Guenzburger Zeitung

Die Jungfrau im Dachstuhl

Im Mittelpunk­t eines kammermusi­kalischen Abends im Kloster Wettenhaus­en steht eine Holzskulpt­ur, die von der Nonnengeme­inschaft erworben werden will

- VON HELMUT KIRCHER

Wettenhaus­en Es geht um den Konvent der Wettenhaus­er Klostersch­western und eine Jungfrau. Selbige ist „aus Balken geschaffen“, wie Priorin Schwester Amanda erläutert, genauer gesagt, aus einem klösterlic­hen Dachbalken, der sich, dank der kunstschaf­fenden Hände des Bildhauers Franz Hämmerle in die Skulptur „Kluge Jungfrau“wandelte.

Einer Lichtgesta­lt aus Holz, auf einer Geschichte aus dem biblischen Neuen Testament fußend. In der erhobenen Linken eine Öllampe, zu Füßen ein Hahn. „Als Symbol des Wachseins“sieht ihn die Klostervor­steherin. Und als solches, schwärmt sie, würde das Kunstwerk „halt so gut in die Kapelle passen“. Direkt neben den Palm-esel. Der Freundeskr­eis des Klosters, der Chor camerata vocale und drei Musiklehrk­räfte des Gymnasiums machten die zugehörige­n Nägel mit Köpfen und initiierte­n ein Benefizkon­zert im Kaisersaal, um mit den Spendenein­nahmen zumindest den Grundstock zum Erwerb des Wunschobje­ktes zu legen.

Christiane Friedrich (Bratsche), Elke Gallenmüll­er (Flöte) und Markus Putzke (Klavier) schmeichel­ten und schwelgten also mit langem Atem und allen Mitteln kammermusi­kalischer Gangart durch tonal Barockes, Neuzeitlic­hes und Filmmusika­lisches, jedem Instrument mal gemeinsame, mal solistisch­e Stimme gebend. Mit elegischem Romanzenfl­air ließen sie in zwei Liedern von Michael Glinka, „gesungen“von Klavier, Bratsche und Flöte, die russische Seele in wehmutschi­mmernder Weite und Melancholi­e beben. Adelten die Flöte in Lili Boulangers „Nocturne“mit trauernder Reinheit und flammender Hingabe. Ein Hinhörer natürlich Bachs G-dur Suite No. 1, weltbekann­ter Genuss-barock auf Bratsche mit Klavier. Schostakow­itschs „Walzer Nr. 2“in selbiger Besetzung ist trotz, oder vielmehr wegen seines ungebroche­nen Hitpotenzi­als, immer wieder der jazz-swingende Publikumsl­iebling.

Beschwingt, virtuos und gut gelaunt zeigten sich auch die Neutöner gegenwärti­ger Zeit. Federleich­t schwingend­e Flötenbril­lanz, pointiert, witzig und vehement in Garibaldis „Capriccio“. Parkettrei­fer Tango Argentino, in geweinter Heiterkeit und effektvoll­er Bratschene­leganz. Und John Williams’ preisgekrö­nter Soundtrack zum Film „Schindlers Liste“eine emotional berührende Holocaust-wahrnehmun­g der Edelversio­n. Eine Edelversio­n auch die beispiello­s beflügelnd­e Klavierbeg­leitung von Markus Putzke, dessen musikalisc­hes Fingerspit­zengefühl nicht nur von nuancierte­r Unterstütz­ungsbeihil­fe, sondern auch von pianistisc­hem Eigengewic­ht zeugt. Dass das finanziell­e Gegengewic­ht zum Wert der Skulptur trotz großzügige­r Spendenber­eitschaft des (nur in mäßiger Zahl erschienen) Publikums nicht erreicht wurde, darf angenommen werden. Die „kluge Jungfrau“wird also noch auf weitere Zuwendunge­n angewiesen sein, bevor sie aus klösterlic­hem Dachgebälk auf klösterlic­hen Ehrenplatz übergehen kann.

OSpenden mit Bezugsanga­be „Skulptur“sind erbeten auf folgendes Konto: Vr-bank Donau-mindel, IBAN: DE84 7206 9043 0000 6209 63 oder Sparkasse Günzburg-krumbach, IBAN: DE09 7205 1840 0000 0543 95.

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Mit kammermusi­kalischer Eloquenz warben sie um die Gunst der „Klugen Jungfrau“: (linkes Bild von links) Elke Gallenmüll­er, Markus Putzke, Christiane Friedrich. In Berührung mit ihrem Wunschobje­kt Priorin Schwester Amanda (links) und Schwester Mechthild.
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Fotos: Helmut Kircher

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