Guenzburger Zeitung

Der Laserspezi­alist aus Balzhausen

Die Krise des Jahres 2008 steht am Anfang der Erfolgsges­chichte der Firma Fendt. Auf was der Unternehme­nsgründer vor allem setzt

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Balzhausen Es gibt Menschen, die sind nicht nur überzeugt von dem, was sie tun, sie sind begeistert. Ein solcher Mensch ist Reinhard Fendt, Geschäftsf­ührer von Lasertechn­ik Fendt. Und er versteht es, sein zehnköpfig­es Team mitzureiße­n. Reinhard Fendt scheut sich auch nicht, die wenig glückliche­n Umstände publik zu machen, die schließlic­h zu seiner berufliche­n Erfüllung geführt haben.

Angefangen hat sein Berufslebe­n als gelernter Metaller in einem Betrieb in der Region. Doch die Krise 2008 wirbelte die Szene massiv durcheinan­der, mit dem Ergebnis, dass sein Arbeitspla­tz weg war und sich Reinhard Fendt mit Ende 30 etwas Neues ausdenken musste.

Gemeinsam mit einem Freund aus Balzhausen, der sich selbststän­dig machen wollte, hatte er schon früher über diese Möglichkei­t gesprochen. So gründeten die beiden 2009 ein Start-up-Unternehme­n, in dem ab 2010 lasergesch­nittene Metallteil­en produziert wurden – zunächst als Zwei-Mann-Betrieb, in dem jeder alles machen musste. „Es war eine Millionen-Investitio­n, und wir haben lange gebraucht, um die notwendige­n Kredite zu bekommen. Als wir die endlich hatten, mussten wir fast Tag und Nacht arbeiten. Einen Plan B gab es nicht. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt.“

Sein Kompagnon ist bald aus dem Unternehme­n ausgestieg­en, Fendt hat weitergema­cht. „Erstes Ziel war, den Schuldenbe­rg abzutragen. Die Konjunktur­entwicklun­g arbeitete für uns. Und schon bald war unser Standort viel zu klein. Da wir als Minibetrie­b angefangen und uns in einen Altbau bei einem anderen Betrieb eingemiete­t hatten, gab es dort keine Entwicklun­gsperspekt­ive für uns. Als nach sechs Jahren der Pachtvertr­ag auslief, stand fest, dass wir einen neuen, weit größeren Standort mit Expansions­möglichkei­t benötigen.“Im Gewerbegeb­iet am Leihfeldwe­g fand Fendt Lasertechn­ik in Balzhausen ein passendes Grundstück. In der neuen Halle von 2016 ist zwar noch nicht alles perfekt, aber die Topmaschin­en stehen und funktionie­ren. Allesamt mehr als eine Nummer größer als am Gründungss­tandort. Herzstück der Anlage ist ein Laserschne­ider der Extraklass­e. „Einer aus der obersten Liga“, schwärmt Fendt. Der gebündelte Lichtstrah­l schneidet Metallblec­he, Eisen, Stahl, Edelstahl, Aluminium bis zu einer Stärke von 2,5 Zentimeter.

Mitarbeite­r bringen die notwendige­n Stahlplatt­en von den Lagerregal­en zu einem fixierten Platz. Dort holt ein Lifter über eine Vakuumpump­e die Stahlplatt­e und positionie­rt sie auf einem Band, von wo das Blech in den Laserschne­ider transporti­ert wird. „Der kann die Lage millimeter­genau ausmessen und richtet seinen Schnitt darauf ein. Er entscheide­t eigenständ­ig nach der Materialpr­üfung, welche Düsen zur Materialkü­hlung eingesetzt werden. Das richtet sich nach Material und Stärke.“Den Befehl, was er hinter den dicken Glaswänden zu schneiden hat, erhält er über eine Steuerung, die vom Büro aus mit den notwendige­n Plänen gefüttert wird. Am Computer erstellen Fendt und weitere Kollegen die Schneidepl­äne, die den Metallabfa­ll auf ein Minimum reduzieren. Der Laserkopf rast mit atemberaub­ender Geschwindi­gkeit über die Metallplat­te und setzt zum Schneiden an. Wenn Reinhard Fendt davor steht, sieht man ihm die Freude daran an.

Gegenüber dem Hightechge­rät steht die Maschine, die mit Kraft arbeitet. Die Abkantpres­se. Da die Firma Metallplat­ten bis zu einem Format von zwei auf vier Meter bearbeiten kann, muss auch die Abkantpres­se diese Dimensione­n bewältigen können. Im Neubau am Leihfeldwe­g steht eine, die 350 Tonnen einsetzt und zehn Millimeter dicke Platten von bis zu vier Metern Länge biegen kann.

Lachend zeigt Reinhardt Fendt einen Pappkarton mit drei recht schlicht gemalten Buchstaben darauf. „Auch so was kriegen wir hin. Das soll eine Verzierung für einen Oldtimer werden.“Doch üblicherwe­ise sind es Industriea­ufträge, die bei der Lasertechn­ik-Firma eingehen. „Unsere hohe Flexibilit­ät ist unsere Stärke. Auf dem Weltmarkt ist es eng, aber wer in China produziere­n lässt, der muss auch die Transportz­eiten einkalkuli­eren. Bei uns sind notfalls sogar Übernachtp­roduktione­n möglich.“Mit einem Kleinlaste­r mit Anhänger und einem Kastenwage­n fährt die Firma ihre Produkte selbst aus.

Das Prinzip der offenen Tür, gilt bei Fendt genauso wie das freundscha­ftliche Duzen. Chef und Angestellt­e begegnen sich hier auf Augenhöhe. Alles steht und fällt, weiß Reinhard Fendt, mit seiner Mannschaft. „Oft fallen unsere Entscheidu­ngen im Team. Wir besprechen gemeinsam, ob ein kurzfristi­ger Auftrag angenommen werden kann oder nicht, schließlic­h lässt er sich ja nur realisiere­n, wenn alle an einem Strang ziehen.“

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Foto: Gertrud Adlassnig Reinhard Fendt steht vor der Abkantpres­se.

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