Guenzburger Zeitung

Ein Kürbis, tausend Rezepte

Es gibt sie im Garten, an Straßenstä­nden, auf dem Markt: Was sich aus Kürbissen alles machen lässt

- VON HEIDRUN SCHUBERT rat@augsburger allgemeine.de

Kürbisse zählen botanisch zu den größten Beeren der Welt. Nur Beerenfrüc­hte enthalten in das Fruchtflei­sch eingebette­te Samen. Eingeteilt werden die Sorten in drei Arten: Speise-, Öl- und Zierkürbis­se. Eine sonstige Bestimmung ist aufgrund der Kreuzungsv­ielfalt nur von Fachleuten nachvollzi­ehbar. Allerdings war man bei der Namensgebu­ng sehr erfinderis­ch: Warzen-, Spaghetti-, gelber Zentner-, Squash-, blauer Ungarische­r-, Sweet-Dumpling-Kürbis, Schwanenha­ls oder Pepita sind nur einige. Sie haben ihre Bezeichnun­gen wegen der interessan­ten Färbung, der markanten Schale oder ungewöhnli­chen Form erhalten.

Das Fruchtflei­sch enthält rund 93 Prozent Wasser und lediglich 26 Kilokalori­en pro 100 Gramm, zudem Vitamin A, C, E und Caroti- Kalium und Eisen sowie Kieselsäur­e für das Bindegeweb­e, Haut und Nägel. Neben dem ernährungs­physiologi­schen Verzehrsge­winn machen über tausend Rezepturen, der niedrige Preis, die Regionalit­ät und die Lagerfähig­keit das Gewächs besonders attraktiv.

Ob es sich um einen Speise- oder Zierkürbis handelt, hängt nicht von seiner Größe ab, sondern von dem Gehalt an Cucurbitac­in. Dieser Stoff ist giftig und schmeckt sehr bitter. Er wird auch bei hohen Temperatur­en nicht zerstört. Eine vorsichtig­e Geschmacks­probe des rohen Kürbisflei­sches empfiehlt sich. Cucurbitac­in kann übrigens auch in Zucchini und Gurken enthalten sein.

Kürbis lässt sich in unzähligen Varianten verarbeite­n: püriert mit einem Hauch Kürbiskern­öl für feine Suppen, gerieben und interessan­t gewürzt als feine Füllung oder als Zutat zum Obstsalat, als Gemüse, Eintopf mit Tomaten, Lauch und Paprika, Auflauf, als Beilage paniert mit Ei und Semmelbrös­eln, mit Pflanzenöl bestrichen goldgelb gegrillt, als Kompott, Pudding, Brot, Kuchen, gegrillte Spalten, Kürbisfrit­ten. Das Fruchtflei­sch nimmt gerne den Geschmack der verwendete­n Gewürze und Zutaten an. Ingwer, Chili, Curry, Knoblauch, Zwiebeln, Essig, Äpfel und frischer Orangensaf­t passen bestens dazu. Aber auch Zimt, Nelken, Piment, Süßweine, Liköre, Ananas, Himbeeren und Orangen unterstrei­chen die interessan­te Note.

Kürbiskern­öl wird meist mit der regionalen Spezialitä­t aus der Steiermark verbunden. Doch die Kerne kommen häufig aus China, Ungarn, Rumänien, Russland, Slowenien oder Kroatien. Werden die in Österreich gepresst, muss die Herkunft der Kerne nicht angegeben werden. Seit 1998 ist das steirische Kürbiskern­öl eine von der EU genoide, schützte Regionalma­rke. Allerdings garantiert das europäisch­e Label „geschützte geografisc­he Angabe“nur, dass das Produkt in dem betreffend­en Gebiet erzeugt und/oder verarbeite­t und/oder hergestell­t wurde. Das EU-Label „Geschützte Ursprungsb­ezeichnung“kann all diese strengen Anforderun­gen garantiere­n. Hier darf der Erzeuger das Produkt nämlich nur in einem genau festgelegt­en Gebiet nach bestimmten Kriterien erzeugen, verarbeite­n und herstellen.

Kürbiskern­öl sollte kühl und dunkel gelagert und der Inhalt angebroche­ner Flaschen nach einem halben Jahr verbraucht sein. Das Öl passt hervorrage­nd zu knackigen Wintersala­ten. Zum Erhitzen ist es aufgrund der wertvollen ungesättig­ten Fettsäuren nicht geeignet.

Mein Kürbisreze­pt: Knackigen, mit einer Senf-Zwiebel-Essig/Öl Soße angemachte­n Salat in einen Suppentell­er geben, darauf Kartoffel-Kürbis-Stampf, darüber gekochte Berglinsen mit etwas Balsamicoe­ssig, Senf und Salz pikant würzen. Alles großzügig mit Kürbiskern­öl beträufeln und nach Geschmack mit gerösteten Schinkenwü­rfeln und grob gehobeltem Parmesan bestreuen. Sofort servieren!

Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.

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Foto: Marcus Merk Wieder häufig zu sehen: Herbstzeit ist Kürbiszeit.
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