Gesägt wird vom „Hochsitz“aus
Wie das Holzwerk Mußack in Aletshausen deutschlandweit einmalig Starkholz bearbeitet
Aletshausen In Deutschland bisher einmalig ist die computergesteuerte und elektronisch arbeitende Starkholz-Winkelkreissäge, die seit Kurzem im Holzwerk Mußack in Aletshausen im Einsatz ist. Die Technologie stammt aus der Slowakei, einem der durch die Hohe Tatra und die angrenzenden Mittelgebirge waldreichsten Länder Europas. Die dortigen Spezialisten haben das kleine Wunderwerk entwickelt, das sechs Meter lange und bis zu einem Meter starke Bodenstücke von jahrhundertalten Nadelbäumen sägt, in der Hauptsache Fichten, Tannen und Lärchen. Gebraucht werden die Bretter, Balken und Latten von der Pallettenindustrie. Aber auch die Fensterbauer, der Gerüstbau und die Baufirmen sind Abnehmer.
Stefan Mußack, Inhaber der Mußack Service und Holzverarbeitungs GmbH, ist überzeugt, hier eine Marktlücke gefunden zu haben. Die rund eine halbe Million Euro teure Anlage ist einschließlich der dazu gehörenden Sondermaschinen inzwischen voll ausgelastet. Die Aufträge steigen und schon jetzt gibt es Wartezeiten bis zur Auslieferung von Sonderwünschen. Mußack: „Termintreue und die qualitativ einwandfreie Erfüllung individueller Kundenwünsche sind für uns das wichtigste Gebot.“
Als Grund nennt er die sich gerade in letzter Zeit stark verändernde Marktsituation bei den Sägewerken. „Einige private Sägereien im Nahbereich sind abgebrannt wie Striegel in Krumbach und wurden nicht mehr in Betrieb genommen“, sagt Mußack. Das Fazit: In Schwaben und im angrenzenden Altbayern gibt es lediglich noch zwei Großsägewerke in Landsberg und Aichach. Diese aber sägen nur Baumstämme bis zu einem Durchmesser von 40 Zentimeter. Stämme der fünften und sechsten Klasse können also nicht mehr bearbeitet werden. Die Folge: Die bis zu 90 Zentimeter starken Bodenstücke kauft Mußack, lagert sie in seinem Betrieb und sägt aus ihnen je nach Kundenwunsch Balken, Dielen, Bretter, Kanthölzer und Latten in unterschiedlichster Länge, Breite und Stärke.
Dies alles regeln der Jungunternehmer und sein halbes Dutzend Mitarbeiter vom „Kommandostand“aus mit wenigen Knopfdrücken in Sekundenschnelle. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Auftrag ein Einzelstück ist oder es sich um große Mengen Bretter für die Pallettenfertigung handelt.
Die Teile verlassen besäumt und damit gebrauchsfertig die Sägeanlage, werden anschließend einer eingehenden Qualitätsprüfung unterzogen, auf die gewünschte Länge abgeschnitten, verpackt und per Lastwagen an die Kunden ausgeliefert. Die Abfallschwarten laufen automatisch zur Verkleinerungsmaschine und gelangen per Förderband als heizungsgerechte Hackschnitzel zur vorübergehenden Lagerung in eine angrenzende Halle. Tagesgenau erfolgt von dort der Transport zu den Großabnehmern zur weiteren energetischen Verwertung. Kunden für das anfallende Sägemehl sind Pellets-Hersteller. Es gibt Mußack zufolge „also kaum einen Abfall und auch keinerlei Umweltprobleme“.
Ein zweites Standbein des Familienbetriebs ist die Mußack Holzhandelund Holzaufarbeitung GmbH, für die inzwischen Sohn Michael verantwortlich ist. Ihr Schwerpunkt ist die maschinelle Holzernte mit Prozessoren und Rückefahrzeugen, ohne die heute die Holzverwertung nicht mehr möglich wäre. August Mußack, Senior der Familie blickt zurück: „In meiner Jugendzeit war beim Fällen noch die Handsäge im Einsatz und das Rücken besorgten ein oder zwei Pferde. Eine große Erleichterung brachten dann die Traktoren, bevor wir 1985 den ersten Harvester kauften und damit in Mittelschwaben die maschinelle Holzernte einleiteten.“
Heute erarbeiten die beiden Firmenzweige rund 80 Prozent des Gesamtumsatzes. Der Rest entfällt auf den Brennholzhandel, der bei Mußack nicht mehr wie in den Neunziger Jahren den Schwerpunkt darstellt. Die Firma beschränkt sich heute verstärkt auf den Verkauf von trockenem und gespaltetem Scheitholz in 33 Zentimeter Länge. Wobei sich eine Trendwende zeige: Nachgefragt wird immer mehr ofenfertiges Buchen- und Eichen-Hartholz; dagegen lasse das Interesse am weicheren Fichten-Brennholz deutlich nach.