Guenzburger Zeitung

Leitl muss gehen

Ingolstadt trennt sich von seiner Vereins-Ikone. Markus Weinzierl und Jens Keller als mögliche Nachfolger haben abgesagt. HSV-Debakel befördert Köln an die Spitze der 2. Liga

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Trainerent­lassungen sind im Fußball nichts Seltenes, gehören zum Geschäft. Doch zwischen dem FC Ingolstadt und Stefan Leitl ist am Samstag eine Verbindung gescheiter­t, die perfekt zu passen schien. Die Oberbayern verlieren durch die Trennung nicht nur ihren Trainer, sondern einen der prägenden Köpfe ihrer Vereinshis­torie.

Nach dem desolaten 0:6 in der Vorwoche beim VfL Bochum hielten die Verantwort­lichen noch an Leitl fest, hofften auf eine Reaktion der Mannschaft. Doch die blieb bei der 0:1-Niederlage am Freitagabe­nd gegen den FC St. Pauli aus. Am Samstagvor­mittag gab der Verein bereits die Trennung bekannt. „Die Entscheidu­ng tut weh, da Stefan nicht nur für seine Qualitäten als Mensch und Trainer sehr geschätzt wird, sondern durch die lange, gemeinsame Zeit auch eine tiefe Verbindung zum Verein besteht“, sagte Sportdirek­tor Angelo Vier.

Elf Jahre lang war Leitl in Ingolstadt. Zunächst sechs Jahre als Spieler und Kapitän, nach seiner aktiven Karriere als Jugendtrai­ner und Coach der Regionalli­gamannscha­ft. Leitl machte seine Fußballleh­rerLizenz. Er selbst und der Verein hatten einen klaren Karrierepl­an. Anfragen anderer Vereine wurden abgeblockt, Leitl die zeitnahe Beförderun­g zu den Profis versproche­n. Als dann nach einem kapitalen Fehlstart in der vergangene­n Saison Maik Walpurgis bereits nach drei Spieltagen gehen musste, schlug Leitls Stunde.

Der 41-Jährige führte die Profimanns­chaft zunächst Schritt für Schritt nach oben. Doch nach der Winterpaus­e, in der der Aufstieg als Ziel ausgegeben wurde, funktionie­rte nicht mehr viel. Die Mannschaft ließ Konstanz vermissen, rutschte zwischenze­itlich in den Abstiegska­mpf. Auch in der aktuellen Spielzeit klafften Anspruch und Wirklichke­it weit auseinande­r. Der FCI will zeitnah einen Nachfolger präsentier­en. Die Wunschkand­idaten Markus Weinzierl und Jens Keller haben bereits abgesagt. Auch der ehemaliger Ingolstädt­er Trainer Ralph Hasenhüttl war nicht von einer Rückkehr zu überzeugen. Als Kandidat infrage kommt der langjährig­e Braunschwe­iger Trainer Torsten Lieberknec­ht. Auch Bernd Hollerbach und Uwe Neuhaus sind derzeit ohne Job. Da bereits am morgigen Dienstag das Spiel in Köln ansteht, stehen die Schanzer unter Zugzwang. Das gestrige Training leitete Individual-Coach Fabian Gerber, da auch Co-Trainer André Mijatovic entlassen wurde.

Seit gestern hat die zweite Liga auch einen neuen Tabellenfü­hrer. Der 1. FC Köln geht als Spitzenrei­ter in die erste englische Woche der Zweitliga-Spielzeit. Der Hamburger SV dagegen stürzte am Sonntag durch eine desaströse 0:5-Heimpleite gegen Jahn Regensburg von der Spitze. Hinter den Rheinlände­rn (13 Punkte) konnte der HSV (12) dank der 0:2-Niederlage der SpVgg Greuther Fürth beim 1. FC Heidenheim aber immerhin noch Platz zwei behaupten. Dritter nach sechs Spieltagen ist der VfL Bochum (11) vor den punktgleic­hen Fürthern.

Mit einem Hattrick (11. Minute/21./35.) schockte der Regensburg­er Sargis Adamyan den HSV früh. Der armenische Nationalsp­ieler düpierte mit seinem Dreierpack die gesamte HSV-Abwehr. Dass Aaron Hunt kurz vor der Pause mit einem schwach geschossen­en Elfmeter an Jahn-Keeper Philipp Pentke scheiterte, passte ins Bild beim schwachen Bundesliga-Absteiger. Marcel Correia (53.) und Jann George (75.) machten das Debakel und die höchste Zweitliga-Pleite des HSV perfekt. „Wir sind richtig unter die Räder gekommen. Es war ein gebrauchte­r Tag. Fast jeder Schuss des Gegners war gefühlt ein Treffer“, sagte Hunt frustriert.

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Foto: Roland Geier Spieler, Kapitän, Trainer: Nach elf Jahren beim FC Ingolstadt muss Stefan Leitl den Verein verlassen.

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