Gedörrter Ochsenpenis als Tatwaffe?
Mann soll Freundin attackiert haben
Neu-Ulm/Illertissen Ärger hatte es zwischen den beiden in ihrer „OnOff-Beziehung“immer wieder einmal gegeben, ein handfester Streit im vergangenen Jahr landete nun vor dem Neu-Ulmer Amtsgericht. Der Angeklagte aus Illertissen soll seine damalige Freundin in deren Wohnung attackiert haben. Im Prozess um gefährliche Körperverletzung geht es vor allem darum, wie er zugeschlagen hat – und womit.
Der Vorfall ereignete sich im Oktober vergangenen Jahres: Der 51-jährige Angeklagte soll seine „Affäre“, wie er sie bezeichnete, in ihrer Wohnung mit einem 68 Zentimeter langen, sogenannten Ochsenziemer geschlagen haben. Dabei handelt es sich um einen gedörrten Ochsenpenis, der als Leckerbissen für Hunde verkauft wird. Der Angeklagte, der als Metzger arbeitet, habe solche Ochsenziemer selbst hergestellt und an Freunde mit Hund verschenkt. Die Frau hatte in Folge des Angriffs ein blutunterlaufenes Auge, mehrere blaue Flecken und Schwellungen im Gesicht.
Der Angeklagte betonte zu Beginn, dass er mit der flachen Hand zugeschlagen habe. Er schilderte die Situation so: Er habe zu der Zeit im Allgäu gearbeitet, sei an jenem Tag zurück nach Illertissen gekommen, wo er im selben Haus wie die 41-Jährige wohnte. Diese habe seine Wohnungstür mit Kajal-, Filz- und Bleistift beschmiert, unter anderem mit den Worten „Hurensohn“, „Nutte“und „Ratte“. Er habe die Tür geputzt, kurze Zeit später sei sie wieder beschmiert gewesen. Zweimal sei das so gegangen.
Deshalb habe er ein Stockwerk höher an ihrer Wohnungstür geklopft, diese sei offen gewesen. „Sie saß im Wohnzimmer und hat Musik gehört“, so der 51-Jährige. Er habe gesagt, sie solle damit aufhören und ihren Rausch ausschlafen, denn die 41-Jährige sei stark betrunken gewesen. „Dann habe ich mich umgedreht und wollte gehen, dann ist eine Bierflasche an mir vorbei geflogen. Dann bin ich zum Sofa, habe ihr zwei gescheuert und bin gegangen.“Er habe einen Freund angerufen, um bei ihm zu übernachten, „damit es nicht eskaliert“.
Die Zeugen zeichneten ein negatives Bild des Opfers: Sie sei schon oft ausgerastet. Auch bei ihren ExMännern habe es immer wieder Streitigkeiten, am Ende aber immer eine Versöhnung gegeben. Auch mit dem Angeklagten sei sie laut eigener Aussage wieder „mehr oder weniger zusammen“. Zudem habe sie früher „alle paar Wochen“Verletzungen gehabt, wenn sie betrunken war. An jenem Tag soll die 41-Jährige 3,6 Promille gehabt haben.
Als ein Freund des Angeklagten aussagte, er habe bei der Frau an jenem Nachmittag keine Verletzungen bemerkt, platzte Richterin Gabriele Buck irgendwann der Kragen: „Hat eigentlich keiner von Ihnen hier einen Funken Mitleid mit der Frau gehabt?“, fragte sie in die Runde. Schließlich habe die 41-Jährige offenkundig ein Alkoholproblem gehabt, Hilfe gebraucht.
Ein weiteres Problem, das sich bei der Verhandlung offenbarte: Was hatten die Zeugen tatsächlich selbst gesehen – und was nur hinterher gehört? Denn, so sagte einer von ihnen: „Was vorgefallen ist, hat schnell die Runde gemacht in Illertissen.“Auch das Opfer selbst erzählte, dass sie viele Aspekte vom Angeklagten erfahren habe. An viel erinnern könne sie sich nicht. „Ich war total betrunken“, erklärte sie. „Ich war eine Furie zu der Zeit. Er würde mir so ja nichts tun.“Zudem habe er sich entschuldigt.
Ein Urteil gab es nicht, ein Gutachter soll nun Licht ins Dunkel bringen.
Wohnungstür wiederholt mit Schimpfwörtern beschmiert