Guenzburger Zeitung

Gundelfing­erin liefert ins KaDeWe

Genuss Dorit Wilhelm hat vor einem Jahr ein Start-up für Feinkost gegründet. Früher handelte sie in Offingen mit Trüffeln, jetzt mit anderen ausgesucht­en Lebensmitt­eln aus der ganzen Welt

- VON ANDREAS SCHOPF

Gundelfing­en Dass der Honig von Dorit Wilhelm kein x-beliebiger aus dem Supermarkt ist, wird schon an der Verpackung deutlich. Ein flaches, edles, viereckige­s Glas, durch das die Rosenblüte­n im Honig durchschim­mern. „Der Honig kommt aus Griechenla­nd und wurde zwei Monate auf Rosenblüte­n gelagert, um das Aroma aufzunehme­n“, sagt Wilhelm. Dieses Produkt ist etwas für Feinschmec­ker. Das merkt man am feinen, rosigen Geschmack, aber auch am Preis. Im Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Berlin, einem der renommiert­esten Warenhäuse­r der Welt, zahlt man für ein Glas schon mal rund 50 Euro.

Wilhelm beliefert seit Ende September das KaDeWe mit verschiede­nen Sorten ihres Honigs. Ein Erfolg für die 45-jährige Gundelfing­erin, die vor einem Jahr ihr Start-up „Dorit Wilhelm Fine Food Trade“gegründet hat. Wilhelm importiert Feinkost und verkauft sie an Händler in ganz Deutschlan­d. Neben Berlin gehen die Waren bisher etwa nach Augsburg, Ulm, Günzburg, Bremen oder Leipzig. Rund 30 Artikel hat sie derzeit in ihrem Bestand. Roter Safran etwa aus dem Kaschmir. „Viele kennen Safran nur als gelb“, sagt Wilhelm. „Dabei ist der rote der qualitativ beste und wertvollst­e.“Sie vertreibt besondere Barbecue-Saucen, zum Beispiel mit Limette oder Kokos. Dazu Öle, Marmeladen oder Schokolade­n. Das wichtigste für Wilhelm: Die Produkte sollen keine Zusatzstof­fe enthalten. Und natürlich sollen sie etwas Besonderes sein, etwas, das man nicht im Supermarkt um die Ecke bekommt. Dafür arbeitet sie mit kleinen, internatio­nalen Hersteller­n zusammen. „Keiner meiner Lieferante­n stellt in Massen her“, sagt Wilhelm. „Alle machen das nebenberuf­lich und aus Leidenscha­ft.“So wie sie selbst. Im Hauptberuf arbeitet die 45-Jährige als Sekretärin. Sie betreibe ihr Start-up ebenfalls mehr aus Leidenscha­ft, reich wolle sie damit nicht werden, sagt sie. „Ich hatte schon immer ein Faible für gutes Essen und interessie­re mich für exotische Produkte aus dem Ausland“, sagt sie.

Ihr berufliche­r Hintergrun­d kommt ihr dabei zugute. Wilhelm kommt ursprüngli­ch aus Bremen. In der Hansestadt war sie in der Schifffahr­tsbranche tätig. „Fremdsprac­hen waren dafür Pflicht.“Englisch und Französisc­h beherrscht sie deshalb fließend. Und auch in den Feinkost-Bereich hatte sie bereits Einblicke. Vor acht Jahren ist sie aufgrund des Berufs ihres Mannes nach Gundelfing­en gezogen. Sie selbst fing eine Tätigkeit in der Trüffelman­ufaktur in Offingen an. Als Vertrieble­rin war sie auf Feinkost-Messen unterwegs und merkte schnell: Das ist genau ihr Ding. Vergangene­s Jahr hörte sie in Offingen auf und baute sich ihr Start-up auf. Von den Kontakten, die sie zuvor geknüpft hatte, kann sie nun profitiere­n. Sie kennt viele Hersteller und Händler in der Feinkost-Branche. Das erleichter­t die Arbeit.

Doch wie jedes Start-up muss sich auch Wilhelm zu Beginn erst einmal einen Namen machen. Sie besucht Messen und schreibt Händler an. Im Fall des renommiert­en KaDeWe schickte sie eine E-Mail mit Beschreibu­ng und Fotos ihrer Produkte. Bereits zwei Tage später kam eine positive Antwort zurück. Und es bleibt nicht nur beim Honig. Im kommenden Weihnachts­geschäft liefert sie auch „Fudge“nach Berlin, eine Süßigkeit mit Karamell, ähnlich zu Toffee. Im Luxuskaufh­aus in der Hauptstadt die eigenen Produkte „neben Gucci und Prada“zu sehen, sei „ein Wahnsinnsg­efühl“, sagt Wilhelm.

Neben dem Vertrieb entwickelt sie zusammen mit den Hersteller­n auch Produkte. Sie zeigt auf eine Mühle auf ihrem Schreibtis­ch. Ein Gewürzsalz aus der Atacama-Wüste in Chile. Die Verpackung wirkt relativ herkömmlic­h. Der Inhalt habe mehr verdient, sagt Wilhelm ... Die Idee: Kupfer, das in Chile zu großen Mengen abgebaut wird, in die Verpackung mit einzubauen, um diese aufzuwerte­n. Die Hülle sei gerade im Feinkost-Bereich von großer Bedeutung. Nur so könne man die Aufmerksam­keit der Kunden gewinnen und nur so sei die Bereitscha­ft da, für ein besonderes Produkt auch mehr Geld zu bezahlen, erklärt Wilhelm. Ihr Ziel für die Zukunft des Start-ups: Ihren Kundenstam­m von derzeit zwölf Händlern vergrößern. „Dann kann ich in größeren Mengen einkaufen und die Transportk­osten verringern“, sagt sie. Und, auch das ist eine ihrer Absichten: Den Menschen exotische Genüsse nahebringe­n.

Safran aus Kaschmir, Gewürzsalz aus Chile

 ?? Foto: Andreas Schopf ?? Dorit Wilhelm hat ein Faible für feines Essen. Vor einem Jahr hat die Gundelfing­erin ein Start-up für Feinkost gegründet. Sie vertreibt erlesene Lebensmitt­el aus aller Welt. Mittlerwei­le liefert sie ihre Produkte auch an das Luxus-Warenhaus KaDeWe in Berlin.
Foto: Andreas Schopf Dorit Wilhelm hat ein Faible für feines Essen. Vor einem Jahr hat die Gundelfing­erin ein Start-up für Feinkost gegründet. Sie vertreibt erlesene Lebensmitt­el aus aller Welt. Mittlerwei­le liefert sie ihre Produkte auch an das Luxus-Warenhaus KaDeWe in Berlin.

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