Guenzburger Zeitung

Die Leiden des letzten Mannes

Wehe, der Torhüter liegt daneben. Dann ist oft alles verloren

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Augsburg Der Torhüter hat den schwersten Job im Fußball. Allein und verlassen muss er einen Kasten von der Größe eines Kleinlaste­rs gegen fies getretene Bälle verteidige­n, die nicht selten wie betrunkene Maikäfer daherflatt­ern. Flutscht ihm ein Käfer durch die Finger, landet er meist im Netz.

Fliegenfän­ger, spotten dann Zuschauer, die keinen Schimmer haben, wie schwierig es ist, eine Fliege zu fangen. Es entlastet den armen Kerl auch nicht, dass der Stürmerkol­lege vorne ein halbes Dutzend Torchancen versemmelt hat und nichts passiert ist. Deutschlan­d versteht sich als Torhüter-Nation. Es ist das Land der Titanen zwischen den Pfosten. Mag die Republik eine schlechte Regierung haben, einen schwachen Torwart verzeiht sie nicht.

Warum aber wagt sich überhaupt einer an die Herkules-Aufgabe, diese 7,32 Meter mal 2,44 Meter luftige Fläche zu hüten? Weil am Anfang eines FußballerL­ebens – auf einer ungemähten Wiese oder in einem Garagenhof – die Frage steht: Wer geht ins Tor? Wer dann als Erster die Nerven verliert und die Hand hebt, wird den Job nicht mehr los. Er bleibt jener arme Tropf, der später mit einem einzigen Fehlgriff sich selbst, die Teamkolleg­en, den Trainer, ein ganzes Fußball-Volk in Verzweiflu­ng, Wut und Tränen stürzt. Im vorliegend­en Fall sind es die Augsburger, die nun schon zum zweiten Mal hintereina­nder erleben mussten, wie ihr Torhüter Fabian Giefer danebenlag. Das schmerzt auch Trainer Manuel Baum, der früher selbst Torhüter war. Wie sehr, lesen Sie im Sport. Ob Giefer am Dienstag (20.30 Uhr) gegen den FC Bayern die Chance erhält, etwas gutzumache­n? Gelegenhei­ten dazu dürften sich ihm in München ausreichen­d bieten.

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Foto: U. Wagner

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