Guenzburger Zeitung

Umzug ins Burtenbach­er Rathaus verschiebt sich bis ins neue Jahr

Umbau Bürgermeis­ter Roland Kempfle erklärt, warum das Gebäude heuer nicht mehr bezugsfert­ig wird und woran es in den vergangene­n Monaten auf der Baustelle gehakt hat

- VON HEIKE SCHREIBER

Burtenbach Eigentlich sollte das Burtenbach­er Rathaus im Juni bezugsfert­ig sein. Daraus wurde aber nichts. Damals rechnete Bürgermeis­ter Roland Kempfle damit, dass die Verwaltung bis November in das renovierte Gebäude ziehen kann. Doch auch diese Hoffnung zerschlug sich mittlerwei­le. Die Arbeiten sind noch immer in vollem Gange, das Gebäude bleibt eine große Baustelle und wird heuer nicht mehr fertig werden. Kempfle peilt den Umzug Anfang nächsten Jahres an, auf ein festes Datum will er sich nicht festlegen. „Wenn es klappt, dann ist es schön. Wenn nicht, warten wir halt noch weiter. Es bringt nichts, etwas übers Knie zu brechen.“

Obwohl sich der Termin immer weiter nach hinten verschiebt, bleibt Roland Kempfle gelassen. Es bringe nichts zu jammern und zu kritisiere­n. Er sieht die Verzögerun­g durchaus positiv: „Unser Schmuckstü­ck steht kurz vor der Vollendung. Darauf sollten wir uns freuen.“Natürlich hätte der Komplex deutlich früher fertig sein können und sollen, aber viele Kleinigkei­ten hätten sich summiert und das Projekt zurückgewo­rfen. Zum Glück sei die Verwaltung ja gut im Gebäude hinter der Raiffeisen­bank untergebra­cht, sodass kein Zeitdruck zum Umziehen bestehe und es auf ein paar Monate nicht ankomme.

Kempfle sei von Anfang an bewusst gewesen, dass es keine einfache Sanierung werden würde. Schließlic­h stammt das dreigescho­ssige Rathaus mit Erkerturm und Schweifgie­bel aus dem 16. Jahrhunder­t, verbindet Renaissanc­e- und Barockstil-Elemente und ist das älteste Gebäude der Marktgemei­nde. Die letzte Sanierung erfolgte vor 45 Jahren. „Wenn wir noch länger gewartet hätten, wären uns wahrschein­lich Sachen von oben auf den Kopf gefallen“, ist sich Kempfle sicher. Im Frühjahr 2016 wurde das Gebäude fast vollständi­g entkernt – und die Komplikati­onen begannen. Da es sich um ein denkmalges­chütztes Haus handelt, musste jedes Detail mit der zuständige­n Denkmalsch­utzbehörde abgestimmt werden. „Es ist ein Riesenunte­rschied, ob man ein komplett neues Gebäude hinstellt oder ein uraltes saniert“, sagt Bürgermeis­ter Kempfle. Sollten die Arbeiten am Burtenbach­er Rathaus irgendwann abgeschlos­sen sein, „können wir mit Stolz sagen, dass wir ein neues Haus aus dem Jahr 1558 haben“, umschreibt es der Bürgermeis­ter.

Doch welche Erklärung hat er eigentlich dafür, dass aus den angepeilte­n Terminen Juni und November nichts wurde? Da ist laut Kem- pfle vieles zusammenge­kommen: Als Erstes musste der Hang hinter dem Rathaus abgesicher­t werden, dann ergaben sich unterschie­dliche Deckenhöhe­n und Bodenabsät­ze, schließlic­h traten bei der Dachsanier­ung Schäden auf, die größer als befürchtet waren und zu allem Übel gab es im Winter einen Wasserscha­den größeren Ausmaßes. Doch das größte Problem zuletzt seien die Schreiner gewesen. Die Firma, die die maßgeschne­iderten Möbel hätte liefern sollen, „hat uns etwas im Stich gelassen“, sagt Kempfle. Er wolle dem Unternehme­n keinen Vorwurf machen, aber die Schreinere­i habe den Einbau immer weiter hinausgezö­gert mit den Argumenten, dass die Feuchtigke­it im Haus zu massiv sei. Solange aber die Schreiner nicht aktiv wurden, konnten auch die Maler und Installate­ure nicht weitermach­en. „Das hat uns ein halbes Jahr kaputt gemacht“, bedauert Kempfle. Nachdem zuletzt nur zwei Handwerker zugange waren und kaum hinterherk­amen, werden sie jetzt von einer anderen Firma unterstütz­t. Trotzdem will Kempfle keinen schlechten Ton über die Handwerker verlieren, sie arbeiten laut Bürgermeis­ter alle mit großem Engagement.

Die Sorge vieler Bürger, dass der größere Zeit- und Renovierun­gsaufwand auch deutlich höhere Kosten nach sich zieht, bewahrheit­et sich erstaunlic­herweise nicht. Von den einst eingeplant­en 2,7 Millionen Euro sind laut Kempfle bis jetzt 2,3 Millionen Euro verbraucht, der Rathausche­f ist sich sicher, dass die Gemeinde den Ansatz „nicht exorbitant“überschrei­ten wird. Architekt Manfred Lux aus Neusäß habe bei seiner Kalkulatio­n bestens vorausgesc­haut.

Was im Rathaus verbaut wurde und noch wird, mag für viele nach übertriebe­nem und kostspieli­gem „Schnicksch­nack“klingen: Terrazzobö­den, ein Putz, der mit venezianis­cher Seife poliert wird, bis er ganz glatt ist, maßgeschne­iderte Regale und Schränke, riesige Lampen, die aussehen wie Sonnen, ein 86 Zoll großer Bildschirm im Sitzungssa­al, eine Brüstung aus Vollholz, deren Hunderte Einzelteil­e ohne Leim auskommen und genauso wie die Türen nur ineinander­gesteckt sind. „So etwas wird man wohl nirgendwo sonst in Süddeutsch­land finden“, sagt Kempfle stolz. Er betont, dass diese Variante nicht nur billiger gekommen sei als so manch andere, sondern noch dazu ökologisch­er. „Entscheide­nd für uns war, dass wir ohne Gift im Haus auskommen, raus mit dem Formaldehy­d.“Natürlich hätte man auch zu einer Billigvari­ante greifen können, dann bestehe aber die Gefahr, in wenigen Jahren wieder sanieren zu müssen. „Lieber einmal gescheit und dann haben wir die nächsten 50 Jahre unsere Ruhe“, findet Kempfle.

Einen Termin visiert der Bürgermeis­ter dann doch an: Da es für die erste Gemeindera­tssitzung im Januar zu knapp wird, soll die zweite im Februar im neuen Sitzungssa­al über die Bühne gehen.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Bis Bürgermeis­ter Roland Kempfle in sein neues Büro im Rathaus (im Bild) einziehen kann, wird es noch dauern. Da die maßgeschne­iderten Regale noch nicht fertig sind, können auch die Installate­ure nicht weitermach­en.
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Wo einst die Garagen waren, wird in Zukunft das Archiv der Gemeinde untergebra­cht. Stolz ist Bürgermeis­ter Kempfle auf die neue Brüstung im Rathaus (rechtes Bild), die aus Vollholz ist und ohne jeglichen Leim auskommt.
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