Guenzburger Zeitung

Feuerwehre­n haben viele „Schätzchen“in der Garage

Bei den freiwillig­en Wehren im Landkreis Günzburg sind einige ganz besondere Fahrzeuge im Einsatz – manche allerdings nicht ganz so offiziell. Von einem Spritzenan­hänger mit Bulldog, einer 59 Jahre alten Drehleiter und einem speziellen Fahrrad

-

Monteur soll es übrigens richtig leidgetan haben, als er in das Dach ein Loch für die Digitalfun­kantenne schneiden musste. Das Fahrzeug haben die Haupeltsho­fer 1999 für 300 Mark von der Feuerwehr Günzburg übernommen und es trägt mit „GZ - 250“sogar noch das OriginalKe­nnzeichen. Nur: Den Berg hinauf dürfe es halt nicht ganz so pressieren, fügt Rampp hinzu.

Das älteste noch einsatzfäh­ige Feuerwehrf­ahrzeug befindet sich in Eichenhofe­n, ein Mercedes Benz L 1500 S, Baujahr 1942. Der Oldie war seinerzeit ein Geschenk: Karl Lehner aus Winterbach, Inhaber einer Gleisbaufi­rma, hatte es 1973 als ausgemuste­rtes Löschfahrz­eug von der Deutschen Bundesbahn für 2000 Mark erworben und der Eichenhofe­r Wehr gespendet. Man habe es halt von Grün auf Rot umspritzen müssen, erzählt Karl Baumeister, der damals Zweiter Kommandant war. Hergeben würden die Eichenhofe­r ihren Florian Eichenhofe­n 44/1 ebenfalls nicht so ohne Weiteres. „Der hat halt no a Blech“, erklärt Baumeister. Das Fahrzeug kommt regelmäßig problemlos durch den Tüv, hat sich in den vergangene­n 45 Jahren stets bewährt und ist natürlich auch ein Blickfang bei Fahnen- und Fahrzeugwe­ihen. Sogar die Ledersitze habe man kürzlich frisch bezogen, sagt Kommandant Karl Brenner.

Ein bisschen jünger ist die Jettinger Drehleiter, die DL 18 + 2, ein Opel Blitz aus dem Jahr 1959. Der 79 PS starke Motor ist übrigens der gleiche, wie ihn der Opel Kapitän hatte. „Wenn die mal weg kommt, dann gehen mir au“, sagen die Jettinger, die bereits seit 1968 im Besitz der von der Günzburger Wehr stammenden 20-Meter-Drehleiter Alois Gilg hatte sie von dort geholt und hält sie mit Gerätewart Martin Müller in Schuss. Eigentlich hätte Jettingen ja eine neue bekommen sollen, mangels Unterbring­ungsmöglic­hkeiten hatte man sich damals für die kleinere entschiede­n. Die hat sich seitdem und auch bei größeren Einsätzen als unverzicht­bar bewährt. Nur die Sechs-VoltAnlage sei etwas klein dimensioni­ert. Zur Not helfe auch mal Anschieben, verrät Gilg schmunzeln­d.

Ungewöhnli­ch ist auch das Tanklöschf­ahrzeug der Feuerwehr Ha- genried, ein Magirus 6 x 6 Allrad, Baujahr 1961, mit einem 4000-Liter-Wassertank, 400 Litern an Schaummitt­eln, Wasserwerf­er und Schaumrohr und einer Pumpe mit einer Leistung von 2400 Litern pro Minute. Zuvor war das ursprüngli­ch graue Fahrzeug auf Bundeswehr­flugplätze­n im Einsatz und wurde von den Mitglieder­n der Wehr komplett umgebaut. Die Hagenriede­r hatten sich zuvor für ein solches Fahrzeug aus Bundeswehr­beständen beworben und warteten noch auf eine Zusage. Die kam zwar, alsind. lerdings erst Jahre später. Zwischenze­itlich stand dann das große LF 8, ein Mercedes, Baujahr 1982, und ebenfalls geländegän­gig, im Gerätehaus. Dieser wiederum stammt aus Beständen des Technische­n Hilfswerks und wurde ebenfalls in Eigenleist­ung hergericht­et. Seitdem ist die Hagenriede­r Wehr im Besitz von gleich zwei großen Fahrzeugen, die sie erhalten will und sich damit größtentei­ls selbst um deren Unterhalt kümmert.

In Weiler, dem am südlichste­n gelegenen Ort im Landkreis, steht ein TSA – ein Tragkrafts­pritzenanh­änger, Baujahr 1970, der Florian Weiler 45/1. Ganz so ungewöhnli­ch ist ein Feuerwehra­nhänger zwar nicht, ein solches „Fahrzeug“wird nämlich auch noch von neun weiteren Wehren und Löschgrupp­en im Landkreis genutzt. Mit Tragkrafts­pritze und entspreche­ndem Schlauchma­terial ist er mit allem ausgestatt­et, was eine Löschgrupp­e für einen schnellen Außenangri­ff benötigt. Gezogen wird der Anhänger aber mit einem der Bulldogs der beiden Maschinist­en, Georg Ganser oder Christian Würstle. Er leistete schon bei zwei Großbrände­n, einem landwirtsc­haftlichen Anwesen sowie bei der Unterstütz­ung der Kameraden in Haupeltsho­fen, seine Dienste. Erst diese Woche hatte es in einem Einfamilie­nhaus in Weiler gebrannt. Wie lange sich der TSA schon im Besitz der Wehr befindet, das weiß keiner mehr so genau. Lediglich der Schriftzug „Harthausen“weist darauf hin, dass er irgendwann Anfang der 80er-Jahre von dort nach Weiler umgezogen ist. Ob sie sich die Weilerer denn von ihrem Anhänger trennen würden? „Es wär’ scho schön, wenn’s a mal a Auto gäb’“, meint Michael, 11, von der Jugendfeue­rwehr dazu.

Ein ganz anderes Gefährt steht in Bubesheim. Neben dem LF 10/6 gibt es dort nämlich ein Feuerwehrf­ahrrad. Achim Schrecker hat es vor dem Entsorgen gerettet und rot angemalt. Es hat sogar ein Blaulicht und ein etwas amerikanis­ch klingendes Martinshor­n, das gegebenenf­alls auch eine Fahrradkli­ngel ersetzt. Die rote Box auf dem Gepäckträg­er bietet zudem eine ganze Menge an Stauraum. Angeblich soll das Fahrrad schon gute Dienste geleistet haben, wenn der eine oder andere Aktive zu spät zur Übung kam und somit seinen Kameraden hinterherf­ahren

Ein Caddy als ein einmaliges Gefährt

konnte. Lediglich der Aufkleber „Bei Stau – Rettungsga­sse bilden“irritiert etwas: Auf der A8 kam das Fahrrad nämlich noch nicht zum Einsatz.

Ein Feuerwehr-Mofa gibt es im Landkreis übrigens auch. Dieses steht bei Kommandant Christoph Gröner-Weikert in Mindelalth­eim – eine Piaggio Bravo, rot-weiß, mit Blaulichta­ttrappe und Tröte. Auf dem Tank stehen sogar die Zahlen Acht und Eins, also 8/1, der Funkname für den Kommandant­en. Sogar Herr Braun vom Fernsehsen­der a.tv soll schon auf dem Gepäckträg­er mitgefahre­n sein. Ärgerlich war allerdings, dass das Mofa vor zwei Jahren direkt aus der Garage von Christoph Gröner-Weikert gestohlen wurde (wir berichtete­n damals). In Windeseile wurde die Nachricht über Facebook verbreitet. Mit fehlendem Blaulicht und kaputtem Gashebel wurde das Mofa schließlic­h bei Offingen aufgefunde­n.

Einmalig in ganz Deutschlan­d ist der VW Caddy von Moritz Götzl aus Günzburg. Mit dem ehemaligen Brandschut­zerziehung­sfahrzeug war die Berufsfeue­rwehr Wiesbaden an Schulen und Kindergärt­en unterwegs, bis es ausgemuste­rt wurde. Götzl, selbst aktives Mitglied bei der Freiwillig­en Feuerwehr Günzburg, hat den Caddy von seinem Vater, der diesen über das Internet erworben hat, zu seinem 18. Geburtstag geschenkt bekommen. Blaulicht und Martinshor­n sind allerdings außer Betrieb, nachdem es kein offizielle­s Feuerwehrf­ahrzeug mehr ist. Dafür hat der Caddy nun einen Namen: „Spritzi“– wegen des aus seinem Rüssel spritzende­n Elefanten an der Seite. Und auch Moritz Götzl betont: „Ich mag mein Auto und tät’ es niemals hergeben.“

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ??
Foto: Bernhard Weizenegge­r
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany