Die Kritik hat gewirkt
Ein Bauherr in Jettingen-scheppach speckt ein großes Projekt ab, was die Gemeinde nun mit Wohlwollen sieht. In anderen Fällen wird hingegen Fingerspitzengefühl vermisst
Jettingen-scheppach Die massive Kritik des Gemeinderats Jettingenscheppach an zwei geplanten, riesigen Mehrfamilienhäusern in der Nähe der Mindeltal-schulen hat gefruchtet. Hatte der Antragsteller im Juli noch vorgehabt, auf 1028 Quadratmeter Fläche zwei Gebäude mit elf Wohneinheiten hinzustellen (wir
berichteten), hat er seine Pläne nun deutlich abgespeckt. In der jüngsten Sitzung gab der Bau- und Umweltausschusses einstimmig grünes Licht für eine neue Bauvoranfrage, bei der es sich jetzt nur noch um ein Doppel- und ein Mehrfamilienhaus mit fünf Wohneinheiten dreht.
Der ursprüngliche Antrag der Fix Bau- und Immobilien Gmbh hatte im Sommer für großes Kopfschütteln im Gremium gesorgt. Als Bürgermeister Hans Reichhart eine Grafik des geplanten Projekts zeigte, dachten mehrere Räte im ersten Moment, eine Ansicht des Schulgebäudes vor sich zu haben. „So eine Masse ist undenkbar“, sprach der Bürgermeister allen Räten aus dem Herzen. Der Gemeinde, die nicht die kleinlichste sei, und vor allem den Nachbarn so etwas vor die Nase setzen zu wollen, sei eine Zumutung. Nachdem der Antrag ohne Wenn und Aber abgelehnt wurde, hat der Antragsteller jetzt eine ganz neue Version erarbeitet, mit der der Rathauschef ganz gut leben kann. „Was uns jetzt vorliegt, dem könnte man zustimmen.“Ein Mehrfamilienhaus wurde zu einem Doppelhaus mit je einer Wohnung reduziert, im zweiten Gebäude haben fünf Wohneinheiten Platz.
Reichhart betonte jedoch, dass der Gemeinde bei der Erschließung des Grundstücks auf keinen Fall Kosten entstehen dürften. Grundvoraussetzung für weitere Gespräche sei, dass der Bauherr für einen Din-gerecht gebauten Kanal aufkommen müsse und dieser später unbedingt ins Eigentum der Kommune übergehe. Das alles müsse schriftlich im Vertrag festgehalten werden.
Ein anderes Problem sah Christoph Böhm (Freie Wähler) bei den Parkplätzen. Ein Haus mit fünf Wohneinheiten muss über zehn Stellplätze verfügen. Aus Platzmangel hat der Antragsteller jedoch drei Plätze vor dem Doppelhaus eingeplant, zwei weitere Fahrzeuge müssten gar hintereinander parken. In Böhms Augen ein Ding der Un- möglichkeit, er bestand auf Parkplätzen, bei denen die Autos unabhängig voneinander bewegt werden können.
● Einfamilienhaus Seine Pläne komplett überarbeitet hat auch auch ein privater Bauherr, der in der Vonknöringen-straße in Scheppach ein neues Einfamilienhaus bauen will. Das Landratsamt hatte das Projekt abgelehnt, weil diverse Höhen überschritten wurden. Als „sehr interessanten, gefälligen Bau“bezeichnete Hans Reichhart das neue Vorhaben. Dort zu bauen, sei nicht leicht, ihm sei aber wichtig, dass eine Baulücke im Ort geschlossen wird und sich das Gebäude gut einfügt. Ohne Gegenstimme erteilte das Gremium die nötigen Befreiungen. ● Abriss Einstimmig und doch mit etwas Bauchweh verbunden, fiel der Beschluss, dass in Scheppach ein bestehendes Wohnhaus mit Stadel abgerissen werden soll. Christoph Böhm hätte es lieber gesehen, wenn der Antragsteller gleich einen Plan für einen Neubau vorgelegt hätte. Ansonsten sei zu befürchten, dass eine Bauruine stehen bleibe. Da habe die Gemeinde leider keine Handhabe, sagte Reichhart. „Und was nützt uns ein Plan, wenn am Ende dann doch nicht gebaut wird?“Zweiter Bürgermeister Hermann Högel war der Ansicht, dass es der Gemeinde nicht zustehe, Druck zu machen und nur dann zuzustimmen, wenn dem Abriss etwas Gefälliges folge. Auf Böhms Vorschlag hin, soll die Verwaltung dem Antragsteller mit auf den Weg geben, doch zeitnah das Grundstück wieder zu bebauen.
● Ortskern Kein Verständnis hatte Christoph Böhm dafür, dass ein Hausbesitzer an der Ecke Zeppelinstraße/hauptstraße in Jettingen einen zwei Meter hohen Sichtschutzzaun gebaut hat. Dessen Nachbar habe vorbildlich saniert, und hier werde alles „verschandelt“. „Wir versuchen, den Ortskern schöner zu machen. Da ist dieser Zaun konträr zu unseren Bemühungen“, monierte er. Eine Möglichkeit, einzuschreiten, gibt es laut Bauamtsleiter Markus Guckler aber nicht. Ein Sichtschutz ist bis zu einer Höhe von zwei Metern genehmigungsfrei. Auch Bürgermeister Hans Reichhart empfindet den Zaun als „Schlag ins Gesicht“. Er lasse den Hausbesitzern gerne die ein oder andere Freiheit, im Gegenzug sei ein gewisses Fingerspitzengefühl angebracht. Er versprach jedoch, den Kontakt mit dem Herrn zu suchen.