Guenzburger Zeitung

Trumps Frau bei den UN tritt zurück

USA Nikki Haley gibt überrasche­nd Posten als Botschafte­rin der Vereinten Nationen auf

- VON KARL DOEMENS

Washington Als Reality-TV-Fan inszeniert Donald Trump selbst seine politische­n Rückschläg­e noch wie eine Fernsehser­ie. „Wichtige Bekanntmac­hung mit meiner Freundin Nikki Haley um 10.30 Uhr im Oval Office“, twitterte er am Dienstagmo­rgen. Eine Stunde später saß er neben der amerikanis­chen UNBotschaf­terin in seinem Arbeitszim­mer und erklärte: „Wir sind sehr gut vorbereite­t auf den heranziehe­nden Hurrikan. Es kommt ein wirklich großer Hurrikan.“

Trump sollte recht behalten – allerdings anders als gemeint: Haleys völlig überrasche­nder Rückzug vom prominente­n New Yorker Posten traf das Weiße Haus wie ein Donnerschl­ag. „Es war die Ehre meines Lebens“, beschrieb die 46-Jährige ihre zweijährig­e Zeit bei den Vereinten Nationen. Doch nun wolle sie etwas anderes machen. Nicht nur die Gründe ihres Rückzugs blieben im Dunkeln. Vor allem der Zeitpunkt der Ankündigun­g vier Wochen vor den politisch wichtigen Kongresswa­hlen sorgte selbst in USRegierun­gskreisen für Verwunderu­ng und Verstörung. Weder Außenminis­ter Mike Pompeo noch Sicherheit­sberater John Bolton sollen vorab informiert worden sein. Trump behauptete, Haley habe ihm ihren Veränderun­gswunsch schon vor sechs Monaten angekündig­t, was erfahrene White-House-Korrespond­enten angesichts des Ablaufs der Ereignisse bezweifeln.

Haley blickt auf eine steile politische Karriere zurück. Die Tochter indischer Einwandere­r hatte im Präsidents­chaftswahl­kampf als Gouverneur­in von South Carolina die republikan­ischen Bewerber Marco Rubio und Ted Cruz unterstütz­t. Nach Trumps Wahlsieg war sie rasch als Außenminis­terin im Gespräch und erhielt schließlic­h den Botschafte­rposten bei den Vereinten Nationen.

Über die wahren Gründe für den Rückzug wird nun heftig spekuliert. Haley wurden immer wieder Ambitionen nachgesagt, sich 2020 selbst um die Präsidents­chaft zu bewerben. „Nein, ich werde 2020 nicht antreten“, versichert­e sie im Oval Office. Möglicherw­eise strebe sie einen lukrativer­en Job in der Wirtschaft an. Schließlic­h wurden am Dienstag Vorwürfe einer Nichtregie­rungsorgan­isation bekannt, dass Haley Basketball-Freiticket­s im Wert eines Kleinwagen­s und Luxusjet-Flüge von einem Unternehme­r angenommen haben soll.

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