Premiere im Landkreis: Burgauer können sich Auto teilen
Mobilität Am Rathaus steht ein Siebensitzer bereit. Für ein Unternehmen aus Deggendorf ist es der erste Standort in Schwaben – und der erste für Carsharing im Landkreis überhaupt. An wen sich das Angebot richtet und was noch geplant ist
Burgau Das Deggendorfer Unternehmen Mikar hat in Burgau seinen ersten Carsharing-standort in Bayerisch-schwaben eröffnet. Ein Siebensitzer vom Typ Nissan E-NV 200, der zu 100 Prozent elektrisch fährt, ist an einer Ladesäule der LEW am Rathaus stationiert. Der Wagen kann von jedem erfolgreich registrierten Nutzer gefahren werden, das Angebot richtet sich aber in erster Linie an Vereine und soziale Einrichtungen. Möglich sind die Anschaffung und der Betrieb des Autos nur, weil sich 31 Unternehmer am Sponsoring beteiligt haben, das Fahrzeug ist entsprechend mit Werbung beklebt. Nur über die Einnahmen – eine Stunde kostet 3,99 Euro, 24 Stunden schlagen mit 29,90 Euro als Bruttoendpreis inklusive Energiekosten zu Buche – wäre das nicht möglich, betonte Karl-heinz Kaiser, einer der Geschäftsführer der Firma.
Wer sich für die Nutzung interessiert, kann sich auf der Internetseite von Mikar registrieren. Im Burgauer Kulturamt wird dann der Führerschein überprüft. Sobald von dort die Rückmeldung an das Unternehmen gegeben wurde und die Unterlagen an den Nutzer versandt wurden, kann es losgehen. Das Fahrzeug lässt sich sowohl mit einer Handy-app als auch mit einer speziellen Codekarte entriegeln. Der Autoschlüssel liegt in einer Vorrichtung im Handschuhfach. Geladen werden kann der Wagen an allen Ladesäulen von RWE und LEW kostenlos, bei anderen Anbietern kostet dies hingegen etwas. Er muss auch immer zum Ausgangspunkt zurückgebracht und wieder an die „Steckdose“angeschlossen werden, sonst kann der Fahrer die Fahrt nicht abschließen.
Sollte der Akku einmal ganz leer sein, dauert das Wiederaufladen sechs Stunden, 80 Prozent sind nach vier Stunden erreicht. Aber auch ein schnelleres Zwischenladen ist möglich. Dank entsprechender Warn- signale soll es nicht vorkommen, dass man mit einem „leeren“Auto liegen bleibt. Wer die Warnungen aber ignoriert und es nicht mehr bis zu einer Ladesäule schafft, kann einen speziellen Ladestecker benutzen, der in jede normale Steckdose passt, und dort Strom für eine Reichweite von zehn Kilometern „tanken“. Auch gibt es den Service, dass der Wagen abgeschleppt und zur nächsten Ladesäule gebracht würde. Wer mehr als 125 Kilometer fährt, wird um ein Zwischenladen nicht herum kommen, erklärte Kaiser. Und wer das Auto gebucht hat, kann es 15 Minuten vor dem geplanten Start öffnen. Das Unternehmen strebt übrigens auch an, künftig zusammen mit LEW per Handy-app eine Ladesäule buchen zu lassen.
Zwar ist das Carsharing-angebot in Burgau speziell für die Bedürfnisse von Kunden gedacht, die mal einen größeren Wagen benötigen – schließlich habe auf dem Land fast jeder auch ein kleineres Auto, sagte Kaiser. Aber von der Zielgruppe Vereine war bei der Präsentation kaum jemand da, weil es bei Mikar einen Kommunikationsfehler gegeben habe, räumte der Geschäftsführer ein. Ohnehin waren nur knapp zehn Personen, somit vor allem Sponsoren, am Montagnachmittag an die Kapuziner-halle gekommen. Die Vereine sollen nun erneut angeschrieben werden. Marianne Jobst, Schatzmeisterin des TSV Burgau, und Tennis-abteilungsleiter Rainer Ehlers aber waren da. Gerade für die Fahrt zu Wettkämpfen außerhalb der Stadt sei so ein Fahrzeug interessant, sagte Jobst, dann müsse nicht jeder alleine oder in kleineren Fahrgemeinschaften fahren. „Wir informieren uns aber erst einmal.“
So oder so soll das Elektroauto für mindestens vier Jahre in Burgau bleiben, für diesen Zeitraum hat Mikar eine Standortgarantie abgegeben. So lange sei auch gesichert, dass an den Lew-säulen kostenlos geladen werden kann. Rund um die Uhr ist der Nissan im Internet buchbar. Sollte das Interesse groß sein, wäre es auch vorstellbar, weitere Fahrzeuge in Burgau zu stationieren, hatte ein anderer Geschäftsführer der Firma im März im Kulturausschuss der Stadt angekündigt. Eine langfristige Bindung werde angestrebt. Wenn sich der Standort nach den ersten vier Jahren nicht rechnet, könnte das Auto weiter über Sponsoren finanziert werden. In jedem Fall solle dann das jetzige durch ein neues Wagenmodell ersetzt werden. Um die Wartung kümmert sich ein Partner aus der Region, die Selbstbeteiligung im Falle eines Unfalls beträgt 1000 Euro, soll aber gesenkt werden. Im Ausschuss war auf die Frage geantwortet worden, ob das Unternehmen den aktuellen Standort des Autos überwache und so ein Bewegungsprofil des Nutzers erstellen kann, dass auf diese Daten nur nach Diebstahl oder Panne zurückgegriffen werde. Burgau ist nun übrigens der erste Standort für Carsharing im Landkreis überhaupt, sagte Regionalmarketing-geschäftsführer Axel Egermann auf Anfrage.