Guenzburger Zeitung

Die zwei Seiten des Jobwunderl­ands

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Bei einem Spaziergan­g durch Nördlingen lässt sich hervorrage­nd besichtige­n, wie sie aussieht, die Vollbeschä­ftigung: Modeläden suchen auf Aushängen nach Kassierern, Bäckereien nach Verkäuferi­nnen. Handel, Handwerk, Industrie – alle wollen sie Arbeitskrä­fte finden. Der Kampf ist hart, denn die meisten Menschen haben bereits einen Job. Nirgendwo sonst in der Region ist die Arbeitslos­enquote so niedrig wie in Nordschwab­en. Zuletzt pendelte sie zwischen 1,6 und 1,8 Prozent. Dadurch wird der Fachkräfte­mangel in Nordschwab­en besonders akut.

Die Region zwischen Nördlingen und Dillingen ist sehr wohlhabend und mittelstän­disch geprägt, mit starken Branchen wie der Lebensmitt­elprodukti­on und der Metallvera­rbeitung. Neben Hidden Champions wie Grenzebach und Grünbeck und bekannten Mittelstän­dlern wie Hama, Zott oder Dehner wird die Region vor allem von Großkonzer­nen dominiert: Bosch-Siemens-Hausgeräte in Dillingen etwa oder Airbus Helicopter­s in Donauwörth. Der Hubschraub­er-Hersteller ist mit seinen rund 6500 Mitarbeite­rn einer der größten Arbeitgebe­r in Schwaben. Daneben ist auch die Anziehungs­kraft aus Augsburg groß: Firmen aus dem Wirtschaft­sraum im Süden des Regierungs­bezirks ziehen Fachkräfte aus Nordschwab­en ab.

Fragt man Unternehme­r, wie sie ihre Region bewerten, dann ist vor allem die Infrastruk­tur ein Thema. Donauwörth hat zwar einen ICE-Halt, allerdings fehlt Nordschwab­en die Anbindung an eine Autobahn. Hauptverke­hrsadern sind die B2 und die B16. Auch die Breitbandv­ersorgung ist nicht optimal. Im aktuellen Digitalisi­erungskomp­ass des PrognosIns­tituts landet Nordschwab­en im deutschlan­dweiten Vergleich im hinteren Mittelfeld, für die Breitbandv­ersorgung gibt es mittelmäßi­ge Noten. Der Landkreis Donau-Ries steht demnach bei der Digitalisi­erung auf Platz 228, der Kreis Dillingen an der Donau nur auf Rang 284. Der benachbart­e Ostalbkrei­s und der Kreis Heidenheim landen im Vergleich dagegen weiter vorne, auf den Rängen 174 und 162. Sarah Schierack

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