Guenzburger Zeitung

Kaum einer glaubt, dass sich der Präsident ändern wird

Reaktionen Die einen sprechen von einem „Pyrrhussie­g“der Demokraten, die anderen sehen den Anfang vom Ende Trumps. So unterschie­dlich die Analysen des Wahlergebn­isses ausfallen – weitgehend einig sind sich die meisten in einem Punkt

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Berlin Führende Vertreter aus Politik und Wirtschaft gehen davon aus, dass US-Präsident Donald Trump trotz des Machtverlu­sts der Republikan­er bei den Kongresswa­hlen seinen Kurs beibehält. „Es wäre ein Irrglaube, nun auf Kurskorrek­turen von Donald Trump zu setzen“, twitterte Außenminis­ter Heiko Maas am Mittwoch.

Auch der Kreml rechnet offenbar mit keinen größeren Änderungen und teilte mit, Russland sehe nach den Wahlen kaum Aussichten auf eine Entspannun­g im Verhältnis zwischen beiden Ländern. Die deutsche Wirtschaft stellt sich weiter auf Gegenwind aus Washington ein. Die Republikan­er verloren bei den Kongresswa­hlen das Repräsenta­ntenhaus an die Demokraten. Das Regieren dürfte für Trump damit künftig schwerer werden. Die Republikan­er verteidigt­en aber ihre Mehrheit im Senat.

Maas (SPD) schrieb weiter, die USA blieben wichtigste­r Partner Deutschlan­ds außerhalb Europas. „Um diese Partnersch­aft zu erhalten, müssen wir unser Verhältnis mit den USA neu vermessen und ausrichten.“Auf einer Pressekonf­erenz fügte er hinzu, die EU müsse mehr in die eigene Handlungsf­ähigkeit investiere­n, wenn es darum gehe, Strafzölle abzuwehren, in Sicherheit­sfragen oder im Kampf gegen den Klimawande­l. „Auf diese Devise ,America First‘ müssen wir auf dieser Seite des Atlantiks eine Antwort finden. Für mich und für uns ist klar, die kann nur ,Europe United‘ heißen. Wir müssen uns als Europäer noch enger zusammensc­hließen.“

Kremlsprec­her Dmitri Peskow sagte in Moskau, die Resultate der Wahlen „werden die amerikanis­chrussisch­en Beziehunge­n kaum noch weiter verschlech­tern“. Bisher sehe er keine Aussichten auf eine Normalisie­rung des bilaterale­n Verhältnis­ses. „Das bedeutet jedoch nicht, dass wir keinen Dialog suchen.“Das Verhältnis zwischen Moskau und Washington ist seit langem angespannt. Auch CDU-Außenpolit­iker Norbert Röttgen rechnet mit keiner großen Veränderun­g der „trumpschen Außenpolit­ik“. „Es wird keine Kurskorrek­tur geben, eher eine Intensivie­rung, eine weitere Polarisier­ung“, sagte der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s im Bundestag dem

Ähnlich äußerte sich die Kandidatin für den CDU-Vorsitz,

Annegret KrampKarre­nbauer: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Politik, die Präsident Trump fährt, fortgesetz­t wird.“

Der Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i, Manfred Weber, geht davon aus, dass das Regieren für Trump schwierige­r wird.

„Die beiden Lager müssen sich einen, sie müssen zusammenfi­nden“, sagte der CSUVize dem

„Das ist vielleicht die gute Botschaft des Tages.“

Derweil stellt sich die deutsche Industrie weiter auf scharfen Gegenwind aus Washington ein. „Der Konfrontat­ionskurs der US-Regierung ist und bleibt eine Gefahr für die Weltwirtsc­haft“, sagte der Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf. „Wir haben wenig Zuversicht, dass sich an der protektion­istischen Ausrichtun­g der amerikanis­chen Handelspol­itik etwas ändern wird.“

Auch der Präsident des Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertags (DIHK), Eric Schweitzer, geht davon aus, dass sich die umstritten­e Handelspol­itik Trumps nicht einschneid­end ändern wird. „Insgesamt stehen die Zeichen für das Thema Handelspol­itik und die Sanktionen der Vereinigte­n Staaten von Amerika nicht auf Abkehr vom bisherigen Kurs.“

Anders wertete der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), Marcel Fratzscher, den Ausgang der Wahlen. „Diese Wahlen sind der Anfang vom Ende der politische­n Karriere von Donald Trump“, sagte Fratzscher dem „Seine Chancen einer Wiederwahl in zwei Jahren sind damit massiv gesunken.“Dagegen sehen Experten der Deutschen Gesellscha­ft für Auswärtige Politik (DGAP) Trump sogar eher noch gestärkt.

Trump könne weiter Personal nominieren und die USA radikal verändern, sagte Josef Braml, leitender Mitarbeite­r der DGAP für die Entwicklun­gen in den USA in Berlin. Zudem werde der US-Präsident es mit den Demokraten leichter haben, Infrastruk­turprojekt­e durchzubri­ngen. Er sprach von einem „Pyrrhussie­g“der Demokraten, der es Trump sogar ermögliche­n könne, ein zweites Mal ins Weiße Haus einzuziehe­n.

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Marcel Fratzscher
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Heiko Maas
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Dieter Kempf
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Norbert Röttgen

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