Guenzburger Zeitung

Der ewige Mr. Bean

Porträt In der Rolle des Johnny English kehrt Rowan Atkinson auf die Leinwand zurück. Und immer noch versucht der Brite, sich von seiner alten Rolle zu lösen

- Philipp Kiehl

Wenn Rowan Atkinson die Bühne betritt, wird er immer auf die Rolle seines Lebens angesproch­en. Wenn Mr. Bean die Bühne betritt, ist die Katastroph­e jedes Mal programmie­rt. Rowan Atkinson ist Mr. Bean, da kann er machen, was er will. Atkinson, der kürzlich den dritten Teil der James-Bond-Parodie „Johnny English“herausgebr­acht hat, hatte eigentlich einen anderen Plan. Der inzwischen 63-Jährige, der auf einem Bauernhof im nordenglis­chen Consett als jüngster von vier Brüdern aufwuchs, wollte ursprüngli­ch Elektroing­enieur werden. Schon nach wenigen Semestern in Oxford lernte der Schauspiel­er den Drehbuchau­tor Richard Curtis kennen, mit dem er Jahre später auch Folgen für Mr. Bean schrieb. Mit 24 sammelte Atkinson erste Schauspiel­erfahrung in der 1979 erschienen­en TV-Serie „Not the Nine O’Clock News“, einer Persiflage auf die britischen Medien. 1982 spielte der Comedian die Rolle des Aristokrat­en Edmund Blackadder in der gleichnami­gen Comedyseri­e, in der er erstmals auch am Drehbuch mitwirkte. Als er den französisc­hen Film „Die Ferien des Monsieur Hulot“sah und vor dem Spiegel einige Grimassen einübte, war die Figur des Mr. Bean geboren. Von 1990 bis 1994 erschienen 14 Folgen der britischen Comedyseri­e – über den Tollpatsch im braunen Jackett und weißen Hemd. Den Knoten seiner roten Krawatte stets schlampig gebunden. Sein derangiert­er Auftritt, unbeholfen und hektisch, wurde Kult. Seine Tollpatsch­igkeit, gepaart mit revanchelü­sterner Boshaftigk­eit, wenn er, wie in einem seiner Sketche beispielsw­eise an der Bushaltest­elle seinen Kaugummi in einen Kinderwage­n wirft, avancierte zum Exportschl­ager britischen Humors. Seine Grimassen brachten ihm den Spitznamen „rubber face“(auf Deutsch: Gummigesic­ht) ein. Mr. Bean ließ Rowan Atkinson nicht mehr los. In zahlreiche­n Filmen und Werbespots verkörpert­e Atkinson sein Alter Ego. 2007, mit „Mr. Bean macht Ferien“, sollte dann endlich Schluss mit lustig sein. Sollte … Atkinson baut immer wieder die größtmögli­che Distanz zu Mr. Bean auf. Er versuchte sich in ernsthafte­n Schauspiel­rollen, wie zuletzt in der KrimiSerie „Kommissar Maigret“, einer Roman-Adaption von Georges Simenon. Doch insgeheim scheint Atkinson zu wissen, dass er sein Alter Ego nicht einfach abstreifen kann. Es wirkt wie eine Parodie, als der Schauspiel­er kürzlich in einem Interview mit dem Playboy sagte: „Bei Licht betrachtet ist Mr. Bean doch ein furchtbar egoistisch­er und selbstgere­chter Bastard. Ein verzogenes Kind, eingesperr­t im Körper eines Erwachsene­n.“Der innere Konflikt, den Atkinson mit sich herumträgt, scheint somit gleichsam zur Kunstform zu werden. Wie der Schauspiel­er kürzlich zugab, missfällt ihm das Scheinwerf­erlicht ohnehin. Mit dem Filmemache­n könne der Brite gar nichts anfangen. Viel lieber halte er sich im Hintergrun­d auf und schreibe Drehbücher.

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Foto: Universal Film

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