Arbeitskreissitzungen hatten durchschnittlich etwa 30 Bürger an der Entwicklung des Konzepts mitgearbeitet, wie Burtenbachs Rathauschef Roland Kempfle erläuterte. Es handele sich um eine „informelle Planung“, so Susanne Wolf vom Ingenieurbüro, „aber keinen fertigen Bauplan“.
Das Konzept gliedert die Dorferneuerung in drei Bereiche: das Bohnacker-Areal/Alte Schule, das Gebiet Schertlinhäuser/Kirchberg und Schertlinpark/Johanneskirche. Im ersten Bereich sollen als wichtigste Projekte ein neues Dorfgemeinschaftshaus mit Mehrgenerationen-Café auf dem BohnackerGrundstück entstehen. Dafür müsste der Wohntrakt abgerissen werden, die daran anschließenden Gewölbekeller-Räume blieben stehen.
Zweiter Schwerpunkt ist die Sanierung der ehemaligen Schule direkt gegenüber des Rathauses. Dort stellen sich die Planer kleine, altersgerechte Wohnungen vor. Zu dem historischen Ensemble im Zentrum gehört die Dorfwirtschaft Lamm. Auf deren Renovierung hat die Gemeinde allerdings keinen Einfluss, sie obliegt dem Eigentümer.
Der zweite Bereich östlich des Rathauses umfasst die Schertlinhäuser und den Kirchberg. Dort befindet sich das vor zehn Jahren aufgegebene Altenheim der Rummelsberger Diakonie mit den zwei unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden, das ehemalige Pförtnerhaus und ein Amtshaus. Man kann sich dort eine innerörtliche Siedlung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern vorstellen, die über den Schertlinweg erschlossen werden könnten. Das Altenheim müsste dann aber abgerissen werden. Für diese Planung müsste Burtenbach Eigentümerin des Geländes werden. Auch hält das Ingenieurbüro einen barrierefreien Zugang zur Kirche für sinnvoll.
Im dritten Bereich des Konzepts geht es um den Schertlinpark mit Kirche und Kirchenmauer. Das Gotteshaus sollte von Norden her erreichbar sein. Im Park sehen die Planer eine WC-Anlage vor, wollen aber den naturnahen Charakter und Baumbestand erhalbarrierefrei ten. Das dort jährlich stattfindende Kräuterfest soll bleiben, unter anderem mit einem Naturlehrpfad könnte auch die Möglichkeit zur Umweltbildung vorgesehen werden.
Beim Finanzbedarf kommt es drauf an, was der Markt vom Gesamtkonzept überhaupt realisieren kann. Daher sollte auf jeden Fall mit Prioritäten gearbeitet werden, empfahl Susanne Wolf. Für die ersten drei Projekte mit Dorfgemeinschaftshaus, ehemaliger Schule und Dorfwirtschaft wird mit „grob geschätzten“Kosten von circa 3,56 Millionen Euro gerechnet: „Der Hauptbrocken sind die baulichen Maßnahmen.“
Der zweite Abschnitt mit dem früheren Altenheim und dem Kirchhof ist mit circa fünf Millionen Euro kalkuliert und der dritte mit dem Schertlinpark noch einmal mit circa 300000 Euro. Alles in allem wäre die Umsetzung schon kostenintensiv, meinte die Planerin, sie rechnet mit zehn Millionen Euro, aber alles nur als grobe Schätzung.
Da die Planung in Zusammenarbeit mit dem Amt für ländliche Entwicklung in Krumbach erfolgt, sind für die Dorferneuerung erhebliche staatliche Förderungen möglich, bis zu 50 Prozent, wie Bauoberrat Lothar Birzle informierte: „Für die Gemeinde fängt die Arbeit jetzt erst an.“Förderzusagen gebe es natürlich erst, wenn konkrete Beschlüsse vorliegen. Die Umsetzung des ersten Projekts werde im Gemeinderat zeitnah beraten, sagte Kempfle, um es zügig auf den Weg zu bringen.
Jetzt ging es im Gremium auch noch darum, dass am Burtenbacher Quellenweg ein Bauherr auf seinem Grundstück ein Insektenlager errichten darf. Es handelt sich um einen Flachdachanbau an ein bestehendes Garagengebäude. Dort ist nach Kempfles Worten eine Schabenzucht als Echsenfutter vorgesehen. Baurechtlich stehe dem Antrag nichts entgegen, dem zwei Nachbarn allerdings nicht zugestimmt haben. Mit dem Abtragen der Decklehmschicht zur Erweiterung der Trockenabbaugrube hat eine Firma auf drei Grundstücken in Burtenbach begonnen. Der Gemeinderat gab dafür sein Einverständnis.
Ein von mehreren Jugendlichen im Schertlinpark eingerichteter Mountainbike-Parcours mit Sprungschanzen ist bei einem Anlieger auf wenig Gegenliebe gestoßen, wie Ratsmitglied Christina Scherer beim weiteren Tagesordnungspunkt anmerkte. Bürgermeister Roland Kempfle hat gegen eine derartige Nutzung des Schertlinparks aber keine Einwände: „Das stört uns überhaupt nicht.“Nur sollten die Belange des Bund Naturschutz, der den Park betreut, berücksichtigt werden. Der Park dient sozusagen als „kleine Insel“zur Erholung in Burtenbach.