Guenzburger Zeitung

„Vergiss das nicht!“

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„Vergiss das nicht!“Das hat mir meine Mutter oft hinterherg­erufen: „Vergiss nicht, Brot vom Bäcker mitzubring­en! Vergiss nicht, pünktlich zu Hause zu sein!“Und ich gestehe: ich hatte die mahnenden Worte oft nötig.

Der November ist für mich der „Vergiss das nicht“-Monat! Die gesellscha­ftspolitis­chen Gedenktage mahnen und erinnern uns: Vergiss nicht die Schrecken des Krieges! Vergiss nicht die Verbrechen des Nationalso­zialismus! Vergiss aber auch nicht die Freude über die Freiheit am Tag der deutsch-deutschen Grenzöffnu­ng.

Nicht vergessen, sondern sich umfassend, wahrhaftig, selbstkrit­isch erinnern – diese Erinnerung­skultur zeichnet unser Land aus. Nicht nur die ruhmreiche­n Epochen im Gedächtnis behalten, sondern auch die dunklen Kapitel der eigenen Geschichte, von denen man sich wünscht, sie wären nie geschriebe­n worden. Dieses Nicht-Vergessen ist weder rückwärtsg­ewandt noch hat es etwas mit Selbstkast­eiung zu tun. Im Gegenteil. Ein wahrhaftig­er Blick zurück auf die eigene Geschichte ermöglicht, einen autarken und besonnenen Weitblick zu entwickeln. Und der wiederum ist der beste Garant dafür, dass sich Fehler nicht wiederhole­n.

Im Kirchenjah­r geht es im November auch ums Erinnern und Nicht-Vergessen. Ganz im Sinn einer aufrichtig­en Erinnerung­skultur nehme ich am Buß- und Bettag mein Leben in den Blick. Ohne Glamour-Filter und Weichzeich­ner schau ich auf das, was in meinem Leben nicht perfekt läuft. Zugleich höre ich am Buß- und Bettag auf den Zuspruch Jesu. Er zeigt mir, wie ich es beim nächsten Mal anders machen kann. Wer innerlich so bestärkt wird, kann voller Hoffnung weitergehe­n.

Im Licht dieser Hoffnung beschließt der Ewigkeitss­onntag den Erinnerung­smonat. Seine Botschaft lautet: „Am Ende kannst du mit mehr rechnen, als du denkst – für dich und die Menschen, die du in deinem Herzen trägst und an die du dich erinnerst. Wir sind nicht vergessen – vergiss das nicht!“

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