FCA trauert um Peter Bircks
Der 66-Jährige hat den Bundesligisten in vielen Funktionen geprägt. Nach einem Verkehrsunfall vergangene Woche ist er nun seinen schweren Verletzungen erlegen
Es ist gerade zwei Wochen her, dass der FC Augsburg gegen RB Leipzig ein beachtliches 0:0 feierte und Peter Bircks beim sogenannten Retro-Spiel viele Weggefährten aus den vergangenen Jahren traf. Bircks genoss diesen Tag. Er war zu Scherzen aufgelegt, schließlich hatte sein Verein auch an diesem Tag mit dem Punkt gegen den Retortenklub aus dem Osten seine Bundesligatauglichkeit wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Es war Peter Bircks’ letzter öffentlicher Auftritt, seit gestern ist er tot, verstorben im Alter von gerade einmal 66 Jahren.
Nicht an den Folgen einer langwierigen und schweren Krebserkrankung, die ihm viele Jahre zu schaffen machte, die er letztlich aber mit großem Kampfgeist besiegte, sondern an den Folgen eines Verkehrsunfalls. In der vergangenen Woche war Bircks in Gersthofen als Fußgänger beim Überqueren einer Straße von einem Pkw erfasst und schwer verletzt worden. Die inten- siven Bemühungen der Ärzte im Augsburger Zentralklinikum waren letztlich vergebens, gestern erlag der langjährige FCA-Funktionär seinen Verletzungen.
Bircks, der aus Rennertshofen (bei Neuburg) stammt und seit vielen Jahren in Thierhaupten (Kreis Augsburg) mit seiner Familie (Frau und Tochter) wohnte, hat in den vergangenen Jahren die Geschichte des FC Augsburg geprägt. 1990 wurde er als Nobody zum Präsidenten des damals schon klammen Vereins gewählt. 1994 verfehlte der FCA mit Trainer Armin Veh nur knapp den Aufstieg in die zweite Bundesliga. 1996 zog sich Bircks zurück und gab das Präsidentenamt auf. „Es hat einfach keinen Spaß mehr gemacht, es war eine einzige Bettelei um Geld“, begründete er diesen Schritt.
Doch so ganz ohne FCA konnte er nicht sein. Zunächst erfolgte die Wahl in den Ehrenrat. Als die Augsburger nach dem Infomatec-Ausstieg als Investor im Jahre 2000 finanziell hoch verschuldet bereits mit einem Bein vor der Pleite stan- den, übernahm er mit weiteren Weggefährten Verantwortung. Bircks wurde zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates bestimmt und nahm den vom damaligen Manager Jürgen Rollmann geknüpften Kontakt zu Walther Seinsch wieder auf. Er fuhr mehrmals nach Lindau, und nach intensiven Gesprächen sagte Seinsch beim FCA zu, wurde im Herbst 2000 zum Präsidenten gewählt. Das „Augsburger Fußballmärchen“nahm seinen Anfang.
Seinsch und Bircks vertrauten sich, der gegenseitige Respekt war vorhanden. „Ich war von Seinschs Visionen immer begeistert“, erzählte Peter Bircks. Der Bau der neuen Arena, die beiden Aufstiege bis in die Bundesliga, die Spiele in der Europaliga gegen den FC Liverpool – Bircks geriet ins Schwärmen, wenn er davon erzählte. Man konnte mit dem Betriebswirt und Unternehmer herrlich diskutieren und auch streiten, bei Kritik am Verein reagierte er oft sehr harsch. Allerdings war er nicht nachtragend. Bei einem Bier waren die Differenzen meist schnell vergessen.
Nach dem Abschied von Geschäftsführer Andreas Rettig im Jahre 2012 übernahm Peter Bircks schließlich den Posten des kaufmännischen Geschäftsführers. Unter seiner Amtszeit entwickelte sich der FC Augsburg in der Bundesliga zu einem stabilen Erstligisten. Mit seinem 65. Geburtstag machte er auf der operativen Ebene Schluss und war bis zuletzt in den Aufsichtsräten des Vereins und der Kapitalgesellschaft ehrenamtlich tätig. „Die FCA-Familie trauert um einen aufrichtigen und besonders liebenswerten Menschen, einen verdienten Verantwortlichen und leibhaftigen Funktionär, der sich immer in den Dienst des Vereins gestellt hat“, schreibt der Bundesligist in einer Pressemitteilung. FCA-Präsident Klaus Hofmann sagte ergänzend: „Ich habe mit Peter Bircks nicht nur einen verdienten Gremienkollegen, sondern auch einen engen Freund verloren. Ich bin ihm unendlich dankbar, was er zusammen mit Walther Seinsch in Augsburg aufgebaut hat. Sein Herzblut für den FCA hat mich tief beeindruckt.“
Das klassische Gewichtheben hat schwer an Ansehen verloren. Ein alter Sport, für den unsere Vorfahren erste Grundlagen schufen, indem sie schwere Felsbrocken in die Höhe stemmten, um sie auf Mammuts zu schleudern. Heute pilgern zwar rachitische Banklehrlinge zu Millionen in Fitness-Studios, um an die alte Tradition anzuknüpfen – mit klassischem Gewichtheben aber hat deren Treiben nichts zu tun.
Man trifft ja auch keinen mehr, der noch von Wassili Alexejew schwärmt, dem ehemals stärksten Mann der Welt, oder vom kürzlich verstorbenen Rudolf Mang, dem Bär von Bellenberg, oder der über die 1,55 Meter kleine Julia Schwarzbach staunt, die mit 108 Kilogramm mehr als ihr doppeltes Körpergewicht in die Höhe bringt. Der Einzige, der es in der öffentlichen Wahrnehmung über die Ränder seiner Sportart geschafft hat, ist Matthias Steiner. Vielleicht, weil er Österreicher ist, denen die Menschen abseits von Skipisten im Sport nur wenig zutrauen, wahrscheinlicher aber, weil ihm das Leben privat hart mitgespielt hat.
Trotzdem hat sich kein Teenager sein Poster in die Bude gehängt, oder wenigstens seinen Hamster Matthias tauft. Stattdessen läuft der Nachwuchs in den sozialen Kanälen Ronaldo und Messi hinterher. Recht hat er. Es ist immer noch schöner, im Kreise gleichgesinnter Vertragsmillionäre an der frischen Luft einen Ball über gepflegtes Grün zu kicken, als in muffigen Folterräumen einsam qualvoll ächzend Schwermetalle zu bewegen. Wer hier eine Anabolikaresistenz hat, wird es nicht weit bringen. Auch ein Grund, warum Eltern ihren Sprösslingen das Gewichtheben zum Ausgleich von Klavier- und Geigespiel nicht wirklich empfehlen sollten.
Überhaupt ist der Gebrauch von Dopingmitteln in keiner Sportart so verbreitet wie im Gewichtheben. Hier haut jeder jeden übers Ohr. Das hat dazu geführt, dass zuletzt neun Gewichtheber-Nationen von internationalen Wettkampf-Bühnen verbannt waren. Das macht es schwer, noch WM-Gastgeber zu finden. Für das aktuell laufende Treffen der stärksten Männer und Frauen der Welt hat der Weltverband Turkmenistans Hauptstadt Aschgabat auserkoren.
Hier will sich das Gewichtheben neu erfinden. Es hat Gewichtsklassen neu definiert und andere gestrichen. Damit sind auch die dopingverseuchten Weltrekordlisten getilgt. Ob das verlorenes Ansehen zurückbringt oder sich das Gewichtheben als ernst zu nehmender Sport endgültig abschafft? Eltern sollten ihren Kindern erst einmal noch zu Klavier und Fußball raten.