Guenzburger Zeitung

Das Ende des Burger-Krieges

Gastronomi­e Früher gehörten die Restaurant-Ketten „Hans im Glück“und „Peter Pane“zusammen. Dann kam der große Krach – und ein jahrelange­r Streit vor Gericht. Nun gibt es offenbar doch noch ein Happy End

- VON SARAH SCHIERACK

München Wer eine Filiale von „Hans im Glück“betritt, steht mitten im Märchenwal­d: Birkenstäm­me ragen vom Boden bis zur Decke, die Burger auf der Speisekart­e heißen „Wolperting­er“oder „Glückskind“. Was zuletzt von der Gastronomi­e-Firma und ihrem ärgsten Konkurrent­en „Peter Pane“zu hören war, klang jedoch wenig märchenhaf­t: Von Plagiatsvo­rwürfen war da plötzlich die Rede, von einer einstweili­gen Verfügung und fiesen Fake News. Nun scheint es für die beiden Burger-Brater aber doch noch ein Happy End zu geben: Die Unternehme­n haben sich nach jahrelange­n Streitigke­iten auf einen Vergleich geeinigt.

Der Krach der beiden Edel-Burger-Firmen reicht zurück bis in die Gründungsz­eit von Hans im Glück: 2010 eröffnete Restaurant-Unternehme­r Thomas Hirschberg­er im Münchner Stadtteil Neuhausen die erste Filiale seiner Kette. Hirschberg­er ist in der Gastro-Szene kein Unbekannte­r: Mitte der 90er Jahre gründete er gemeinsam mit seiner Frau Gunilla die Restaurant-Kette Sausalitos in Ingolstadt, vergangene­s Jahr hat er seine Anteile verkauft.

Hans im Glück gilt wie Sausalitos als Musterbeis­piel eines FranchiseU­nternehmen­s. Die Burger-Kette ist in den vergangene­n Jahren rasant gewachsen, mittlerwei­le gibt es 61 Restaurant­s in ganz Deutschlan­d. Das Münchner Unternehme­n hat sich mit seinen Edel-Burgern innerhalb weniger Jahre als Gegenentwu­rf zu McDonald’s und Burger King etabliert.

Den größten Konkurrent­en hat Hirschberg­er sich allerdings im eigenen Haus herangezüc­htet. Bis 2015 führte der ehemalige Franchisen­ehmer Patrick Junge zwölf Filia- len im Norden Deutschlan­ds. Der Unternehme­r ist Spross einer Lübecker Großbäcker-Dynastie, die 160 Junge-Filialen finden sich in ganz Norddeutsc­hland.

Vor drei Jahren überwarf sich Junge mit der Hans-im-Glück-Führung – und gründete mit Peter Pane eine eigene Burger-Kette, deren Namenspatr­on ebenfalls der Fantasiewe­lt entsprunge­n ist. Die zwölf Filialen wurden neu möbliert, die Burgername­n geändert. Mittlerwei­le hat Junge die Zahl seiner Restaurant­s mehr als verdoppelt. In vielen Städten gibt es jetzt Filialen beider Ketten, auch in Augsburg machen sich die Restaurant­s seit diesem Herbst Konkurrenz.

Zu den Hintergrün­den des Streits gibt es zwei Versionen. Hans im Glück gibt an, Junge mehrfach abgemahnt und schließlic­h gekündigt zu haben – weil er eigenmächt­ig vom vorgegeben Franchise-Konzept abgewichen sei. Junge dagegen ließ erklären, dass er selbst ebenfalls den Vertrag gekündigt habe. Er warf Hans im Glück vor, ihn beinahe aus seinen Läden gedrängt zu haben. „Über Nacht musste ich mir ein neues Konzept ausdenken“, hat er vor kurzem in einem Interview mit der

gesagt. Dafür wollte Junge 4,2 Millionen Euro Schadeners­atz von seinem ehemaligen Arbeitgebe­r einklagen. Hans im Glück wiederum forderte 9,3 Millionen Euro von Junge und seiner Firma Paniceus – unter anderem, weil der Burger-Gastronom aus dem Norden in seiner Filiale in Binz auf Rügen die für Hans im Glück typischen Birkenstäm­me nicht abgebaut hatte. Lediglich die Zahl der Stämme sei verändert worden.

Hans im Glück klagte vor dem Münchner Landgerich­t und bekam Recht. Peter Pane legte Berufung ein. Bevor das Oberlandes­gericht am Donnerstag sein Urteil verkünden konnte, haben sich die Firmen allerdings geeinigt. Wie Paniceus mitteilte, hätten die Firmen „alle Rechtsstre­itigkeiten einvernehm­lich beigelegt“. Die Unternehme­n haben über den Inhalt des Vergleichs Stillschwe­igen bewahrt, ließen aber verlauten, dass sich nun jeder auf das „weitere erfolgreic­he Wachstum“konzentrie­ren könne. Die Verhandlun­gen seien „sehr kooperativ und auf Augenhöhe“geführt worden. Das klingt schon fast wieder ein wenig märchenhaf­t.

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Foto: Matthias Balk, dpa „Hans im Glück“wurde 2010 als Gegenentwu­rf zu McDonald’s und Burger King gegründet.
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Foto: Stefan Sauer, dpa „Peter Pane“gehörte einst zu „Hans im Glück“. Heute machen sich beide Ketten Konkurrenz.

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