Sperrungen werden einfach ignoriert
Die B 16 zwischen Hochwang und Ichenhausen ist nicht passierbar, viele Autos fahren aber munter durch die Baustelle. In Ursberg hat die Polizei auf dieselbe Situation bereits reagiert
Ichenhausen/Ursberg Lothar Schwuchow hat gestern Morgen seinen Augen nicht trauen können. Gerade stellt der Bauleiter beim Staatlichen Bauamt Krumbach mit seinen Mitarbeitern Umleitungsschilder auf und montiert an der B16 zwischen Hochwang und Ichenhausen Absperrungen, da rauscht das erste Auto an ihm vorbei – mitten in die Baustelle hinein. Dieser Abschnitt ist die ganze Woche gesperrt, um die Asphaltdecke zu erneuern. Vor Wochen wurde die Vollsperrung angekündigt, doch „50 Prozent der Autofahrer halten sich nicht daran“, stellt Schwuchow fest. Auch in Ursberg, wo derzeit ein neuer Kreisverkehr gebaut wird, ignorieren so viele die Baustelle, dass die Polizei Geldstrafen verhängen muss.
Die Arbeiten an der B 16 haben in der vergangenen Woche zwischen Ellzee und Ichenhausen begonnen, jetzt ist der nördliche Abschnitt dran. Die Fahrbahndecke war laut Schwuchow so von Spurrillen und Rissen durchzogen, dass sie saniert werden muss. 15 Lastwagen und eine Fräse sind Schwuchow zufolge im Einsatz. Eine glatte Straße sei für alle Verkehrsteilnehmer von Vorteil, dafür müssten sie aber ein paar Tage lang eine größere Umleitung in Kauf nehmen. Nur Schul- und Linienbusse dürften die Baustelle passieren. Das wollen aber auch viele andere. Gestern hält selbst der Umstand, dass in Hochwang eine Polizeistreife steht, viele Autofahrer nicht davon ab, die Absperrung zu passieren. Schwuchow selbst habe einige angesprochen und nicht nur Ausreden zu hören bekommen. „Man hat uns einiges an den Kopf geworfen“, erzählt er.
Das Hauptproblem sei aber, dass die Arbeiten und die Sicherheit der Bauarbeiter gefährdet seien. „Wenn der Betrieb durch unvernünftige Fahrer aufgehalten wird, dauert die Baustelle umso länger.“Eine Frau habe gestern sogar telefonisch angefragt, ob sie mit dem Auto den Radweg zwischen Hochwang und Ichenhausen befahren dürfe.
Dass es noch dreister geht, hat Reinhold Allmann vom Staatlichen Bauamt erst kürzlich am neuen Kreisverkehr in Ebershausen beobachtet. Eine Autofahrerin sei an der ersten Absperrung vorbeigefahren, dann fast an einem Asphaltfer- tiger hängen geblieben, um schließlich aus dem Auto auszusteigen, die zweite Absperrung zur Seite zu schieben und weiterzufahren.
Der Polizei sind solche Probleme durchaus bekannt. Stefan Müller, Leiter der Polizeiinspektion Günzburg: „Leider ist es so, dass Verkehrsteilnehmer immer häufiger Beschilderungen ignorieren und oft kein Verständnis da ist, wenn der Verkehr umgeleitet wird.“Müller appelliert eindringlich an alle Autofahrer, sich an die Absperrungen zu halten. Streifen der Polizei Günzburg werden Müller zufolge in den nächsten Tagen schwerpunktmäßig an der B16 unterwegs sein. „Wir haben ein Auge darauf und werden ganz sicher kein Auge zudrücken. Wer sich nicht daran hält, muss mit Sanktionen rechnen“, warnt Müller.
Etwa zehn Verwarnungen in einer Stunde hat die Polizei in Ursberg ausgesprochen. Manchem Verkehrsteilnehmer scheint es schwerzufallen, die Sperrung der B300 bei Oberrohr zu akzeptieren und einen Umweg in Kauf zu nehmen. Das kostet jedoch 20 Euro. Und die Polizei wird weiter vor Ort sein, wie Claus Schedel, Sprecher der Krumbacher Polizei, sagt.
Seit rund einer Woche ist die Strecke bei Oberrohr voll gesperrt. Die dort beschäftigten Bauarbeiter sollen ungestört und sicher ihrer Arbeit nachgehen können. Nur Bussen ist die Durchfahrt erlaubt. Der Grund für die Sperrung ist der Bau eines Kreisverkehrs bei der Abzweigung nach Oberrohr. Zudem wird auf etwa 500 Metern Länge die Asphaltdeckschicht erneuert. Außerdem werden Arbeiten an den Bushaltestellen durchgeführt. Circa 1,3 Millionen Euro kostet das Projekt insgesamt.
Bis zum 16. November bleibt die Bundesstraße voraussichtlich dicht, bei ungünstigen Wetterbedingungen länger. Die Umleitung erfolgt vor allem deshalb in so großem Rahmen, weil der Verkehr nicht durch Ursberg und das Dominikus-Ringeisen-Werk geleitet werden soll. Die B300 ist daher schon ab der Einmündung zur Umgehungsstraße im Osten gesperrt. Das geplante Gewerbegebiet wird an den Kreisverkehr angeschlossen.
20 Euro Strafe drohen dem, der die Baustelle passiert