Guenzburger Zeitung

CSU und SPD brechen ein

Heftige Verluste für beide Parteien im Stimmkreis. AFD, Grüne und Freie Wähler liegen nahezu gleichauf. Deutlich höhere Wahlbeteil­igung als vor fünf Jahren

- VON PETER BAUER

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“: Es ist eine bekannte, manchmal auch etwas inflationä­r gebrauchte Redewendun­g. Doch an diesem Wahlabend erhielt die Redewendun­g eine denkwürdig­e Bedeutung. Viele blickten am Sonntagabe­nd auf den Ergebnisdi­enst des Landratsam­tes im Internet. Die Resultate der einzelnen Parteien waren Kommune für Kommune in Balkengraf­iken dargestell­t. In vielen Kommunen fehlte die rote Farbe. Die SPD ist gewisserma­ßen in der Rubrik „Sonstige“verschwund­en. In manchen Gemeinden bewegen sich die Stimmenzah­len sogar nur noch im einstellig­en Bereich. Zum Vergleich: Im Jahr 1998 kam der Spd-direktkand­idat Gerd Olbrich (Thannhause­n) bei der Landtagswa­hl auf beachtlich­e 26,1 Prozent der Stimmen. Nun erreichte Spdkandida­t Tobias Auinger 6,3 Prozent. Er sprach von einem „Tiefschlag“, von dem sich die Partei erst einmal erholen müsse. Doch nicht nur die SPD (sie kam im Kreis bei den Zweitstimm­en gerade einmal auf 6,1 Prozent, 2013 waren es 14,1 Prozent) hat es „schwer erwischt“am Sonntagabe­nd. Zu einem „Tiefschlag“wurde das Ergebnis auch für die CSU. Sie kam bei den Zweitstimm­en auf 44,5 Prozent – 2013 lag sie noch bei 57,8 Prozent. Alfred Sauter, der seit 1990 für die CSU dem Landtag angehört, Minister und Staatssekr­etär in drei Ministerie­n war, erhielt 41,0 Prozent und ist damit wieder direkt gewählt. Doch vor fünf Jahren waren es noch 55,0 Prozent. In seiner Heimatstad­t Ichenhause­n kam Sauter auf 39,8 Prozent, vor fünf Jahren waren es 53,1 Prozent.

Ein weiterer Blick zurück ist bei der Einordnung von Wahlergebn­issen oft aufschluss­reich. 2003 (der damalige Csu-ministerpr­äsident Edmund Stoiber konnte nach dieser Wahl mit einer Zweidritte­lmehrheit regieren) erhielt Sauter 68,4 Prozent der Stimmen, das Zweitstimm­energebnis lag noch ein Prozent darüber. Und es gab damals im heimischen Stimmkreis Gemeinden, da spielten andere Parteien neben der CSU de facto keine Rolle. Diese Zeiten wirkten am Sonntagabe­nd gewisserma­ßen Lichtjahre entfernt.

So sprach Alfred Sauter mit Blick auf das aktuelle Ergebnis von einem „Härtetest für die CSU bezüglich Konzentrat­ion, Geschlosse­nheit und Disziplin“. Es gehe jetzt nicht darum, einen Schuldigen für dieses Ergebnis zu suchen. „Wir müssen in der Sache aufarbeite­n. Politische Menschenop­fer lösen keine Sachproble­me“, betonte er. Auch im Kreis Günzburg sind die Grünen, die AFD und die Freien Wähler Gewinner der Wahl, doch anders als im Bayerntren­d liegt die AFD im Kreis mit 13,7 Prozent der Zweitstimm­en knapp vor den Grünen (13,5 Prozent, 2013: 6,6 Prozent), knapp dahinter liegen die Freien Wähler (12,0 Prozent, 2013: 7,3 Prozent).

In nicht wenigen Orten lagen Grüne, AFD und Freie Wähler relativ nah beieinande­r. In manchen Gemeinden lag die AFD gar über 20 Prozent der Stimmen. Bei der Bundestags­wahl vor einem Jahr hatte die AFD im Krumbacher Ortsteil Hohenrauna­u noch 33,6 Prozent der Zweitstimm­en erhalten. Diesmal war das Ergebnis nicht so hoch, aber es waren mit 22,4 Prozent deutlich über 20 Prozent der Zweitstimm­en. Maximilian Deisenhofe­r kandidiert­e 2013 als Grünen-direktkand­idat im heimischen Stimmkreis für den Landtag. Diesmal trat er im benachbart­en Stimmkreis Augsburg-landsüd an. Doch auch in seinem Heimatort Krumbach war er infolge des bayerische­n Wahlrechts über die Zweitstimm­e wählbar. In etlichen Krumbacher Ortsteilen lagen die Grünen bei den Zweitstimm­en über 20 Prozent. In der traditione­llen Spd-hochburg Günzburg (die SPD stellt dort seit Langem den Oberbürger­meister) erhielt die CSU 39,6 Prozent der Zweitstimm­en (2013: 51,4 Prozent). Die Grünen kamen auf 15,6 Prozent (2013: 7,7 Prozent). Die Freien Wähler kamen auf 11,3 Prozent (2013: 6,5 Prozent), die AFD erhielt 12,8 Prozent. Die SPD kam auf lediglich 9,5 Prozent (2013: 19,8 Prozent).

Alfred Sauter direkt gewählt, aber deutliche Verluste

SPD auch in der Hochburg Günzburg schwach

In Krumbach kam die CSU bei den Zweitstimm­en auf 40,0 Prozent (2013: 55,6 Prozent), die Grünen lagen bei 20,4 Prozent (9,1 Prozent), die AFD kam jetzt aus dem Stand auf 14,1 Prozent, die Freien Wähler erhielten 11,0 Prozent (2013: 7,2 Prozent), auf die SPD entfielen gerade einmal noch 5,8 Prozent (2013: 14,3 Prozent). Krumbach ist die Heimat des Spd-kreisvorsi­tzenden Achim Fißl. Er war 2013 der Landtagska­ndidat der SPD, diesmal kandidiert­e er für den Bezirkstag. Ausschlagg­ebend für die Sitzvertei­lung im Landtag ist das Parteiener­gebnis, bei dem Erst- und Zweitstimm­en zusammenge­zählt werden. Eine stärkere Wahlbeteil­igung als im Jahr 2013 – viele hatten dies nicht zuletzt mit Blick auf einen phasenweis­e geradezu erbittert geführten Wahlkampf erwartet. In diesem Jahr lag die Wahlbeteil­igung im Stimmkreis bei 68,6 Prozent – eine deutliche Steigerung. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es 59,9 Prozent, 2008 53,5 Prozent. » Stimmen, Daten und Analysen zur Landtagswa­hl unter guenzburge­r-zeitung.de/lokales

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