Sie ist die beliebteste Spanierin
Jubiläum Königin Sofía feiert heute 80. Geburtstag. Die gebürtige Griechin musste an der Seite ihres Mannes Juan Carlos vieles ertragen. Heute sind beide nur noch auf dem Papier ein Paar – und Sofía fliegen die Herzen zu
Madrid Minutenlanger Applaus brauste auf, als Spaniens alte Königin dieser Tage zu einer Festveranstaltung ins Opernhaus Madrids kam. „Hoch lebe Sofía“, riefen die Menschen, „Hoch lebe Sofía!“Ein schöneres vorzeitiges Geburtstagsgeschenk hätten die Bürger dieser Frau, die in den vergangenen Jahrzehnten durch ihr Engagement zu Spaniens Mutter der Nation wurde, kaum machen können.
Sofía, die am heutigen Freitag 80 Jahre alt wird, bedankte sich bei ihren Fans mit jenem sympathischen Lächeln, das sie stets auf den Lippen hat. Bis heute fliegen Sofía die Herzen zu. Auch wenn sie inzwischen, als Königin im Ruhestand, weniger im Rampenlicht steht. Aber sie ist immer noch das beliebteste Mitglied des spanischen Königshauses – das untermauerte gerade erst wieder die Adelsumfrage der nationalen Zeitung Die vielen Skandale, die den Hof in den vergangenen Jahren erschütterten, konnten Sofías gutem Image wenig anhaben. Wohl auch,
ABC.
weil ihr persönlich keine Verfehlungen angelastet wurden.
Sofía kam 1938 als Tochter des früheren griechischen Königs Paul I. in der Nähe Athens auf die Welt. Sie ist zugleich Urenkelin des deutschen Kaisers Wilhelm II. und spricht seit einer Jugend-Etappe in deutschen Elite-Internat Schloss Salem am Bodensee gut Deutsch. Ihren Ehemann Juan Carlos traf die junge griechische Prinzessin im Jahr 1954 auf einer Kreuzfahrt. 1962 heirateten die beiden, 1975 wurde Sofía mit Juan Carlos’ Krönung zur Königin. Sie lernte schnell Spanisch, konvertierte von der griechisch-orthodoxen zur katholischen Kirche.
König Juan Carlos ist inzwischen längst über seine Skandale gestolpert, musste im Sommer 2014 seinen Rückzug ankündigen und die Macht an seinen Sohn und Kronerben Felipe übergeben. Außereheliche Liebesabenteuer, luxuriöse Elefantenjagden und Korruptionsvorwürfe hatten sein Ansehen auf einen Tiefpunkt sinken lassen. Mit dem Abtritt Juan Carlos’ rückte auch Sofía in die zweite Reihe und machte Platz für Königin Letizia, die Frau des Thronfolgers Felipe VI. Doch Sofía gab ihr gesellschaftliches Engagement trotzdem nicht auf. Als Vorsitzende der Königin-Sofía-Stiftung setzt sie sich weiterhin für eine bessere und ökologischere Welt ein. Sie wolle Spanien nützlich sein, sagt sie. Juan Carlos, der im Januar 80 wurde und gesundheitlich angeschlagen ist, verschwand weitgehend aus der Öffentlichkeit. Im vergangenen Sommer machte Spaniens betagte, aber noch rüstige Königin auf der Urlaubsinsel Menorca bei eidem ner öffentlichen Putzaktion am Strand mit. In Turnschuhen und Jeans half sie, Plastikmüll einzusammeln. „Das muss man mit eigenen Augen gesehen haben“, sagte sie sichtlich erschüttert. „Ich will die Dinge nicht nur vom Büro aus betrachten“, erklärte die Mutter von König Felipe und stopfte zusammen mit anderen Freiwilligen alte Mineralwasserflaschen, Plastiktüten und sonstige Strandabfälle in große gelbe Mülltüten.
Solche Szenen nähren das Bild einer bürgernahen Königin, die auch mit anpackt. Vor allem Sofías eiserner Disziplin ist es zu verdanken, dass Spaniens Königsfamilie lange als perfekt galt und Familienkrisen nicht an die Öffentlichkeit gelangten. Doch hinter der schönen Fassade bröckelte es schon lange. Heute ist es ein offenes Geheimnis, dass Sofía und Juan Carlos nur noch in der Theorie ein Paar sind. In Wirklichkeit leben die beiden schon viele Jahre getrennt und sehen sich nur noch selten. Dennoch fühlt sie sich nach wie vor, wie sie versichert, „zu 100 Prozent als Spanierin“.