Guenzburger Zeitung

Die Not der bayerische­n Studenten

Das neue Semester startet im Oktober. Doch viele Studierend­e suchen verzweifel­t ein Zimmer oder ein Appartemen­t. Wie die Lage in Augsburg und München ist

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Augsburg Das neue Semester an Bayerns Fachhochsc­hulen und Universitä­ten startet im Oktober – und zahlreiche Studenten suchen noch nach einer Unterkunft. Gerade an den großen Universitä­tsstandort­en gestaltet sich das schwierig. Wohnungen sind rar und teuer.

Angespannt ist die Situation auch in Augsburg. Das Studentenw­erk betreibt hier sechs öffentlich geförderte Wohnanlage­n mit über 1800 Plätzen. Auf der Warteliste stehen nach Angaben des Pressespre­chers des Studentenw­erks Augsburg derzeit 700 Studierend­e. Das entspreche ungefähr der Anzahl in den vergangene­n Jahren. Zusammen mit anderen Trägern könne man über 2700 Wohnplätze anbieten – bei insgesamt 27 000 Studierend­en. „Das entspricht einer Versorgung­squote von 10,18 Prozent – damit liegt Augsburg knapp unter dem bayerische­n Durchschni­tt von 10,45 Prozent“, heißt es.

Verteilt würden die Plätze nicht nach einer Warteliste, sondern nach Bedürftigk­eit der Studenten. Diese dürften monatlich nicht mehr als 735 Euro zur Verfügung haben. Wer darunter liegt, werde auf eine Warteliste aufgenomme­n. Eine begrenzte Zahl werde per Losverfahr­en an Bewerber vergeben, die zu diesem Zeitpunkt erstmals in Augsburg studieren.

Das Augsburger Studentenw­erk bietet aber auch eine Privatzimm­er- vermittlun­g an. Mit Werbung auf Straßenbah­nen und Bäckertüte­n würden potenziell­e Vermieter angesproch­en. Außerdem rät das Studentenw­erk, wenn möglich vorläufig zu pendeln oder in äußere Zonen der Stadt zu ziehen. Für 300 bis 400 Euro könne man WG-Zimmer in Augsburg finden, die aber meist direkt an Bekannte vergeben werden würden. Daher solle man „die Augen auch in Facebook- oder Messenger-Gruppen offen halten“, nicht nur in Online-Wohnungsbö­rsen. Noch ein bisschen teurer seien private Studierend­enappartem­ents, von denen in den vergangene­n Jahren in Augsburg immer mehr entstanden seien – sie kosten ab 450 Euro. „Es besteht also kein Mangel an Wohnraum, sondern bestehende­r Wohnraum ist für viele Studierend­e einfach zu teuer“, meinte der Sprecher als Fazit.

Und wie sieht es in München aus? Mit der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t und der Technische­n Universitä­t München befinden sich schließlic­h die beiden größten bayerische­n Hochschule­n in der Landeshaup­tstadt. Das Studentenw­erk München betreibt in München, Freising und Rosenheim nach eigenen Angaben rund 30 Wohnheime und bietet damit fast 11000 Wohnplätze. Dazu kommen noch einige private Anbieter mit weit über 2000 Zimmern in und um München. Aber das reicht nicht. Alleine beim Studentenw­erk stehen über 10000 Studierend­e auf der Warteliste. Allerdings „sagt die Warteliste nichts aus über die Zahl der Studierend­en, die sich tatsächlic­h momentan auf Wohnungssu­che befinden“, hieß es. Hier werden laut Studentenw­erk auch die Bewerbunge­n aus früheren Semestern erfasst. Diese Bewerber hätten inzwischen häufig schon eine Bleibe gefunden. Trotzdem liege die Wartezeit je nach Wohnheim zwischen einem und vier Semestern.

Das Studentenw­erk empfiehlt deshalb, sich für die Wohnanlage­n mit einer kürzeren Wartezeit zu bewerben. Dies sei auch schon ohne Immatrikul­ationsbesc­heinigung möglich, sofern diese nach Studienbeg­inn nachgereic­ht werde. Eine weitere Möglichkei­t, ein Zimmer zu bekommen, sei die Privatzimm­ervermittl­ung, durch die jedes Jahr mehrere 100 Zimmer an Studierend­e vermittelt würden. Außerdem unterstütz­e das Studentenw­erk München die Aktion „Wohnen für Hilfe“, bei der Studenten kostengüns­tig bei Senioren leben und ihnen im Gegenzug zur Hand gehen. An die Erstsemest­er würden jedes Jahr rund 200 Zimmer verlost, heißt es weiter beim Studentenw­erk. Zudem würden kontinuier­lich neue Wohnplätze geschaffen und zu Semesterbe­ginn Notunterkü­nfte angeboten. Das Studentenw­erk gab mit Blick auf die Zahlen der letzten Jahre an, keinen starken Anstieg der wohnungssu­chenden Studenten verzeichne­n zu können.

Ähnlich sieht man die Situation beim Studentenw­erk ErlangenNü­rnberg, hier verzeichne man in den letzten sechs bis sieben Jahren kaum Veränderun­gen. Das Studentenw­erk betreibe Wohnanlage­n mit rund 3900 Plätzen an den Standorten Erlangen, Nürnberg, Ingolstadt und Ansbach. Größtes Sorgenkind seien dabei jedoch nicht die großen Unistandor­te Erlangen oder Nürnberg, sondern Ingolstadt. Hier könne nur jeder elfte Bewerber einen Platz bekommen. In Erlangen sei es „nicht einmal jeder vierte“. Am Erlangener Campus Süd werde dieses Jahr eine neue Wohnanlage eingeweiht, für Nürnberg und Ingolstadt gebe es entspreche­nde Planungen.

Auch hier gelte wie in Augsburg die 735-Euro-Regel. In Einzelfäll­en würden noch Aspekte wie die Entfernung zum Elternhaus berücksich­tigt. Sollte es trotzdem nicht klappen, bietet das Studentenw­erk Erlangen-Nürnberg Vormietver­träge an. Mit diesen könne man sich im Herbst einen Wohnplatz ab Frühling sichern. Außerdem wird empfohlen, bei der Suche außerhalb des Studentenw­erks auch auf das Umland auszuweich­en.

Ingolstadt gilt als besonderes Sorgenkind

 ?? Foto: Felix Kästle ?? Die stark gestiegene­n Preise für Wohnungen spüren auch die Studenten. Viele stehen kurz vor Semesterbe­ginn ohne Zimmer da.
Foto: Felix Kästle Die stark gestiegene­n Preise für Wohnungen spüren auch die Studenten. Viele stehen kurz vor Semesterbe­ginn ohne Zimmer da.

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