Bayer wieder herrlich
Wende Leverkusen ist unerklärlich schwach in die Saison gestartet, weshalb der Trainerstuhl bereits wackelte. Nun ist die Mannschaft furios in die Erfolgsspur zurückgekehrt
Mönchengladbach Da hatte selbst Rudi Völler keinen Grund mehr zu granteln. „Ja, was soll ich sagen. Elf Tore in drei Tagen – wir haben eine tolle Truppe und große Moral“, befand der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen nach dem 5:0 (2:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach und dem Einzug ins DFB-PokalAchtelfinale. Drei Tage nach dem 6:2-Erfolg bei Werder Bremen hat sich Leverkusen mit der nächsten Tore-Show aus der Krise gespielt und tritt dabei auf, als habe es nie Probleme gegeben. „Selbstvertrauen und Leichtigkeit holt man sich durch gute Ergebnisse“, meinte Heiko Herrlich, der wenige Tage zuvor in der Öffentlichkeit noch angezählt wurde. Selbst nach dem Sieg in Bremen wurden noch Spekulationen in den Medien angeheizt, ob Herrlich denn wirklich weiter Trainer bleibe. Darüber hatte sich Völler mächtig geärgert.
Derweil hat der Bayer-Coach die Diskussionen um seine Person so eindrucksvoll beendet wie selten zuvor. Nicht nur die Systemumstellung auf ein 3-4-3 ist eine Erklärung für den ansehnlichen Konterfußball, der in Gladbach durch die Treffer von Julian Brandt (5.), Tin Jedvaj (45./+1), Karim Bellarabi (67./74.) und Kevin Volland (74.) zum unerwartet hohen Sieg führte. „Wir wissen ja, dass wir das können. Es hat in uns geschlummert. Wir haben oft wie Kinder gespielt, ein bisschen naiv. Die kleinen Kiddies werden jetzt etwas erwachsener“, meinte Nationalspieler Brandt. Volland, der an drei der fünf Tore beteiligt war, meinte, dass man nun mit viel mehr Tempo und einer ganz anderen Intensität gegen den Ball arbeite. Zudem blüht sein Stürmerkollege Bellarabi auf. Mit fünf Treffern in den letzten vier Spielen hat der Dribbelkünstler wesentlichen Anteil am Aufschwung. „Ich habe ihn oft gefragt, ob er noch Hunger hat. Ich habe ihm gesagt, dass es hier Leute im Umfeld gibt, die glauben, dass er den Hunger nicht mehr hat. Da habe ich gemerkt, dass er sich angegriffen fühlte und es allen beweisen wollte“, sagte Herrlich.