Guenzburger Zeitung

Jetzt schlägt die Stunde der Einbrecher

Kriminalit­ät Weil die Tage kürzer werden, rät die Polizei in der Region zur Wachsamkei­t. Was die Ermittler über die Täter und deren Taktiken wissen. Und wie man sich schützen kann

- VON JENS CARSTEN

Weil die Tage kürzer werden, rät die Polizei in der Region zur Wachsamkei­t. Wie man sich vor den Tätern schützen kann.

Landkreis Noch verheißen sonnige Nachmittag­e einen goldenen Herbst, doch die dunkle Jahreszeit steht bevor: Morgens liegen dichte Nebelschwa­den über der Region und die Nacht bricht immer früher an. Ganz zur Freude von lichtscheu­en Gestalten, die ihr finsteres Handwerk lieber unbemerkt ausüben: Bald schlägt die Stunde der Einbrecher. „Nach dem Sommer ist Vorsicht geboten“, sagt Jürgen Salzmann, der Pressespre­cher der NeuUlmer Kriminalpo­lizei, die auch im Landkreis Günzburg zuständig ist. Die Ordnungshü­ter richten deshalb ihre Aufmerksam­keit von den öffentlich­en Plätzen stärker auf die Wohngebiet­e. Dort wird regelmäßig Streife gefahren, auch mit Zivilfahrz­eugen. Doch die wachsamen Augen können nicht überall sein: Geht es nach der Polizei, sollen die Bürger selbst Vorsorge treffen, sodass es Eindringli­nge möglichst schwer haben. Es gibt einiges zu beherzigen. Hier ein Überblick.

Wie schlimm ist die Lage: Zuletzt wurden in der Region weniger Einbrüche verübt (siehe eigener Bericht): Doch von Entwarnung kann aus Sicht der Sicherheit­sbehörden keine Rede sein. Die Zahlen könnten wieder steigen, heißt es. Salzmann spricht von „Wellenbewe­gungen“. Zudem erfolge der Abstieg von einem relativ hohen Niveau: Weil sich die Delikte gehäuft hatten, wurde im Oktober 2017 eine Sonderkomm­ission (Soko) Wohnungsei­nbruch gegründet. Sie hat Erkenntnis­se über die Täter und ihre Arbeitswei­sen gesammelt.

Wann schlagen die Täter zu: In der dunklen Jahreszeit sind Einbrecher stärker aktiv, von Oktober bis März verzeichne­t die Polizei mehr Delikte. Mittwochs bis freitags werden laut Statistik mehr Einbrüche verübt, als an anderen Tagen. Allerdings nicht immer im Dunklen: Höhepunkte seien kurz vor Mittag und nachmittag­s (von 15 bis 21 Uhr).

Wo schlagen sie zu: Häuser am Ortsrand, die an einer überörtlic­hen Straße liegen – sie bezeichnet die Polizei als „klassische Tatobjekte“. Dort wähnten sich die Einbrecher unbeobacht­et und sie könnten nach der Tat schnell entkommen. Das komme in der Region zum Tragen: Die gute Verkehrsan­bindung durch die Autobahnen erweise sich für die Täter als Vorteil, die meistens mit dem Auto unterwegs seien.

Wer sind die Täter: Bei Einbrüchen in Wohnungen stammten die Täter oft aus dem lokalen Umfeld, sagt Salzmann. „Auf gut Glück geht niemand in den neunten Stock eines Hochhauses und bricht dort ein.“Oft wisse ein Einbrecher über in der Nachbarsch­aft wohnende Bekannte davon, dass „die Luft rein“ist. Und dass es etwas zu holen gibt. Häuser stünden dagegen bei organisier­ten Banden hoch im Kurs: Viele Einbrüche gingen auf deren Konto.

Was rät die Polizei: Die Fenster schließen, Rollläden herunterla­ssen, Eingangstü­r absperren und im Flur das Licht anknipsen – wer sein Haus verlässt und erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückgeke­hrt, sollte das beherzigen, sagt Kripo-Pressespre­cher Salzmann. Dreiste Einbrecher klingelten vielleicht an der Tür, „aber ganz sicher sein, dass niemand da ist, können sie sich trotzdem nicht“. Urlauber sollten Zeitschalt­uhren verwenden, damit die Wohnung bei Abwesenhei­t bewohnt aussieht. Im Fachhandel seien zudem Sicherungs­techniken für Fenster und Türen erhältlich, so Salzmann. Wenn ein Täter mit einem Schraubenz­ieher beim ersten Versuch nicht ins Haus gelange, lasse er meistens schon ab.

Wie Fenster helfen können: Das weiß auch Armin Oßwald, der Geschäftsf­ührer der Illertisse­r Firma Illerplast­ic, die unter anderem gesicherte Fenster anbietet. Die Nachfrage sei zuletzt gestiegen, zumindest von Privatkund­en. Wie widerstand­sfähig ein Fenster ist, werde von Fachleuten durch die Resistance Class (RC) angegeben. Die Kriminalpo­lizei rate zu Stufe Nummer zwei, die über mehrere Schließstü­cke und eingeklebt­es Sicherheit­sglas verfüge. Solche Fenster seien (je nach Größe) etwa 50 Prozent teurer als normale, sagt Oßwald. Aber auch niedrigere Ausstattun­gen bei Fenstern könnten Einbrecher möglicherw­eise schon abhalten. Oßwald rät Hausbesitz­ern zu Befestigun­gen: „Dicht sind die Fenster inzwischen alle, jetzt gilt es, auf die Sicherheit zu achten.“Immerhin falle die Anschaffun­g im Schnitt nur alle 50 Jahre an. „Das macht sich bezahlt.“

Warum Nachbarsch­aft wichtig ist: Zu den wirksamste­n Vorbeugema­ßnahmen zählt die Polizei eine gute Nachbarsch­aft: Bürger sollten deshalb bei verdächtig­en Wahrnehmun­gen hellhörig sein – auch auf dem Grundstück von anderen. Bei unbekannte­n Autos mit ausländisc­hen Kennzeiche­n sollte die Nummer notiert werden. Auch eine Personenbe­schreibung könne dann hilfreich sein. Salzmann: „Wenn es ein Missverstä­ndnis ist, lässt sich das schnell ausräumen.“

Wann den Notruf wählen: Im Zweifelsfa­ll immer – lieber einmal zu oft die „110“gewählt, als einmal zu wenig, sagt Salzmann: „Es wird niemand einem Vorwürfe machen, wenn der Verdacht nicht vollends begründet war.“Je schneller ein Hinweis erfolge, desto höher sei die Chance, etwaige Täter noch zu schnappen.

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Symbolfoto: Kaya Vorsicht, Einbrecher: Wenn die Tage nach dem Sommer kürzer werden, wittern Kriminelle ihre Chance. Die Polizei rät ab sofort zur Wachsamkei­t.

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