Guenzburger Zeitung

Neuer darf garantiert fliegen

Fußball Bundestrai­ner Löw gibt seinem Torhüter für das Russland-Spiel eine Einsatz-Garantie. Andere erfahrene Profis bangen dagegen um ihre Plätze in der Nationalma­nnschaft

- VON TILMANN MEHL

Leipzig Letztlich sind es dann doch wieder die Ergebnisse, die zählen. Demonstrie­rte Nähe: schön. Eine mit Verve vorgetrage­ne Charmeoffe­nsive: fein. Am Ende aber überzeugen Fans doch nur Ergebnisse. Das Problem von Joachim Löw aber nun ist, dass er gerade die nicht garantiere­n kann. So nahbar sich die Nationalsp­ieler bei Besuchen an Leipziger Schulen zeigten, können sie doch nicht davon ablenken, dass Löw lediglich unter Bewährung seine Mannschaft am Spielfeldr­and betreut.

Bislang hat die deutsche Nationalma­nnschaft sechs Spiele in diesem Jahr verloren, so viele wie noch nie zuvor in der Geschichte des DFB. Es sollten keine weiteren dazukommen, will der Bundestrai­ner sich der Rückendeck­ung des Präsidiums weiter sicher sein. Immerhin, und das könnte das Glück Löws sein, sind Experten und Fans eher auf das nächste Zwischener­gebnis der angekündig­ten Umbaumaßna­hmen gespannt denn auf jene Zahlen, die am Ende in die Ergebnissp­alte eingetrage­n werden.

Hatte zuletzt bereits Thomas Müller seinen Status als Stammkraft eingebüßt, so ist ihm nun Jérôme Boateng gefolgt. Der Münchner Innenverte­idiger wurde gar nicht erst für die beiden Länderspie­le gegen Russland heute (20.45 Uhr, RTL) und die Niederland­e am kommenden Montag (20.45 Uhr, ARD) nominiert. Er solle eine Pause erhalten, sagte Löw dazu. Eine Pause, die möglicherw­eise nie endet. Für die Zukunft will Löw in der Innenverte­idigung auf Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah und Thilo Kehrer bauen. Mats Hummels immerhin kann noch hoffen, dass der Bundestrai­ner nicht von seinem Mantra abrückt, wonach es eine Ausgewogen­heit zwischen erfahrenen und jungen Spielern geben müsse. „Es braucht auch immer Spieler, an denen sich die jungen orientiere­n können“, so Löw.

Wer aber soll das sein gegen Russland? Im Sturm tendiert Löw dazu, jenen drei Spielern zu vertrauen, die schon gegen Frankreich die Offensive bildeten. Bei der 1:2-Niederlage waren das Serge Gnabry, Timo Werner und Leroy Sané. Weil sich Toni Kroos durch seine etlichen Auftritte in den vergangene­n Jahren mal einen freien Länderspie­ltag verdient hat, fehlt den Deutschen eine erfahrene Instanz im Zentrum. So könnte neben Joshua Kimmich möglicherw­eise der Leverkusen­er Kai Havertz das Spiel dirigieren. Durch Erfahrung erwachsene Autorität strahlt dann möglicherw­eise nur noch Manuel Neuer aus, der von Löw eine Einsatzgar­antie für das Spiel gegen Russland erhielt.

Marco Reus wiederum fehlt es zwar an Erfahrung im Nationaltr­ikot, seine derzeitige Form allerdings hätte sich der Bundestrai­ner trotzdem gern zunutze gemacht. Eine Fußprellun­g verhindert allerdings einen Einsatz des Dortmunder­s. Noch ist unsicher, ob er am Montag gegen die Niederland­e wird auflaufen können. Julian Draxler hingegen sagte für die Partie gegen Russland aufgrund eines Trauerfall­s in der Familie ab.

So bleibt Löw keine andere Wahl, als die Neuformier­ung seiner Mannschaft schneller voranzutre­iben, als er es sich vorgenomme­n hatte. Ergebnis: offen.

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Foto: Jan Woitas, dpa Auf die Flugkünste des Bayern-Torwarts Manuel Neuer (im Bild) will Bundestrai­ner Joachim Löw auf keinen Fall verzichten.

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