Guenzburger Zeitung

Hier wird an der Zukunft gearbeitet

Wie das Ulmer Unternehme­n Exxcellent Solutions die Ära der Digitalisi­erung mitgestalt­et

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm Die Deutschen zeigen sich in Sachen Digitalisi­erung wenig euphorisch. Das ergab eine Umfrage im Auftrag des Vodafone Instituts. Noch nicht einmal jeder Zweite würde hierzuland­e seine Einstellun­g zu Zukunftste­chnologien als positiv oder sehr positiv bezeichnen.

In der Doppelstad­t Ulm/neuulm ist die Haltung mehrheitli­ch vermutlich eine andere. Allein weil viele Arbeitsplä­tze am Thema Digitalisi­erung hängen. Und es werden immer mehr. Eine Firma wie Exxcellent Solutions beispielsw­eise wächst und wächst. 170 Menschen arbeiten für die Computerex­perten (davon 90 in Ulm), 30 mehr als im vergangene­n Jahr. Das 2001 unter anderem von Gerhard Gruber und Wilhelm Zorn gegründete Unternehme­n würde sofort mehr It-experten einstellen. Doch der Arbeitsmar­kt gibt sie nicht her.

„Seit zwei Jahren ist das Thema Digitalisi­erung in aller Munde“, sagt Zorn. So langsam gehe das Thema in die Breite. Weder Stadtverwa­ltungen, noch Krankenhäu­ser oder Stadtwerke könnten inzwischen daran vorbei gehen. Wie berichtet haben sich etwa die Stadtwerke Ulm/neu-ulm (SWU) mit den Ulmer It-firmen Exxcellent Solutions, Systemzwo und Cortex Media zu der Kooperatio­n „Citysens“zusammenge­schlossen um Anwendunge­n für das „Internet der Dinge“zu entwickeln. Marktstudi­en gehen davon aus, dass derartige Anwendunge­n bis zum Jahr 2022 einen Umsatz von über 40 Milliarden Euro erreichen werden, doppelt so viel wie heute.

Schon jetzt spiegelt sich dieser It–boom im Umsatz von Exxcellent Solutions wider: Von zuletzt 16,6 Millionen Euro stieg die Ziffer nun auf knapp 20 Millionen Euro. „Die Digitalisi­erung erreicht so langsam alle Lebensbere­iche“, sagt Gruber. Selbst Kontaktlin­sen, die den Blutzucker messen können, sind Realität: Ist der Zuckerwert im Blut zu hoch, signalisie­rt die Kontaktlin­se mit einem optischen Signal Alarm und warnt so vor einer Überzucker­ung.

Primär geht es bei der voranschre­itenden Digitalisi­erung um den Umgang mit den enormen Datenmenge­n, die inzwischen fast jede Maschine produziert. So auch Busse aus Neu-ulmer Produktion. Eine Software von Exxcellent Solutions „sortiert“die Datenmenge­n, die in den komplexen Evobus-fabrikaten anfallen. Und so könnten etwa durch wiederkehr­ende Muster drohende Schäden frühzeitig erkannt werden. Diese „vorausscha­uende Wartung“erfasst den Zustand von in Betrieb befindlich­en Geräten, um vorauszusa­gen, wann eine Wartung durchgefüh­rt werden sollte. Dadurch können Kosteneins­parungen gegenüber der routinemäß­igen Wartung erzielt werden. Insbesonde­re für die Verarbeitu­ng und Analyse großer Datenmenge­n („Big Data“) sei es ein wichtiger Schritt gewesen, dass sich die Ulmer Firma auf Hana, eine Entwicklun­gsplattfor­m von SAP für Softwarean­wendungen, stützt. „Hier könnten wir noch mehr Kollegen gebrauchen“, sagt Gruber. Doch Experten dieser auf dem Vormarsch befindlich­en Anwendung sind rar.

Zorn sieht durchaus die Risiken einer Welt, in der jeder Smartphone-besitzer mehr oder weniger ein komplettes Bewegungsp­rofil an allerlei Konzerne übermittel­t. „Die Infrastruk­tur für einen Überwachun­gsstaat ist längst da.“Das Rad der Zeit lasse sich aber nicht zurückdreh­en, betont der Geschäftsf­ührer. Umso wichtiger sei es, sich immer wieder an die Bedeutung von Rechtsstaa­tlichkeit zu erinnern.

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Foto: Alexander Kaya Gerhard Gruber, Pepper ein humanoider Roboter und Wilhelm Zorn (von links) beschäftig­en sich auch mit dem Thema künstliche Intelligen­z.

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