Die SpVgg Krumbach läutet die Ära des Jugendstils ein
Jonas Schlosser (27) ist Vereinsvorsitzender. Wie es dazu kam und welche Pläne er verfolgt
Wie und wann sind Sie zur Spielvereinigung Krumbach gekommen, Herr Schlosser?
Schlosser: Schon als Kind war ich hier Spieler, habe dann aber zunächst einen anderen Weg gewählt. Ich war sowohl beim Tennis (TC Rot-Weiß Krumbach) als auch beim Klettern (Alpenverein Krumbach) aktiv. Daran erinnere ich mich wegen vieler schöner Momente gerne zurück und ich verfolge beide Vereine auch weiterhin. 2012 bin ich dann zu den Wurzeln zurückgekehrt und wechselte wieder zu „meinem“Verein und „meiner“Sportart Fußball.
Wie kam es, dass Sie vom Fußballplatz auf die Funktionärsebene wechselten und 2. Vorsitzender wurden? Schlosser: Zwar habe ich zwei Jahre in der ersten Mannschaft gespielt und im Aufstiegsjahr 2012/2013 immerhin 20 von 26 Spielen bestritten, aber ich konnte aufgrund der mir fehlenden Ausbildung im Jugendbereich nicht immer mithalten. Das Ganze lief bei mir mehr über Einsatzbereitschaft und Kampf als über Tiki-Taka. Hinzu kam, dass wir damals einen extrem starken A-Jugend-Jahrgang hatten. Den Jüngeren und Talentierteren wollte ich nicht den Weg versperren. Also habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich dem Verein anderweitig helfen und ihm etwas zurückgeben kann. Als mir 2016 der damalige Präsident Peter Talano den Posten des 2. Vorsitzenden anbot, habe ich nicht lange nachdenken müssen. Es war von Anfang an klar, dass die seither andauernde Übergangsphase zum Einarbeiten genutzt werden sollten. Danke an Talano, der sich entgegen seines ursprünglichen Plans noch einmal als Präsident für diese zwei Jahre zur Verfügung gestellt hat. Idealerweise konnten wir in dieser Zeit für jeden neu zu besetzenden Posten im Verein ein junges und motiviertes Mitglied gewinnen.
Sie haben als Vorsitzender große Verantwortung und viele Aufgaben zu erledigen. Gleichzeitig sind Sie viel auf Achse. Wie schaffen Sie das? Schlosser: Tatsächlich ist es nicht immer ganz einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Ich lebe in Augsburg, arbeite in München und bin nun Vorsitzender der SpVgg Krumbach. Da legt man einige Kilometer zurück. Hinzu kommt, dass ich großer Fan des FC Augsburg bin und am liebsten jedes Spiel live im Stadion verfolgen würde. Da bedarf es schon einer gewissen Koordinierung und Planung. Leider bleibt da auch die eigene Familie etwas auf der Strecke. Ich bin aber sehr dankbar dafür, dass sie trotzdem zu mir steht und mich immer unterstützt.
Der geschäftsführende Vorstand besteht seit der Mitgliederversammlung aus vier Mitgliedern. Was ist der Sinn dieser Lösung?
Schlosser: Jeder hat sich für ein Gebiet spezialisiert und kann seine Stärken genau dort einbringen. Mit Daniel Mehrens (27 Jahre, 2. Vorsitzender) haben wir einen begabten Handwerker im Team. Philipp Kracklauer (27 Jahre, 3. Vorsitzender) kümmert sich bereits seit zwei Jahren um das Sponsoring und macht seine Aufgabe herausragend. Mit Thomas Gommel (24 Jahre), der ebenfalls schon zwei Jahre als Hauptkassierer tätig ist, haben wir einen ausgewiesenen Finanzfachmann im Team. Ich vertrete den Verein an erster Stelle nach innen und nach außen, decke die restlichen Aufgabengebiete ab und möchte für jedes Mitglied und alle, die es werden möchten, guter Ansprechpartner sein. Eine „One-Man-Show“ist heutzutage nicht mehr im Trend – und ist vielleicht gar nicht mehr möglich, ohne dass bestimmte Bereiche auf der Strecke bleiben.
Sportlich läuft es für die erste Fußballmannschaft derzeit fast wie am Schnürchen. Was wünschen Sie sich für die Mannschaft?
Schlosser: Ein Aufstieg in die Kreisklasse im ersten Jahr der Amtszeit wäre natürlich überragend. Dazu gehören aber viele Faktoren. Vergangene Saison hatten wir bis zum vorletzten Spieltag noch die Möglichkeit aufzusteigen. Letzten Endes gehört auch eine Portion Glück dazu. Die Hausaufgaben, die wir selbst erledigen können, versuchen wir erfolgreich umzusetzen. Die Qualität des Trainers und der jungen Mannschaft ist unbestritten und der Zusammenhalt ist beispiellos. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir sportlich als Team zusammenbleiben und regelmäßig Talente aus der eigenen Jugend in die beiden Männerteams einbauen können. Ich sage bewusst beide Mannschaften, denn auch dort wird mittlerweile toller, erfolgreicher Fußball gespielt. Das fördert gleichzeitig die Konkurrenzsituation, was sich in der hohen Trainingsbeteiligung niederschlägt.
Wie sieht die Zukunft des Vereins aus? Schlosser: Zunächst muss die vorherige Generation für die geleistete Arbeit in der Vergangenheit lobend erwähnt werden. In der heutigen Zeit würde sich ein Sportheimbau mit ausschließlich ehrenamtlichen Helfern kaum umsetzen lassen. Da fehlt vielen jungen Leuten heutzutage einfach das Know-how. Daher ist es gut, dass das Fundament für ein gutes Miteinander bereits gelegt wurde. Ich sehe meine Amtszeit als langfristiges Projekt. Wichtig ist, dass man mit der Zeit geht, Trends erkennt und sie im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich umsetzt. Ein gesundes Wachstum des Vereins steht für mich an oberster Stelle.
Sie bezeichnen die SpVgg als Familienverein. Was meinen Sie damit? Schlosser: Hier ist jeder Spieler, jedes Kind und jeder Erwachsene herzlich willkommen. Hautfarbe, Herkunft, Alter und Religion sind nicht relevant. Im Landkreis Günzburg ist es zudem ein offenes Geheimnis, wie gut sich unsere Spieler auch abseits des Platzes verstehen. Hier wird jede Person gleich behandelt und man kann hier wirklich eine zweite Familie und Freunde fürs Leben finden. Der Slogan „Ein Verein. Eine Familie. SpVgg Krumbach.“wird bei uns gelebt und auch den jungen Leuten zusammen mit weiteren wichtigen Werten für ein gutes Miteinander aktiv mit auf dem Weg gegeben.