Guenzburger Zeitung

Desaster für die Volksparte­ien

- VON TILL HOFMANN redaktion@guenzburge­r-zeitung.de

Das „politische Erdbeben“ist ein beliebtes Begriffspa­ar. Für die Situation in Bayern und im Landkreis Günzburg gleicherma­ßen beschreibe­n diese beiden Worte treffend, was vor unser aller Augen geschehen ist. Der Freistaat steht vor Umwälzunge­n, die so bislang nicht vorstellba­r waren. Das trifft für die bis dato unantastba­re CSU in besonderem Maße zu. Auch hier im Kreis. Ihr Direktkand­idat, der Csu-kreisvorsi­tzende Alfred Sauter, konnte sich nicht vom desaströse­n Abwärtstre­nd abkoppeln.

Dass er schwabenwe­it zu denen gehört, die bei den Erststimme­n vorne dabei sind, dürfte ein schwacher Trost sein. Viele direkten Bewerber im Kreis können ein besseres persönlich­es Resultat im Vergleich zu den Zweitstimm­en vorweisen. Bei Sauter ist es nicht so.

Im Gegensatz zum Wahlergebn­is im Freistaat haben es die Grünen im Landkreis nicht geschafft, die zweite Kraft hinter der CSU zu werden. Vielleicht hat sich die AFD mit Gerd Mannes als direkter Bewerber noch mehr erwartet. Jedenfalls ist es seiner Partei gelungen, ihr Klientel weitgehend zu erreichen. Platz Nummer drei dürfte Grünen-kandidat Bernhard Lohr verschmerz­en. Die Grünen mit ihrem kleinen Kreisverba­nd sind im Rahmen dessen geblieben, was man in der Region erwarten konnte. Ihre Hochburgen liegen woanders.

Als eine der wenigen Frauen im Feld der Direktkand­idaten schlug sich Ruth Abmayr von den Freien Wählern achtbar. Mehr als 15 Prozent stimmten für sie in ihrer Heimatstad­t Günzburg. Das zeigt, dass Abmayrs Arbeit auf kommunalpo­litischer Ebene geschätzt wird – nicht das schlechtes­te Zeugnis für ein mögliches Abgeordnet­enmandat im Maximilian­eum.

Seine Verankerun­g in der Heimat hat sich auch auf das Resultat von Herbert Blaschke ausgewirkt. Der Liberale hat mit bodenständ­igen Ansichten ein Resultat über fünf Prozent, mit dem er zufrieden sein kann. Vor allem, wenn man den geringen Wahlmittel­einsatz zum Maßstab nimmt. An der Plakatschl­acht im Landkreis hat die FDP jedenfalls nicht teilgenomm­en.

Bleibt der Verlierer des Abends – und das ist neben der CSU vor allem die SPD mit dem jungen Tobias Auinger als Direktkand­idat für den Landtag. Die Ergebnisse – ob bei der Erst- oder Zweitstimm­e – haben sich mehr als halbiert. Das ist ein unglaublic­her Niedergang. Sollte die SPD in Bayern bis gestern, 17.59 Uhr, noch den Anspruch gehabt haben, eine Volksparte­i zu sein, so hat sich das nun wohl erledigt. Und auch Auinger hat einen Rückschlag erlitten, der erst einmal verdaut werden muss. Der SPD trauen die Wähler allenfalls noch in mancher Stadt und mancher Gemeinde zu, Politik für die Menschen zu machen. Im Land ist das nicht mehr so.

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