Immer mehr zieht es in die Städte
Neue Studie ergründet die Wohnwünsche der Bundesbürger
Berlin Die Wohnwünsche der Deutschen werden vielfältiger und anspruchsvoller. Zugleich können sich viele Bürger mit einem Durchschnittseinkommen ein Leben in der Stadt nicht mehr leisten. Die Studie „Wohntrends 2035“zeigt, worauf die Menschen in Deutschland besonders Wert legen. Die Untersuchung stammt vom Spitzenverband der Wohnungswirtschaft, in dem viele Wohnbaugenossenschaften und gemeinnützige Wohnungsunternehmen Mitglied sind.
● Gesellschaftswandel Forscher erkennen als Trend, dass Wohnen in Deutschland vielfältiger wird. Mehr altengerechte Unterkünfte sind gefragt, weil Zahl und Anteil der über 65-Jährigen steigen werden – auf 27 Prozent der Deutschen im Jahr 2030. Zugleich dürften weiter zahlreiche Zuwanderer kommen, zum einen angeworbene Fachkräfte, zum anderen Flüchtlinge. Unter den Einheimischen wollen noch mehr allein leben. Manchmal sind es sogar Paare, die lieber in getrennten Wohnungen zusammen sind, sagt Bettina Harms, Mitautorin der Studie.
● Wohnungsgrößen Kaum jemand möchte eine kleine Wohnung, nur sechs Prozent der Befragten würden sich freiwillig dafür entscheiden. 21 Prozent möchten eine mittlere, 26 Prozent eine große, 25 Prozent sogar eine sehr große Wohnung. Wunsch und Wirklichkeit gehen in teuren Großstädten auseinander. Deshalb sind Mieter am ehesten bereit, Abstriche bei der Wohnfläche zu machen (44 Prozent).
● Digitalisierung Von den meisten Neumietern wird inzwischen eine digitale Grundausstattung erwartet. Die Technik soll aber eher unsichtbar bleiben, sagt Studienautorin Bettina Harms. 20 Prozent wünschen, dass digitale Assistenzsysteme wie Alexa und Google Home in der Wohnung vorinstalliert sind.
● Lage Abgesehen vom Digitalen steigen die Ansprüche der Deutschen vor allem an die Lage der Wohnung. Wenn möglich, soll alles in der Nähe sein, was der moderne Mensch braucht: der Arbeitsplatz, die Freunde, soziale Einrichtungen wie Kindergärten und Kulturangebote. Das findet sich natürlich nur in der Stadt, weshalb es dort zunehmend eng wird. Der Begriff des Quartiers wird für Stadtplaner und Wohnungsbauunternehmen deshalb immer wichtiger. Die Integration der unterschiedlichen Lebensformen finde in den Quartieren statt, sagt Wohnungswirtschaft-präsident Axel Gedaschko. Dabei sieht er allerdings gleichzeitig das wachsende Problem für Senioren, Alleinerziehende und Familien mit ausländischen Wurzeln, einen bezahlbaren Wohnraum zu finden.
● Landflucht Die Menschen strömen in die Städte. Für Wohnungswirtschaft-präsident Gedaschko aber ist klar: „Wir werden es nicht schaffen, zeitnah so viele Wohnungen zu bauen, dass sie alle in der Stadt leben können.“Deshalb müsse Wohnen auf dem Land attraktiver werden, mit einer besseren Infrastruktur, zum Beispiel der Anbindung von bisher abgehängten Regionen an den öffentlichen Nahverkehr.