2:6, 0:8, 1:5, 0:9, 0:3, 0:6, 0:14, 0:6
Warum der 24-jährige Torwart Mehmet Dursun von Türkiyemspor Krumbach II trotz vieler Schlappen immer noch gerne Fußball spielt und weiter zu seinem Verein steht
Herr Dursun, haben Sie eigentlich noch Lust auf Fußball?
Ja sicher. Ich liebe Fußball über alles und das schon von Kindheit an. Seit dem sechsten Lebensjahr spiele ich aktiv und seit dem zehnten Lebensjahr stehe ich im Tor. Es gibt für mich kein schöneres Hobby.
Neun Spiele haben sie in dieser Saison absolviert und dabei acht Niederlagen kassiert. Wo nimmt man da die Motivation her fürs nächste Spiel?
Ich gehe in jedes Spiel motiviert. Ich habe zuletzt wegen einer Verletzung und meines Berufs drei Jahre pausiert und jetzt will ich es eben wieder wissen. Eigentlich war ich für die erste Mannschaft im Gespräch, aber dazu reicht es momentan noch nicht. In der Zweiten zu spielen ist für mich keine Erniedrigung. Die A-Klasse West 2 ist eine Multi-Kulti-Liga, in der jedes Spiel eine Herausforderung ist und ich Erfahrung sammeln kann.
Was geht da in Ihrem Kopf vor, wenn es immer wieder in Ihrem Kasten klingelt?
Wenn meine Vorderleute patzen, dann ist das spätestens nach dem Schlusspfiff vergessen. Wenn ich aber selbst an einem Gegentor schuld bin, dann kritisiere und ärgere ich mich sehr, weil ich mein Hobby sehr ernst nehme.
Nehmen Sie von den Niederlagen auch was mit nach Hause oder sind die vergessen, sobald Sie dem Sportgelände den Rücken gekehrt haben?
Teilweise schon. Fußball ist was Emotionales, nicht nur in den höheren Ligen. Und so kommt es schon vor, dass ich das Spiel zuhause noch aufarbeite und überlege, wo ich mich verbessern kann.
Manch anderer Keeper hätte in Ihrer Situation schon längst die Torwarthandschuhe ins Eck geworfen und die Fußballschuhe an den berühmten Nagel gehängt. Wie ist das bei Ihnen?
Wie gesagt, Fußball ist mein Hobby. Ich bin mit Türkiyemspor Krumbach aufgewachsen, mein Vater war schon in der Vorstandschaft. Wenn ich aufhören würde, dann würden, so befürchte ich, andere nachziehen und es gäbe bald keine Zweite mehr.
Haben Sie während eines Spieles schon mal daran gedacht, sich auswechseln zu lassen?
Nein, noch nie.
Aber nach einer 0:14-Schlappe wie gegen den FC Lauingen II ist einem doch sicherlich danach zumute?
Ehrlich gesagt, an diesem Punkt bin ich noch nie angelangt. Selbst wenn ich im Voraus wüsste, dass ich 15 Stück kassiere, würde ich trotzdem ins Tor gehen. Zudem waren wir in diesem Spiel gar nicht so schlecht, wie es das Ergebnis vielleicht vermuten lässt. Und wir haben bis zur letzten Minute gekämpft, das ist wichtig. Wie viel der 57 Gegentore in Ihren neun Spielen gehen auf Ihre Kappe?
Ich schätze mal so 15 bis 20.
Aber man soll an dieser Stelle nicht verschweigen, dass Türkiyemspor Krumbach II auch einen Sieg gelandet hat und der fiel mit 10:0 gegen den TSV Burgau II überraschend hoch aus. Das muss doch ein unbeschreibliches Gefühl gewesen sein, oder?
Klar, das war ein schönes Gefühl, auch einmal jubeln zu können und das gleich zehn Mal in einem Spiel. Aber der Sieg war letztlich ja nichts wert, weil Burgau die Mannschaft zurückgezogen hat. Wie hat man das aufgenommen?
Mit Humor, auch wenn wir dadurch das neue Schlusslicht der Liga geworden sind und weiterhin ohne einen einzigen Pluspunkt dastehen.
Wenn die Saison weiter so verläuft, dann ist der Abstieg vorprogrammiert. Kommt da nicht der Gedanke auf, sich einen Verein zu suchen, wo die Erfolgsaussichten größer sind?
Solange im Herrenbereich mit Nuri Yilmaz und mir nur zwei Torhüter zur Verfügung stehen, ist das kein Thema für mich.
Ein Spiel haben sie ja in der ersten Mannschaft gemacht. Wie fühlte sich das an?
Als „Frischling“geht man da schon mit zittrigen Knien ins Spiel, schließlich sind Druck und Erwartungen höher. Aber wir haben 2:1 gewonnen, das war schon ein schönes Erlebnis.
Am Sonntag geht es gegen den Tabellenfünften SSV Glött II. Was schätzen Sie, wie oft Sie hinter sich greifen müssen?
Ich will mich da auf keine Zahl festlegen. Wir werden versuchen die Gegentore nach besten Kräften im Rahmen zu halten. Wichtig ist dabei, dass jeder von uns sein Bestes gibt.
Interview: Alois Thoma