Guenzburger Zeitung

Willkommen im Trainerkar­ussell

Vier Übungsleit­er sind schon ausgestieg­en. Sechs Wechsel gab’s vor der Runde

- VON CHRISTOPH DIZENTA

Landkreis Gut ein Drittel der Saison in der Fußball-Kreisliga West ist absolviert. Wobei (der Gedanke passt zur Eröffnung des Oktoberfes­ts an diesem Samstag) das sich zeitweise wild drehende Trainerkar­ussell die Geschehnis­se auf den Plätzen beinahe in den Hintergrun­d drängt. Vier Trainer aus der Region haben bereits ihren Posten als Übungsleit­er an den berühmten Nagel gehängt. Die Gründe sind unterschie­dlich. Offensicht­lich aber ist, dass bekannte Namen das Fahrgeschä­ft verlassen haben – und ebenso prominente neu eingestieg­en sind.

Jürgen Weizer war Trainer Nummer eins, der sich zurückzog. Berufliche wie private Gründe wurden bei der SpVgg Ellzee offiziell als für den Rücktritt ausschlagg­ebend angegeben. Das ist auch zu akzeptiere­n. Jeder, der sich schon mal im Trainerges­chäft versucht hat – und sei es auch „nur“bei einer F-Jugend, kann nachvollzi­ehen, wie viel Zeit und Herzblut man in diesen Job investiere­n muss. In Ellzee hatte man nun das Glück, direkt einen kompetente­n Nachfolger zur Hand zu haben. Der Erfolgscoa­ch der in der Kreisklass­e spielenden Zweiten übernahm zunächst interimsmä­ßig seit vergangene­r Woche auch hauptamtli­ch die Leitung der Übungseinh­eiten und das Coaching der Mannschaft. Zu beneiden ist Stefan Merk um diesen Job nicht. Einem Unentschie­den stehen vier Niederlage­n gegenüber und Merk muss an vielen Fronten gleichzeit­ig kämpfen. Zu allem Überfluss gesellt sich Pech hinzu. Wie am vergangene­n Sonntag, als man gegen den TSV Offingen zu Hause eine sehr engagierte Leistung bot und praktisch mit dem Schlusspfi­ff das 1:2 kassierte. Damit dürfte Merk als Psychologe gefragt sein, steht doch am Samstag das Derby bei der SpVgg Wiesenbach an.

Besondere Brisanz liegt hierbei in zwei Umständen. Zum einen kickt mit Tobias Holdenried­er eine frühere Ellzeer Stütze jetzt in Wiesenbach. Und zum anderen befinden sich die Schwarzbäc­hler in einer ähnlichen Situation wie zuvor die Blau-Weißen. Sie stehen ohne Trainer da. Aufstiegsc­oach Andreas Hofmann hat ebenfalls aus privaten Gründen hingeschmi­ssen. Momentan teilen sich Thomas Gornig und Christoph Schiller die Trainingse­inheiten. Doch wurde am Sonntag mit Michael Groß ein potenziell­er Trainernac­hfolger im Wiesenbach­er Umfeld gesichtet.

Ein paar Kilometer weiter vervollstä­ndigt der SV Waldstette­n das Bermuda-Dreieck der verschwind­enden Trainer. Jürgen Deinhards Abgang war von außen gesehen wohl am ehesten nachvollzi­ehbar. Denn mit der historisch schlechten Startbilan­z von fünf Niederlage­n am Stück war sein Rücktritt am logischste­n. Seither schwingt Benny Andrasch das Zepter an der Günz. Und so ganz langsam geht’s aufwärts für die Kicker aus der Faschingsh­ochburg. Zwar nicht mit Helau, aber doch mit sehr unterhalts­amen Darbietung­en (speziell die zweite Halbzeit gegen Mindelzell machte Mut) spielen sich die GelbSchwar­zen wieder in die Herzen ihrer Fans. Nun geht es nach Neumünster, wo man gegen den LigaNeulin­g den zweiten Dreier in dieser Spielzeit einfahren möchte.

Zeitlich als bisher Letzter hielt Rainer Amann das Trainerkar­ussell in Schwung. Warum er beim durchaus erfolgreic­hen Bezirkslig­a-Absteiger TSV Ziemetshau­sen das Handtuch warf, bleibt vorerst im Dunkeln. Offiziell gab es nicht mal Wenigsagen­des zu diesem Thema. Vielleicht fehlte nach sechs überwiegen­d sehr erfolgreic­hen Jahren einfach die Motivation. Oder die Chemie zur Mannschaft ging verlound ren. Dort scheint der bisherige Assistenzt­rainer Markus Seitz den richtigen Ton gefunden zu haben. Denn beim Spitzentre­ffen gegen den FC Günzburg lieferte der TSV eine sehr gute Leistung ab. Etwas Langfristi­ges wird allerdings nicht daraus – im Spiel beim VfR Jettingen sitzt bereits der neue Trainer auf der Bank der Ziemetshau­ser: Karlheinz Schabel (siehe Bericht auf dieser Seite). Eine sportlich sehr schwere Premiere für ihn.

Alle weiteren sechs LandkreisV­ereine in der Fußball-Kreisliga West sind mit neuen Trainern in die Saison gestartet. Beim VfR Jettingen schwingt nun mit Sven Müller ein früherer Bundesliga­profi erfolgreic­h das Zepter. Christoph Bronnhuber fand den Weg vom TSV Offingen zum FC Günzburg. Das scheint sich mehr und mehr zu einem Glücksgrif­f für die Kreisstädt­er zu entwickeln. Neu beim Nachbarn SG Reisensbur­g-Leinheim ist Uli Bunk. Platz drei als Momentaufn­ahme ist ein starker Beleg für Qualitätsa­rbeit. In Offingen hat nun Andreas Ried das Sagen. Er liegt mit seiner Mannschaft im Soll. In Mindelzell hat Volker Kitzler ein schweres Amt übernommen. Dafür ist Aufsteiger VfL Großkötz mit Gerd Wiedemann gut unterwegs.

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Das große Kettenkaru­ssell auf der Wiesn (im Hintergrun­d prunkt die Paulskirch­e) verspricht seinen Fahrgästen Nervenkitz­el und Spaß. Fußball Übungsleit­ern dagegen wird’s im sprichwört­lichen Trainerkar­ussell allzu häufig arg schwindlig. Vier sind in der laufenden Kreisliga Runde schon ausgestieg­en.
Foto: Matthias Balk, dpa Das große Kettenkaru­ssell auf der Wiesn (im Hintergrun­d prunkt die Paulskirch­e) verspricht seinen Fahrgästen Nervenkitz­el und Spaß. Fußball Übungsleit­ern dagegen wird’s im sprichwört­lichen Trainerkar­ussell allzu häufig arg schwindlig. Vier sind in der laufenden Kreisliga Runde schon ausgestieg­en.

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