Die Anzahl der Briefwähler
Landkreis Früher war es ganz einfach: Nur wer einen wichtigen Grund hatte, konnte schon vor dem eigentlichen Wahltermin seine Stimme abgeben und die Briefwahl nutzen. Seit den Europa- und Bundestagswahlen 2009 ist das anders. So hat nun auch bei der Landtagsund Bezirkswahl im Oktober jeder Wahlberechtigte die Möglichkeit, seine Stimme nicht mehr direkt im Wahllokal abzugeben, sondern bequem per Post. Die Tendenz dazu steigt. Bei den vergangenen Wahlen haben immer mehr Bürger diese Wahlmöglichkeit genutzt – mit Folgen für die Kommunen.
So wie in der Stadt Burgau haben auch andere Gemeinden ihre Stimmbezirke neu aufgeteilt. Bei der Bundestagswahl 2017 gab es in Burgau zum ersten Mal sieben Briefwahlstimmbezirke, sagt Hauptamtsleiterin Rita Reichel. Also zwei mehr als noch bei den Wahlen 2013. Auch bei der Landtagswahl im Oktober wird es sieben Stimmbezirke für die Briefwähler geben. „Die Zahl der Briefwähler ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt Reichel. Schon jetzt sind 850 Anträge für Briefwahlunterlagen bei der Stadt Burgau eingegangen – es werden aller Wahrscheinlichkeit nach noch deutlich mehr werden. Bis zum 12. Oktober, also zwei Tage vor der Wahl, können die Formulare beantragt werden. Die Zahl der Briefwähler ist in Burgau in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Da die aktuellsten Zahlen von der Bundestagswahl im vergangenen Jahr vorliegen, dienen diese als Vergleich: 2009 gab es bei etwa 6800 Wahlberechtigten etwa 1400 Briefwähler, 2013 bei der fast gleichen Anzahl an Wahlberechtigten Briefwähler, 2017 gaben bereits 2000 Bürger ihre Stimme per Post ab.
Seit Donnerstag können die Wahlberechtigten in Ichenhausen ihre Briefwahlunterlagen anfordern. Schon in den ersten Stunden lagen 153 Anträge vor, sagt Sabrina Hoffmann von der Stadt Ichenhausen. „So viele waren es am ersten Tag noch nie.“Deshalb hat auch Ichenhausen reagiert. Bei der Landtagsund Bezirkswahl am 14. Oktober wird es in Ichenhausen fünf Briefwahlbezirke geben – einer mehr als noch bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr.
Auch die Stadt Leipheim ist auf die steigende Zahl der Briefwähler vorbereitet. Zu jeder Wahl ordert Hauptamtsleiterin Norma Burger noch mal mehr Briefwahlunterlagen. Sie will gewappnet sein, denn einmal sind der Stadt Leipheim die Formulare fast ausgegangen. Das war im Jahr 2013, als Landtags- und Bundestagswahl nur wenige Wochen auseinander lagen. „In diesem Jahr ist die Zahl der Briefwähler sprunghaft angestiegen.“Die Unterlagen mussten nachbestellt werden – sogar die Kollegen aus der Gemeinde Bibertal halfen aus, weil dort noch Formulare übrig waren. „Bei jeder Wahl werden es mehr“, sagt Norma Burger über die Zahl der Briefwähler. Ein zusätzliches Briefwahllokal wird es in Leipheim zwar nicht geben, aber zwei zusätzliche Helfer, die beim Auszählen dabei sein werden. Die Zahl der Briefwähler ist bei den vergangenen Bun1800 destagswahlen von 761 auf 895 gestiegen – gemessen an der Wahlbeteiligung ist das ein Anstieg von 28,4 auf 28,8 Prozent.
Bereits 2000 Briefwahlunterlagen hat die Stadt Günzburg für die kommende Landtags- und Bezirkswahl ausgegeben, sagt Pressesprecherin Julia Ehrlich. „Wir rechnen mit rund 3800 Briefwählern. Es lässt sich in den vergangenen Jahren auch in der Stadt Günzburg eine stark steigende Tendenz zur Briefwahl feststellen.“
Tanja Walter, Wahlleiterin der Stadt Günzburg und stellvertretende Ordnungsamtsleiterin, betont, dass die Briefwahl ein deutlicher Mehraufwand für die Stadt gegenüber der klassischen Wahl an der Urne sei. „Es müssen mehr Unterlagen Die Zahl der Briefwähler nimmt im mer mehr zu. Zahlen des Land ratsamtes Günzburg zeigen, wie viele Bürger bei den vergangenen Wah len die Möglichkeit der Briefwahl ge nutzt haben.
● Landtagswahl 2013 Bei der Landtagswahl im Jahr 2013 haben von insgesamt 89 048 Stimmberech tigten im Landkreis Günzburg
52 924 Bürger auch tatsächlich ge wählt. Von ihnen waren 18 662 Briefwähler.
● Bundestagswahl 2013 Bei der Bundestagswahl im Jahr 2013 gab es insgesamt 89 221 Stimmberech tigte, 58 846 von ihnen haben da mals tatsächlich gewählt. 19 240 von ihnen haben ihre Stimme per Briefwahl abgegeben.
● Bundestagswahl 2017 Bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr gab es schließlich bei 89 816 Stimmberechtigten im Landkreis Günzburg tatsächlich 66 837 Wähler, davon waren dann 23 001 Brief wähler. (eff)
bestellt und vorbereitet werden.“Außerdem müssen die Wahlscheine ausgestellt und Sperrvermerke im Wählerverzeichnis eingetragen werden. Auch die Auszählung der Briefwahl sei aufwendiger als bei der Urnenwahl.
So öffnen die Wahlhelfer pro Briefwähler drei Umschläge und die Gültigkeit der Wahlbriefe einschließlich der Wahlscheine muss geprüft werden. Durch den starken Anstieg der Briefwahl werden deshalb auch immer mehr Wahlhelfer in den Briefwahlvorständen benötigt. „Ich denke, dass der Anteil der Briefwahl in den kommenden Jahren nur noch gering steigen und sich auf dem erreichten Niveau einpendeln wird“, prognostiziert Tanja Walter von der Stadt Günzburg.
Wohin soll sich Bayern in den nächsten Jahren entwickeln? Was erwarten Sie von der neuen Landesregierung? Welche Probleme sehen Sie im Land und in der Region? Aber auch: Was war und ist gut? Und: Gehen Sie wählen? Wir haben dazu 30 Personen im Landkreis Günzburg befragt – keine Politiker. Heute: Dirk Baumeister aus Ichenhausen, 48 Jahre alt, Geschäftsführer.
Ich gehe immer zur Wahl. Sonst kann man doch nicht mitreden. Momentan finde ich, dass die
AfD es wirklich übertreibt. Und einer von zehn AfD-Anhängern würde vollkommen reichen. Ich habe wie viele andere Kinder und Enkel, die müssen wir schützen, und zwar nicht nur, indem wir Umweltschutz betreiben, sondern, indem wir sie vor Gewalt beschützen. Auch gegen die Gewalt von rechts. Wünschen würde ich mir Kündigungsgesetze, die die Betriebe bei Kündigungen ihrer Mitarbeiter besser schützen. Innerhalb von vier Wochen kann einer gehen, das ist ein Riesenproblem. Überhaupt lockt die Industrie mit ihren AchtStunden-Schichten und höheren Löhnen die Kräfte. Bayern sollte uns Handwerksbetrieben mehr helfen und schützen, die Industrie macht uns sonst noch kaputt. Vieles läuft gut in Bayern, wir haben keine schlechten Politiker. Ich finde, die CSU sollte weiter allein regieren. Für die Region habe ich ganz klar einen Wunsch: Die B 16-Umgehung soll endlich gebaut werden, und zwar egal, ob Ostoder Westtrasse. Dass jetzt die Bauern, denen die Flächen gehören, abstimmen und nicht die Betroffenen, finde ich nicht so gut.