Genau hinsehen bei Studien
Es ist paradox: Am Augsburger Klinikum kann man mit der hauseigenen Pathologie auf überdurchschnittliche Diagnosemethoden zurückgreifen. Dennoch müssen die Ärzte bei Brustkrebsoperationen – um den offiziellen Standards der Qualitätssicherung zu entsprechen – bei jeder entnommenen Gewebeprobe auch eine Ultraschallaufnahme anfertigen. Selbst in den Fällen, in denen die Aufnahme keine eindeutige Diagnose liefert.
Während dieser Umstand nur nach irritierender, überflüssiger Bürokratie klingt, sind die unkommentierten Aussagen der ausschlaggebenden Studie des Gemeinsamen Bundesausschusses ein Stück weit unverantwortlich. Denn in den online abrufbaren Listen wird dem Augsburger Klinikum in diesem Aspekt „unzureichende Qualität“attestiert. Wie leicht das zu Missverständnissen führen kann, zeigen vorschnelle Medienberichte, die die Öffentlichkeit vor vermeintlich mangelhaften Kliniken warnen wollen. Und die gehen zulasten eines deutschen Dauerpatienten: dem Gesundheits- und Pflegesystem.
Die kürzlich veröffentlichte Studie zeigt vor allen eins: Jede Studie, selbst wenn sie von einem Bundesausschuss vorgelegt wird, muss sorgfältig auf ihre eigentliche Aussage hin überprüft werden. Und auch auf ihre grundsätzliche Sinnhaftigkeit: Ein starres Raster aus einer Handvoll Qualitätsmerkmalen kann offensichtlich keinen zuverlässigen Rückschluss auf die Qualität von über tausend deutschen Kliniken zulassen.