Von der Mathematikerin zur Klosterschwester
Mechtild Steiner trat vor acht Jahren in den Orden der Dominikanerinnen ein. Die jüngste Schwester im Kloster Wettenhausen legt am Sonntag die ewige Profess ab
Wettenhausen Am Sonntag wird die jüngste Schwester in der Gemeinschaft der Dominikanerinnen in Wettenhausen ihre ewige Profess ablegen. Mechthild Steiner wird damit für ihr ganzes Leben bestätigen, was sie bisher zeitlich begrenzt versprochen hat: Sich ganz in die Hände Gottes zu begeben, dem sie auch die Verantwortung für ihr weiteres Leben überträgt.
Mechthild Steiner hat sich vor acht Jahren dazu entschlossen, in den Orden der Dominikanerinnen einzutreten. Die heute 33-jährige Diplom-mathematikerin aus dem Siegerland hatte sich während eines Auslandssemesters in Auckland dazu entschieden. Dort, erzählt sie, habe sie eine neue, junge Kirche kennengelernt, die ihr für eine klösterliche Zukunft eine Perspektive geben konnte.
Schon als Kind habe sie sich zum Ordensleben hingezogen gefühlt, auch als Jugendliche, doch sei ihr die Kirche damals in Deutschland alt vorgekommen. Bei ihrem Auslandsaufenthalt habe sie erkannt, dass Kirche in Deutschland in der weltumspannenden Kirche nur ein Aspekt unter vielen ist. Das habe ihren Glauben vertieft und ihr die Möglichkeit eröffnet, innerlich Ja zu sagen.
Dass sie sich für die Dominikanerinnen entschieden hat, sei kein Zu- sondern bewusste Entscheidung gewesen. Der Wahlspruch ihres Ordens „Veritas“habe sie angesprochen. Die Aufgabe, das Wort Gottes zu betrachten und weiterzugeben, die Möglichkeit ein aktives Leben zu führen, entspricht ihren Überzeugungen. „Wahrheit passt natürlich auch zu Mathematik. Dominikanerinnen sind klar, strukturiert und geben den Glauben weiter.“Ihr Noviziat hat Mechthild, was so viel bedeutet wie „mächtige Kämpferin“für den Glauben, in Maria Rosenberg absolviert, wo ein geistliches Zentrum im Bistum Speyer aufgebaut wurde.
„Doch in Rosenberg gab es keine Zukunft. Wir waren nur drei Schwestern.“Auf einer Exerzitienreise ins Bistum Augsburg trafen sie auf den damaligen Ordensbeauftragten, den ehemaligen Stadtpfarrer von Burgau, Ulrich Lindl, der ihnen mit dem Kontakt nach Wettenhausen, es ist eines von fünf Dominikanerinnenklöster im Bistum, eine neue Perspektive eröffnete. „Es war Gottes Plan, er hat mich hier hergeführt,“ist Schwester Mechthild überzeugt. „Alles ging rasend schnell. Wir haben sofort zahlreiche Gemeinsamkeiten entdeckt. Wir wurden von der ersten Begegnung an herzlich aufgenommen. Wettenhausen ist eine sehr offene Gemeinschaft. Es war uns sofort klar, dass wir zusammenpassen. Es harmoniert.“Deshalb macht sich Schwes- ter Mechthild, die ihren Taufnahmen beibehalten hat, auch keine Sorgen um die Zukunft. Zwar sind mit den Rosenbergern drei jüngere Schwestern ins Kloster gekommen, doch die anderen in der Gemeinschaft der 14 Nonnen sind weit über dem Renteneintrittsalter. Eine Situation wie in Rosenberg fürchtet Schwester Mechthild dennoch nicht. Sie hat ihre Arbeit als Mathefall, matikerin aufgegeben, drei Jahre war sie als Seiteneinsteigerin Mathelehrerin im St.-thomas-gymnasium. Jetzt arbeitet sie im Bistum. Sie übernimmt vielfältige Aufgaben im Pastoralbereich im gesamten Bistum, sie bietet Pfarrgemeinden an, ihre Flüchtlinge mit dem Christentum bekannt zu machen, organisiert und leitet Exerzitien und gibt Kurse für Kommunionkinder. Im Kloster ist sie für die Anwerbung und Begleitung von Frauen zuständig, die das Klosterleben kennenlernen wollen. Dafür richtet sie auch Wochenendseminare aus. Die Nachfrage sei erfreulich, so Schwester Mechthild, die in Wettenhausen eine deutliche Steigerung des Interesses an einem klösterlichen Leben ausmachen kann, denn viele Frauen seien auf der Suche nach Verlässlichkeit, Sicherheit und festem Halt. Ein erfolgreiches Klosterleben basiere auf verschiedenen Faktoren. Wer sich für ein Leben im Kloster entscheidet, muss zunächst ganz ehrlich zu sich selbst sein und mit Gott in einen Dialog treten. Man müsse bereit sein, das eigene Leben in die Hand Gottes zu legen, ihm die Kontrolle zu überlassen, seine Entscheidungen annehmen und leben. Dennoch können Klosterleben scheitern. Denn es bedürfe der Begleitung, Mitschwestern, mit denen man über seine Sorgen und Ängste sprechen kann, Vertraute.
Sie selbst hatte gute Begleiterinnen. Nun wird sie am Sonntag ihr gesamtes weiteres Leben in Gottes Hand legen, ihr zeitlich befristetes Versprechen entfristen. Auch ihre aus Rosenberg mit nach Wettenhausen gezogenen Mitschwestern Theresia und Lucia werden ein Versprechen geben. Sie werden ihre bereits früher abgelegte ewige Profess in ihrer neuen Klostergemeinschaft feierlich erneuern.