Guenzburger Zeitung

„Halt die Fresse“

Trainer Domenico Tedesco liefert sich ein Wortgefech­t mit dem ausgewechs­elten Franco Di Santo. Die Mannschaft gibt auf und neben dem Platz ein schlechtes Bild ab

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Gelsenkirc­hen Vier Pleiten, eine angeknacks­te Psyche und nun der erste große Zoff – nach dem desaströse­n Saisonstar­t werden beim FC Schalke 04 mit dem heftigen Disput zwischen Domenico Tedesco und Franco Di Santo die ersten Gräben sichtbar. „Ich bin enttäuscht. Das ist auch respektlos gegenüber den Mitspieler­n“, schimpfte der sonst so besonnene Trainer. Mit harschen Worten geißelte Tedesco das Verhalten seines Mittelfeld­spielers, mit dem er sich nach dessen Auswechslu­ng in der 65. Minute einen heftigen Disput geliefert hatte. „Wir müssen den Stil wahren. Ein bisschen gute Erziehung wäre da nicht verkehrt.“

Nach dem verdienten 0:2 gegen Bayern München durch Tore von James Rodriguez (8.) und Robert Lewandowsk­i (64./Foulelfmet­er) zeigte der Argentinie­r zumindest Reue und entschuldi­gte sich auch öffentlich beim Coach, bei den Mitspieler­n und Fans. „Ich sehe ein, dass ich mich falsch verhalten habe. Und es gibt nichts, um meinen Fehler zu rechtferti­gen“, schrieb der 29-Jährige auf Twitter. Sein „heißes Blut“und sein „Wettbewerb­sgeist“hätten ihn zu dieser Reaktion „verleitet“. Gleichwohl dürfte dies Di Santo vor einer internen Strafe kaum bewahren. Sportvorst­and Christian Heidel wollte zwar „keinen Staatsakt“aus dem unliebsame­n und auf Spanisch geführten Wortgefech­t machen, sagte aber auch klar: „Wenn Franco sich nicht korrekt verhalten hat – und das entscheide­t der Trainer –, werden wir ihn sanktionie­ren.“Tedesco, der trotz der Emotionen ein korrektes Benehmen von seinen Spielern erwartet, meinte: „Ob das Folgen hat, klären wir intern.“

Zumindest muss Di Santo wohl mit seiner Verbannung für die nächsten Spiele rechnen. Besonders verärgert zeigte sich Tedesco darüber, dass Di Santo, den er immer „gepuscht“und gefördert habe, mit den Fingern die Nummer „7“zeigte und so wohl signalisie­rte, dass der Trainer lieber Mitspieler Mark Uth hätte auswechsel­n sollen. „Wir sind auf und neben dem Platz eine saubere Truppe. Deswegen gibt es so etwas bei uns nicht“, sagte Tedesco. Der 33-Jährige dementiert­e nicht, dass auch er heftig reagiert hatte und Di Santo mit den Worten „Halt die Fresse“harsch angegangen war.

Der Zoff kommt zur Unzeit. Vor dem Spiel am Dienstag beim SC Freiburg und dem folgenden Heimspiel gegen Mainz ist die Lage mit null Punkten am Tabellenen­de prekär genug. Dazu kommt die Verletzung von Weston McKennie, der länger ausfallen könnte. Nun droht Tedesco gar die Einstellun­g des Schalker Negativ-Startrekor­ds. Vor zwei Jahren war das Team mit Markus Weinzierl mit fünf Pleiten gestartet, landete am Ende auf Rang zehn. „Es ist eine Scheiß-Situation“, räumte Torhüter Ralf Fährmann ein. Besonders ärgerlich fand der Keeper, dass seine Elf durch den Kopfball von Rodriguez im vierten Spiel bereits das dritte Gegentor nach einer Ecke hinnehmen musste. „Die Standards müssen wir besser verteidige­n. Letzte Saison war das noch unsere Stärke“, sagte der Kapitän. Zwar betonen alle, die Lage sei mit der vor zwei Jahren nicht vergleichb­ar, weil seinerzeit fast alles neu gewesen sei. Doch Heidel macht gerade dieser Umstand Sorgen, zumal man mit „anderen Zielen“in die Saison gegangen sei. „Nun haben wir eine gewachsene Mannschaft, wir haben sie mit dem Trainer zusammenge­stellt. Deshalb ist die Enttäuschu­ng jetzt fast noch größer.“

FC Schalke 04 Fährmann – Salif Sané, Naldo, Nastasic – D. Caligiuri, McKennie (54. N. Bentaleb), Rudy, Schöpf – Di Santo (65. Harit) – Embolo, Uth (73. Burgstalle­r) Bayern München Neuer – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Thiago – Müller, Goretz ka – James Rodríguez (87. Sanches), Ribé ry (84. Gnabry) – Lewandowsk­i (79. S. Wagner) Tore 0:1 James Rodríguez (8.), 0:2 Lewandowsk­i (64./Foulelfmet­er) Schiedsric­hter Siebert (Berlin) Zuschau er 62 721

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Foto: Witters Franco Di Santo zeigte sich bei seiner Auswechslu­ng weitaus aktiver als während der 65 Minuten zuvor auf dem Platz.

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