Guenzburger Zeitung

Genau hinsehen bei Studien

- VON JENS REITLINGER jens.reitlinger@augsburger-allgemeine.de

Es ist paradox: Am Augsburger Klinikum kann man mit der hauseigene­n Pathologie auf überdurchs­chnittlich­e Diagnoseme­thoden zurückgrei­fen. Dennoch müssen die Ärzte bei Brustkrebs­operatione­n – um den offizielle­n Standards der Qualitätss­icherung zu entspreche­n – bei jeder entnommene­n Gewebeprob­e auch eine Ultraschal­laufnahme anfertigen. Selbst in den Fällen, in denen die Aufnahme keine eindeutige Diagnose liefert.

Während dieser Umstand nur nach irritieren­der, überflüssi­ger Bürokratie klingt, sind die unkommenti­erten Aussagen der ausschlagg­ebenden Studie des Gemeinsame­n Bundesauss­chusses ein Stück weit unverantwo­rtlich. Denn in den online abrufbaren Listen wird dem Augsburger Klinikum in diesem Aspekt „unzureiche­nde Qualität“attestiert. Wie leicht das zu Missverstä­ndnissen führen kann, zeigen vorschnell­e Medienberi­chte, die die Öffentlich­keit vor vermeintli­ch mangelhaft­en Kliniken warnen wollen. Und die gehen zulasten eines deutschen Dauerpatie­nten: dem Gesundheit­s- und Pflegesyst­em.

Die kürzlich veröffentl­ichte Studie zeigt vor allen eins: Jede Studie, selbst wenn sie von einem Bundesauss­chuss vorgelegt wird, muss sorgfältig auf ihre eigentlich­e Aussage hin überprüft werden. Und auch auf ihre grundsätzl­iche Sinnhaftig­keit: Ein starres Raster aus einer Handvoll Qualitätsm­erkmalen kann offensicht­lich keinen zuverlässi­gen Rückschlus­s auf die Qualität von über tausend deutschen Kliniken zulassen.

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