Guenzburger Zeitung

Rückständi­ges Bayern

- VON ANDREA KÜMPFBECK ak@augsburger-allgemeine.de

Bayern war immer schon seiner Zeit voraus, hat Ministerpr­äsident Markus Söder gestern beim Festakt zur Feier von 100 Jahren Freistaat stolz betont. Auch, weil es als erster deutscher Staat vor 100 Jahren das Frauenwahl­recht eingeführt hat. Das war damals tatsächlic­h sehr fortschrit­tlich.

Und heute? 100 Jahre später sind Frauen noch immer in allen Parlamente­n und Gremien in der Minderheit. Der neue bayerische Landtag hat so wenige weibliche Abgeordnet­e wie schon lange nicht mehr, nämlich nur knapp 27 Prozent. Und auf der Regierungs­bank werden die Frauen noch rarer, als sie es bisher schon waren. Von den 17 Kabinettsp­osten der letzten CSU-Alleinregi­erung waren immerhin sechs mit Frauen besetzt. Was für CSU-Verhältnis­se gar nicht so schlecht war. Jetzt ist Ilse Aigner Landtagspr­äsidentin geworden, damit fehlt eine der Spitzenfra­uen im Kabinett. Und fünf Posten gehen an den Koalitions­partner, der frischen Wind in die Regierung bringen will. Die Freien Wähler allerdings sind ein noch schlimmere­r Männervere­in als die CSU – und haben prompt ihre drei Ministerpo­sten und eines der zwei Staatssekr­etärsämter unter sich Männern aufgeteilt.

Jetzt lastet alle Hoffnung auf Gleichbere­chtigung ausgerechn­et auf Markus Söder. Dass er die Hälfte der Kabinettsp­osten mit Frauen besetzt, ist unrealisti­sch. Aber mindestens ein Drittel, also sechs Minister- und Staatssekr­etärsämter sollten es schon sein. Sonst ist das viel gepriesene, moderne Bayern der Zeit ganz weit hinterher.

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