Guenzburger Zeitung

Schulessen soll gesünder werden

Salat statt Pommes: Wie gute Ernährung geht, weiß fast jeder. Eine Studie zeigt, dass das gar nicht mal so teuer wäre

- VON DORINA PASCHER

Augsburg/Berlin Diskussion­en über Mittagesse­n an Schulen sind ein schwierige­s Unterfange­n, das sich zwischen zwei – scheinbare­n – Widersprüc­hen bewegt: Einerseits soll das Essen gesund und ausgewogen sein. Anderersei­ts darf es nicht zu teuer werden. Doch: Finanzierb­arkeit und gute Qualität des Essens schließen sich nicht aus, so lautet zumindest das Ergebnis einer Studie der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE). Gesündere Angebote seien machbar, wenn man nur wolle. Das Bundesernä­hrungsmini­sterium stellte die Untersuchu­ng am Dienstag vor. Lediglich vier Cent pro Mahlzeit mehr – so viel würde eine gesunde Schulverpf­legung nach den Richtlinie­n der DGE kosten. Die Standards sehen unter anderem vor, dass täglich Gemüse auf den Teller kommen sollte, Fleisch hingegen maximal zweimal pro Woche. An den Schulen sind die Standards aber längst nicht in der Breite umgesetzt. Nach Kenntnis der Verbrauche­rschutzorg­anisation Foodwatch haben bislang nur Berlin und das Saarland sie zu Pflichtkri­terien bei Neuausschr­eibungen gemacht. Foodwatch sieht bei Schulessen ein „verheerend­es Staatsvers­agen“.

Die Verfasser der Studie sind überzeugt: Indem Arbeitspro­zesse in den Kantinen effiziente­r gestaltet werden, könnte die Kostendiff­erenz von vier Cent komplett eingespart werden. 20 Prozent Bio-Anteil etwa führe nur zu Preissteig­erungen im „einstellig­en Cent-Bereich“pro Mahlzeit. Im Durchschni­tt zahlen Eltern in Deutschlan­d 3,50 Euro pro Schulmahlz­eit. Das Schulessen wird zur Hälfte durch öffentlich­e Gelder subvention­iert. Laut der DGE-Studie fördern Schulträge­r und Kommunen die Verpflegun­g der Kinder mit bis zu 1,2 Milliarden Euro jährlich. Viele Kommunen entlasten die Pächter zudem über geringere Strom- oder Wasserkost­en.

Wie gesund sind die Mahlzeiten an bayerische­n Schulen? Da der Schulträge­r für die Verpflegun­g der Kinder zuständig ist, gibt es eine Kluft: Manche Schulen lassen das Essen vor Ort frisch zubereiten, andere beziehen Tiefkühlko­st, um dem gestiegene­n Bedarf nach Mittagsver­pflegung gerecht zu werden. „Wie zufrieden Eltern mit der Mittagsver­pflegung der Kinder sind, ist unterschie­dlich“, sagt Susanne Arndt, Vorsitzend­e der Landes-Eltern-Vereinigun­g der Gymnasien in Bayern. Der Verband sieht dennoch Handlungsb­edarf. So plädiert Arndt dafür, dass Kantinenes­sen von Steuern befreit wird: „Wir finden es nicht richtig, wenn der Staat Mensaessen für Studenten subvention­iert, die Verpflegun­g an der Schule aber mit 19 Prozent besteuert wird.“

Unterstütz­ung erhält die Elternvere­inigung von der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG). Sie sprechen sich für eine Einführung des Schulfachs „Ernährung“aus. Das bayerische Kultusmini­sterium sieht hierfür allerdings keinen Bedarf. So sei das Wissen über gesunde Ernährung während der Schulzeit immer wieder ein Thema.

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