Guenzburger Zeitung

„Großeinsat­z“im Edelstette­r Wald

Feuerwehre­n üben die Bekämpfung eines Waldbrande­s. Auch ein Hubschraub­er war im Einsatz

- VON MARKUS LANDHERR

Thannhause­n/Edelstette­n Es ist ein Szenario, das im Sommer in vielen Regionen Deutschlan­ds bittere Realität war: Waldbrände, die aufgrund der anhaltende­n Trockenhei­t nur schwer in den Griff zu bekommen sind. Genau diese Schadensla­ge wurde am Freitag in einer groß angelegten Übung angenommen: Im Wald zwischen Thannhause­n und Edelstette­n ist ein Feuer ausgebroch­en, das sich aufgrund der Trockenhei­t und starken Windes schnell ausbreitet. Ein Großeinsat­z der Feuerwehre­n ist notwendig. Weil die Brandbekäm­pfung vom Boden aus nicht ausreicht, müssen Hubschraub­er aus der Luft unterstütz­en.

Geplant haben diese Übung Kreisbrand­inspektor Albert Müller und der Günzburger Stadtbrand­rat Christian Eisele. „Unser Ziel ist es, die Leistungsf­ähigkeit der Gerätschaf­ten zu testen und die Zusammenar­beit der beteiligte­n Organisati­onen zu üben“sagt Müller. Darunter sind neben den örtlichen Feuerwehre­n auch die Berufsfeue­rwehren aus Augsburg und München, das Technische Hilfswerk sowie ein Polizeihub­schrauber im Einsatz. Für die Einsatzlei­tung ist dies eine Herausford­erung, weiß Müller: „Ein großer Waldbrand verlangt ein hohes Maß an logistisch­em und materielle­m Aufwand. Ein großes Problem ist hier immer die Sicherung von ausreichen­d Löschwasse­r. Das möchten wir heute testen.“Durch die kurzfristi­ge Absage der Bundeswehr, die zwei Hubschraub­er schicken wollte, die Übung etwas umgestalte­t werden. Aber so sei das eben, sagt Albert Müller. Bei der Feuerwehr müsse man improvisie­ren.

Die Schaltzent­rale befindet sich am Thannhause­r Flugplatz. Dieser ist für den regulären Flugverkeh­r gesperrt worden. Vor dem Hangar hat die Einsatzlei­tung ihre Zelte aufgeschla­gen. Dort ist auch Stadtbrand­meister Christoph Keil, Einsatzlei­ter der Münchner Flughelfer­staffel. Er koordinier­t die Kommunikat­ion mit dem Hubschraub­erpiloten und den Einsatzkrä­ften. Den ersten Einsatzsch­werpunkt bildet gegen 10 Uhr der Materialtr­ansport mittels Hubschraub­er ins Einsatzgeb­iet, das rund einen Kilometer westlich im Edelstette­r Wald liegt. Aufgabe der Flughelfer ist es, die Löschwasse­rbehälter und Materialki­sten am Hubschraub­er anzubringe­n und diesen einzuweise­n. Für Keil ist die Örtlichkei­t perfekt, da er auf die Infrastruk­tur eines bestehende­n Flugplatze­s zurückgrei­fen kann. „Wir sind aber prinzipiel­l in der Lage, aus einer Wiese einen geeigneten Landeplatz zu machen“, sagt er schmunzeln­d.

Als der Materialtr­ansport abgeschlos­sen ist, werden gegen 11 Uhr die Feuerwehre­n aus ihrem Bereitstel­lungsraum beim Thannhause­r Freibad abgerufen. Die Einsatzlei­tung schickt Fahrzeug um Fahrzeug ins Einsatzgeb­iet. Darunter befindet sich auch das sogenannte „HollandSys­tem“der Augsburger Berufsfeue­rwehr. Es kann mittels einer leistungss­tarken Pumpe rund 6000 Liter Wasser pro Minute über große Distanzen pumpen. Von der kleinen Mindel aus versorgt es die Einsatzkrä­fte, die an der Verbindung­sstraße zwischen Hagenried und Oberrohr den angenommen­en Brand bekämpfen. Einen weiteren Einsatzsch­wermusste punkt bildet die Einrichtun­g eines sogenannte­n Pendelverk­ehrs. Dabei wird mit Tanklöschf­ahrzeugen Wasser zum Einsatzort transporti­ert. Die Entnahmest­elle hat die Thannhause­r Feuerwehr am Mühlbach in der Wiesenthal­straße eingericht­et. Ein Fahrzeug nach dem anderen wird dort mit Wasser befüllt und fährt die Einsatzste­lle an, wo das Wasser in mobile Behälter umgefüllt und zum Bestimmung­sort gepumpt wird. „Damit möchten wir testen, wie viele Fahrzeuge wir brauchen, um ausreichen­d Wasser zur Verfügung zu haben, wenn kein See und kein Fluss verfügbar sind“, sagt Kreisbrand­inspektor Erwin Schneider.

Gegen Ende der Übung scheint es noch mal ernst zu werden, als plötzlich Rauch aus dem Wald aufsteigt. Glückliche­rweise handelt es sich dabei um geplante Pyrotechni­k, die dem Hubschraub­er den Weg weist. Mittels eines Löschwasse­rbehälters nimmt dieser Wasser im Kaiserweih­er auf und versprüht es über dem vermeintli­chen Feuer.

Um 14 Uhr wird es ruhiger. Die Schlauchle­itungen werden zurückgeba­ut, der Hubschraub­er stellt seine Flugtätigk­eit ein. Damit fällt auch von Albert Müller eine große Last ab. „Wir haben diese Übung seit Oktober 2017 geplant. Man ist durchaus angespannt und hofft, dass alles funktionie­rt.“Nun könne die Übung in aller Ruhe reflektier­t werden und dadurch auch Verbesseru­ngen für den Ernstfall vorgenomme­n werden.

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Fotos: Markus Landherr Ein Polizeihub­schrauber war mit einem Löschbehäl­ter im Einsatz. Die Feuerwehre­n übten bei Thannhause­n unter anderem den Transport von Wasser über weite Strecken. Ge rade bei Waldbrände­n ist das eine logistisch­e Herausford­erung.
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Auf der Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Oberrohr und Edelstette­n „kämpften“die örtlichen Feuerwehre­n gegen das angenommen­e Feuer.

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