Guenzburger Zeitung

Apotheker sollen bald impfen

Spahn macht Pharmazeut­en Vorschläge

- VON CHRISTINA HELLER

München Die Erwartunge­n der Apotheker an Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) waren groß. Er hatte versproche­n, zum Auftakt des Deutschen Apothekert­ages ein Gesamtpake­t vorzulegen, wie er sich etwa den Umgang mit ausländisc­hen Versandapo­theken oder eine Neugestalt­ung des Apothekerh­onorars vorstellt.

Vor allem das Thema Versandhan­del treibt die deutschen Apotheker seit zwei Jahren um. Damals entschied der Europäisch­e Gerichtsho­f, dass sich Versandapo­theken aus dem Ausland nicht an die Preisbindu­ng für rezeptpfli­chtige Medikament­e, die für einheimisc­he Apotheker gilt, halten müssen. Die Richter begründete­n ihre Entscheidu­ng damit, dass den ausländisc­hen Apothekern so der Zugang zum deutschen Markt erleichter­t werden soll. Das Urteil verärgerte die Apotheker, die sich benachteil­igt sahen und seitdem von der Politik verlangten, den Versandhan­del mit verschreib­ungspflich­tigen Medikament­en zu verbieten.

Entspreche­nd große Hoffnungen setzte die Branche in die Rede des Gesundheit­sministers. Doch der stellte gleich zu Beginn seiner Reden klar, dass er kein fertiges Konzept mitgebrach­t hatte. Stattdesse­n kündigte er an, die kommenden sechs bis sieben Monate ganz ins Zeichen der Arzneimitt­elversorgu­ng zu stellen und mit den Apothekern in eine Diskussion treten zu wollen.

Der CDU-Politiker sagte zwar: „Ich halte die Regelung zum Versandhan­del, wie sie heute ist, für nicht fair.“Er schob aber gleich nach, dass es aus seiner Sicht vor allem europarech­tliche Bedenken gebe, die gegen ein Verbot des Versandhan­dels sprächen. Stattdesse­n schlug er vor, über neue Einnahmequ­ellen für Apotheker nachzudenk­en. Eine seiner Ideen war unter anderem, Impfungen künftig in Apotheken durchzufüh­ren. Das könnte Arztpraxen entlasten und Apotheken vor Ort erhalten. Er könnte sich auch vorstellen, dass Apotheker chronisch Kranken Folgerezep­te ausstellen dürfen. Diese müssten dann, wenn ihre Medikament­e aufgebrauc­ht sind, keinen Termin mehr beim Arzt machen, um sich ein neues Rezept zu holen, sondern könnten direkt zur Apotheke gehen. Was davon Realität wird, soll das nächste halbe Jahr zeigen.

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