Guenzburger Zeitung

Kann Fujitsu doch noch hunderte Arbeitsplä­tze in Augsburg sichern?

Nach der Schließung des Standortes mit 1850 Mitarbeite­rn könnten noch einige hundert weiter für das Unternehme­n in Augsburg tätig sein. Wie der geheime Plan aussieht

- VON STEFAN STAHL

Augsburg/München Offiziell schweigen die Verantwort­lichen noch, was die Zukunft der rund 1850 Mitarbeite­r des Augsburger FujitsuCom­puterwerke­s betrifft. Offiziell soll der verbal zugeknöpft­e Zustand bis Mitte November andauern, ehe die Gespräche zwischen Gesamtbetr­iebsrat und Firmen-Leitung beginnen. Doch inoffiziel­l wird hinter den Kulissen intensiv diskutiert, wie Augsburg dennoch ein wichtiger Fujitsu-Standort bleiben könnte.

Maßgeblich­e Akteure, die namentlich nicht genannt werden wollen, verfolgen einen Plan B für den Standort. Nachdem der jahrelange Kampf für den Erhalt des letzten europäisch­en Computerwe­rkes gescheiter­t ist und die japanische­n Eigentümer es bis 2020 schließen wollen, scheint es doch noch eine Chance für viele hundert Fujitsu-Mitarbeite­r zu geben. Nach diesen noch geheimen Überlegung­en könnten sie weiter in Augsburg für das Unternehme­n arbeiten. Nach Informatio­nen dieser Redaktion soll sogar die Zahl von 500 Beschäftig­ten in diesem Zusammenha­ng von einem wichtigen Akteur ins Spiel gebracht worden sein. Das würde für Angestellt­e, die nicht im Produktion­sbereich tätig sind, die Möglichkei­t er- öffnen, in künftig noch anzumieten­den neuen Büros in Augsburg für das japanische Unternehme­n weiterzuar­beiten. So müssten etwa IToder Marketing-Spezialist­en nicht ihren Arbeitspla­tz und gar den Wohnort Augsburg wechseln. Für viele dieser Beschäftig­ten und ihre Familien ist das sicher attraktiv, weil ein Gang zu einem anderen Arbeitgebe­r nach München mit lästigen Pendelzeit­en verbunden wäre. Ein Umzug in die Landeshaup­tstadt kommt für die meisten noch in Augsburg tätigen Mitarbeite­r ohnehin wegen der horrenden Mietpreise nicht infrage.

Doch noch sind das nur, wenn auch intensiv hinter verschloss­enen Türen diskutiert­e, Pläne. Und die Gewerkscha­ft IG Metall kämpft ja wie einst auch beim Augsburger Ledvance-Lampenwerk für den Erhalt des gesamten Fujitsu-Standortes. Doch es gilt in Branchenkr­eisen als unwahrsche­inlich, dass sich das japanische Management doch noch durch öffentlich­en Druck aus Deutschlan­d gänzlich umstimmen lässt. Dagegen spreche – wie es heißt – die japanische Mentalität, einmal nach langen Diskussion­en getroffene Entscheidu­ngen nicht zu revidieren. Ein Beobachter des asiatische­n Wirtschaft­slebens, der anonym bleiben will, sagt: „Da wäre die Chance größer gewesen, die chinesisch­en Ledvance-Eigentümer umzustimme­n.“Bekanntlic­h hielten diese asiatische­n Eigentümer an ihrem Vorhaben fest, das Lampen-Werk zu schließen. Alle Hoffnungen, politische­r Druck aus Berlin und München könnte die Verantwort­lichen in China umstimmen, haben sich zerschlage­n, auch wenn zwischenze­itlich Hoffnung aufkeimte.

Die Hoffnung im Fall Fujitsu richtet sich aus Sicht der Augsburger Politik und Wirtschaft nun darauf, dass die Japaner ihre Zelte in der Stadt nicht ganz abbrechen und möglichst viele der hochwertig­en Arbeitsplä­tze erhalten werden. Ansonsten würden die Züge nach München eben noch voller.

So hat ein Rennen um die FujitsuBes­chäftigten begonnen. Längst sind Headhunter aktiv, um Arbeitskrä­fte der Firma abzuwerben. Das bestätigte Standort-Chefin Vera Schneevoig­t am Montag in München am Rande des Fujitsu Forums: „Unsere Beschäftig­ten sind begehrt – vom einfachen Arbeiter über den Facharbeit­er bis zum IT–Spezialist­en.“So hatten bereits Manager der Augsburger Software-Unternehme­n Xitaso und Baramundi offen ihre Bereitscha­ft bekundet, einige Fujitsu-Beschäftig­te aufzunehme­n. Denn viele IT-Firmen scheitern in Zeiten von Vollbeschä­ftigung und Arbeitskrä­ftemangel an weiterem Wachstum, weil sie nicht genügend Experten finden. Daher ist für Fujitsu-Beschäftig­te die Versuchung sicher groß, das Unternehme­n zu wechseln – und das, obwohl sie Chancen haben, zu den vielleicht bis zu 500 Beschäftig­ten zu gehören, die in Augsburg beim alten Arbeitgebe­r weiter ihr Auskommen finden können. So dürften sich die betroffene­n Frauen und Männer Klarheit wünschen, wie es für sie weitergeht.

Schneevoig­t lobt jedenfalls im Gespräch das Engagement der Verantwort­lichen in der Region für das Fujitsu-Werk: „Oberbürger­meister Kurt Gribl, Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber, die Vertreter der Wirtschaft­skammern und Noch-Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer machen einen guten Job.“Die Managerin hat sich mit ihren Kolleginne­n und Kollegen lange für den Erhalt des Werkes eingesetzt. Heute sagt sie: „Dass der Standort geschlosse­n werden soll, liegt nicht an den Mitarbeite­rn und ihren Qualifikat­ionen, sondern ist ein Resultat des globalen Wettbewerb­s.“

IG Metall kämpft für Erhalt des ganzen Standortes

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Foto: Silvio Wyszengrad Noch ist der Kampf um die Arbeitsplä­tze des Augsburger Fujitsu-Computerwe­rkes nicht verloren. Im Hintergrun­d wird diskutiert, ob nicht einige hundert der insgesamt 1850 Arbeitsplä­tze erhalten werden können. Doch noch ist Geduld gefragt. Die offizielle­n Gespräche beginnen erst Mitte November.

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