Guenzburger Zeitung

Bücherei soll zum Treffpunkt mitten in der Stadt werden

Kathrin Ost und Ulrike Schulz leiten jetzt die Stadtbüche­rei St. Johannes in Ichenhause­n. Was sie dort vorhaben

- VON IRMGARD LORENZ

Ichenhause­n Wenn das kein Lob ist! „Ich war ganz überrascht, wie toll die Bücherei hier ist“, sagt Kathrin Ost. Das große Angebot für Kinder und auch die Literatura­uswahl für Erwachsene in der Stadtbüche­rei St. Johannes haben ihr von Anfang an imponiert. Mittlerwei­le ist die Buchhändle­rin in Elternzeit nicht mehr nur Leserin. Zusammen mit Ulrike Schulz und einem Team von knapp 20 ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn leitet sie die Stadtbüche­rei in Ichenhause­n.

Damit löst das neue Leitungste­am Alexandra Berndorfne­r ab, die seit 25 Jahren zum Team gehört, seit 2005 die Leitung der Bücherei innehatte und sich aus gesundheit­lichen Gründen zurückgezo­gen hat. Als leidenscha­ftliche Leserin bleibt Alexandra Berndorfne­r der Bücherei aber erhalten, und sie hilft auch gerne mal bei der Ausleihe mit oder übernimmt in Urlaubszei­ten.

Kathrin Ost und Ulrike Schulz „sind ein ideales Team“, sagt Alexandra Berndorfne­r. Als Buchhändle­rin (Kathrin Ost) und Diplommath­ematikerin, die elf Jahre lang in einem Verlag Produktman­agerin für Informatik-bücher war (Ulrike Schulz), bringen beide einen soliden fachlichen Hintergrun­d mit. Mindestens genauso wichtig sind aber Aufgeschlo­ssenheit und Freude am Umgang mit Menschen. Es kommen viele Stammleser, man kennt sich, und die Bücherei St. Johannes ist auch ein Treffpunkt in der Stadt. Von einer „Kommunikat­ionsbörse“sprechen Ost und Schulz. Die Bücherei an der Ecke Annastraße/vonstain-straße ist in einem eigenen, modernen und hellen Gebäude untergebra­cht. Sitzsäcke und das Sofa im ersten Stock laden gleich vor Ort zum Schmökern ein.

Kathrin Ost denkt schon darüber nach, wie sich der kleine Garten im Sommer einbinden ließe. „Wir wollen Treffpunkt werden“, sagt sie, „noch mehr als es im Moment ist.“Dazu beitragen könnten gemeinsame Veranstalt­ungen von Stadt und Kirche, die zusammen Träger der Bücherei sind. Ideen hat das neue Leitungste­am schon: Ein Literaturt­reff zum Austausch über gelesene Bücher könnte initiiert werden, Schulen sollen wieder verstärkt eingeladen werden, auch wenn die Kinder sich überwiegen­d in den Schulbüche­reien mit Lesestoff eindecken.

In der Stadtbüche­rei St. Johannes gibt es nämlich mehr als Lektüre: Praktisch nebenher lernen die jungen Nutzer, wie eine Bücherei aufgebaut ist und wie man gezielt ein Buch sucht und findet. Was es vor Ort nicht gibt, besorgt das Büchereite­am über die Fernleihe. Und selbstvers­tändlich können die Leser im Netz ihr Nutzerkont­o und den Bestand der Ichenhause­r Bücherei einsehen und Medien verlängern. Außerdem beteiligt sich die Stadtbüche­rei am Stadtfest sowie am Kinderferi­enprogramm und bietet Autorenles­ungen an.

Stolz ist das Büchereite­am auch auf das Gütesiegel des St. Michaelsbu­ndes, das eine Arbeit auf hohem Niveau bescheinig­t. Ziel des Siegels ist es, Standards für Büchereien hinsichtli­ch Ausstattun­g und Leistungsu­mfang festzulege­n. Bewertet werden unter anderem Räume, Budget, Öffnungsze­iten und Medienange­bot.

Die größte Gruppe der knapp 1000 Nutzer der Stadtbüche­rei St. Johannes sind Familien mit kleinen Kindern, die an wöchentlic­h drei Öffnungsta­gen die Wahl aus etwa 12 000 Medien haben. Das zeigt sich auch in der Statistik: Von 10576 Printmedie­n, die im Jahr 2017 entliehen worden sind, waren 5726 Kinder-und Kindersach­bücher. An zweiter Stelle standen mit 3412 Ausleihen Schöne Literatur, Romane und Jugendbüch­er. Außerdem wurden 942 Sachbücher und 496 Zeitungen oder Zeitschrif­ten entliehen, dazu mehr als 1000 CDS oder Kassetten. Die Nachfrage nach E-books sei nicht besonders groß, sagen die Leiterinne­n, die Anschaffun­gskosten von 2000 Euro und die jährlichen Folgekoste­n aber nicht zu unterschät­zen.

Insgesamt hat die Stadtbüche­rei St. Johannes im vergangene­n Jahr etwas mehr als 7000 Euro für den Erwerb von Büchern ausgegeben, 14400 Euro sind als „Ausgaben für den Büchereira­um“aufgeliste­t. Die Personalko­sten lagen, dank Ehrenamt, knapp unter 300 Euro. Gesamtausg­aben von nahezu 24000 Euro im vergangene­n Jahr stehen Einnahmen in Höhe von 9900 Euro gegenüber. Zwölf Euro kostet der Familienau­sweis im Jahr, acht Euro der Einzelausw­eise für Erwachsene, fünf Euro für Kinder und Jugendlich­e. 300 Stunden stand die Bücherei im vergangene­n Jahr den Lesern offen, in den Ferien ist regulär geöffnet. Nur über Weihnachte­n schließt die Bücherei St. Johannes für die jährlichen Abschlussa­rbeiten.

Auch der Garten soll eingebunde­n werden

Öffnungsze­iten Montag von 17 bis 19 Uhr, Donnerstag von 16 bis 18 Uhr und Freitag von 14 bis 16 Uhr.

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 ?? Foto: Irmgard Lorenz ?? Alexandra Berndorfne­r (vorne) hat die Leitung der Stadtbüche­rei St. Johannes in Ichenhause­n an Kathrin Ost und Ulrike Schulz (rechts) abgegeben. „Ein ideales Team“, sagt sie über ihre Nachfolger­innen.
Foto: Irmgard Lorenz Alexandra Berndorfne­r (vorne) hat die Leitung der Stadtbüche­rei St. Johannes in Ichenhause­n an Kathrin Ost und Ulrike Schulz (rechts) abgegeben. „Ein ideales Team“, sagt sie über ihre Nachfolger­innen.

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