Ein Hund erzählt vom Zirkusleben
„Polka für Igor“erhält Serafina-Preis
Frankfurt am Main Igor ist ein besonderer Hund. Meist lümmelt er verschlafen in einem Sessel, aber wenn Ola eine Schallplatte mit Polkamusik auflegt, dann fängt der alte Hund an zu erzählen – von seiner ruhmreichen Vergangenheit, als er mit einem Zirkus durch die Lande zog: in Wägen, die vom Hoftischler des russischen Zaren gebaut wurden, mit Zelten aus indischer Seide. Er erinnert sich, wie er sieben afrikanische Elefanten durch einen brennenden Reifen springen ließ und dabei von einem Orchester aus hochbegabten Ziegen begleitet wurde.
Eine eigene, eine spektakuläre Welt lässt Iris Anemone Paul in ihrem Bilderbuch „Polka für Igor“entstehen, das gestern auf der Frankfurter Buchmesse mit der Serafina, dem Nachwuchspreis Illustration ausgezeichnet wurde. Der Preis wird von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Kooperation mit der Buchmesse und dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel vergeben. Das Preisgeld von 2500 Euro stiftet die Mediengruppe Pressedruck, in der auch unsere Zeitung erscheint. Die Preis-Trophäe „Serafina“, eine Porzellangiraffe, wird von der Nymphenburger Porzellanmanufaktur gefertigt.
„Opulente Bilder eines unbeschwerten Zirkuslebens, eine musikalisch und bildlich geprägte Klangund Bühnenwelt“entfaltet Paul nach dem Juryurteil in ihrem sprachmächtigen Text ebenso wie in den Illustrationen. Wie Holzschnitte wirken diese Bilder in Siebdrucktechnik, in denen schwarz und weiß vorherrschen. Reizvoll ist der Kontrast, den Paul von Seite zu Seite zwischen der gemütlichen Szenerie mit Mädchen und Hund im Lehnsessel und dem turbulenten Leben im Zirkusgeschäft schafft.
Iris Anemone Paul stammt aus Bad Urach auf der Schwäbischen Alb und lebt heute in Hamburg, wo sie in der Siebdruckwerkstatt einer Einrichtung für Arbeits- und Berufsförderung arbeitet. Ihre Ausbildung erhielt die 41-Jährige an den Fachhochschulen Bremen und Hamburg. Lebendes Vorbild und Muse für Pauls erstes Bilderbuch war ein schon etwas betagter, ehemaliger polnischer Zirkushund, den sie bei sich aufnahm und den sie genau studierte. „Murfi liebte gutes Essen, am besten fettig und heiß. Außerdem glaube ich, dass er Balkan-Popmusik mochte“, schreibt sie im Nachwort.