Dank Orange Campus zur Nummer eins
Am Mittwoch beginnen die Arbeiten für das Basketball-Zentrum offiziell. Die Ulmer verbinden damit gewaltige Hoffnungen. Es geht um die Weltspitze – und um begeisterte Kinder
Neu-Ulm/Ulm Auf der Baustelle am Neu-Ulmer Donauufer herrscht bereits Betrieb. Die Arbeiten für den Orange Campus haben begonnen – auch wenn der offizielle Spatenstich erst am Mittwoch ansteht. Ist der Termin also nur noch eine Formalität? Andreas Oettel, der Geschäftsführer der Ulmer Basketballer, widerspricht: „Das ist schon so etwas wie eine Geburt“, sagt er.
Vor knapp vier Jahren haben die Basketballer von BBU’01 ihre Pläne für ein Nachwuchs- und Leistungszentrum erstmals öffentlich vorgestellt. Danach wurde immer wieder nachgebessert, umgeplant, viel gezweifelt und noch mehr gestritten. Das Konzept, das jetzt steht, loben fast alle: die Basketballer genauso wie die Stadträte aus Neu-Ulm und die meisten ihrer Ulmer Amtskollegen. Die beiden Städte bezahlen den Löwenanteil des rund 23,4 Millionen Euro teuren Projekts, das inzwischen in einen sportlich-ideellen und einen wirtschaftlichen Teil aufgeteilt ist.
Zweifel habe auch er gehabt, gesteht Oettel: „Bei einem Projekt dieser Größe hast du immer die Überlegung, ist dieser Weg der richtige“, sagt er. Doch die Idee an sich habe er nie infrage gestellt, betont der Finanzchef der Basketballer: „Als Sportler gibst du nicht auf.“Der zwischenzeitlich starke Gegenwind habe den Plänen für den Orange Campus nicht geschadet. „Du machst so etwas für die Mehrheit, es muss gewollt sein“, erklärt er. Und: „Es kommt immer ein bisschen mehr Wahrheit in so ein Projekt.“Die Planungen für den Orange Campus hätten sich mit der Zeit entwickelt. Das Ergebnis hält Oettel für gelungen.
Nach dem Kompromiss-Konzept beteiligen sich die Städte Ulm und Neu-Ulm und der Württembergische Landessportbund nur am Vereinsteil. Sie steuern annähernd 5,5 Millionen Euro bei, Ulm bezahlt am meisten. Darüber hinaus geben die Städte dem Verein Darlehen in Höhe von fast vier Millionen Euro. Die Basketballer müssen 2,6 Millionen Euro Eigenkapital mitbringen. 1,1 Millionen Euro fehlen noch, die Basketballer haben bis zum Einzug ins neue Leistungszentrum Zeit, das Geld vorzuweisen. Etwa die Hälfte der fehlenden Summe ist laut Spendenbarometer des Vereins schon zusammengetragen worden. Der Spatenstich könnte einen neuen Schub bringen, hofft Oettel. „Es hilft, wenn man sieht, dass sich etwas ent- wickelt“, sagt er. Den kommerziellen Teil muss die Orange Campus GmbH stemmen. Drei Millionen Euro Eigenkapital kommen vom Unternehmen, 8,3 Millionen Euro Darlehen geben die drei VR-Banken Neu-Ulm, Laupheim-Illertal und Langenau-Ulmer Alb. „Das ist eine sehr, sehr stabile Lösung“, betont Oettel.
Die Ziele, die die Basketballer mit dem Orange Campus verbinden, sind ehrgeizig. Die Zahl der Sportler soll von rund 500 auf mehr als 1000 steigen, die Zahl der Mitglieder von rund 3500 auf etwa 6000. „Wir wollen die Nummer eins sein, der größte Einspartenverein Deutschlands“, sagt Oettel. Und der Klub mit dem besten Basketball-Nachwuchs der Republik. Schon jetzt spielen die jungen BBU’01-Sportler auf höchstem europäischen Niveau, deutschlandweit ist nur der Nachwuchs von Bayern München und Alba Berlin auf dieser Ebene. Alle Ulmer Jugendteams gehören im Land zu den besten zehn in ihrer Altersklasse. „Wir schaffen das nicht nur einmal, sondern jedes Jahr“, sagt Oettel. Von dem Erfolg sollen später auch die Profis profitieren.
Mit Nicolas Bretzel hat ein Spieler des Bundesliga-Kaders alle Ulmer Jugendmannschaften durchlaufen. Finanziell werde BBU’01 nie mit München oder Berlin mithalten können. Doch wenn es dem Verein gelinge, eigene Spieler auszubilden, statt diese teuer einzukaufen, könne sich Ulm an der Spitze der Basketball-Bundesliga etablieren. Oettel denkt noch weiter: „Wenn wir Meister werden, bin ich unglaublich stolz. Aber dann ist es ein Momentum. Wenn es ein Ulmer in die Nationalmannschaft oder in die NBA schafft, dann wird man sich daran auch in zehn oder 20 Jahren erinnern.“
Beim Orange Campus geht es trotz aller Träume von Titeln und der nordamerikanischen Profiliga NBA nicht nur um Spitzensport. Oettel will möglichst viele junge Leute vom Sport begeistern: „Wenn du Vorbilder hast, ziehst du viele Kinder und Jugendliche nach.“Wenn das System Orange Campus funktioniere, zeige es, dass Leistung sich lohnt. „Dafür sollte der Sport stehen“, sagt Oettel.
Entwickeln soll sich auch der Orange Campus selbst. Im Bebauungsplan ist ein Spieler-Wohnheim vorgesehen. Doch die dafür nötigen rund drei Millionen Euro wollten die Ulmer nicht auch noch auf sich nehmen. Das zusätzliche Gebäude könnte in einem nächsten Schritt entstehen. Die nötigen Genehmigungen gibt es bereits.